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Politik

Soldaten lassen Verteidigungsminister frei

7. Januar 2017

In der Elfenbeinküste scheint sich die Lage nach der Besetzung der zweitgrößten Stadt Bouaké durch Teile der Armee zu entspannen. Der Präsident verkündet eine Einigung, sein Minister ist wieder auf freiem Fuß.

Elfenbeinküste Meuternde Soldaten halten Verteidigungsminister fest
Verteidigungsminister Donwahi (Mitte) und seine Delegation wurden von den Soldaten am Verlassen des Gebäudes gehindertBild: Getty Images/AFP/S. Kambou

Zwei Stunden, nachdem meuternde Soldaten Verteidigungsminister Alain Richard Donwahi und seine Begleiter festgesetzt hatten, ließen sie ihre Geiseln wieder frei. Der Minister und seine Delegation verließen die Residenz des Vize-Präfekten in der Stadt Bouaké, wie Augenzeugen berichteten. Donwahi wurde umgehend zum lokalen Flughafen gebracht, wo er eine Maschine bestieg. 

Die Soldaten hatten den Minister direkt nach einer Fernsehansprache von Präsident Alassane Quattara, in der dieser eine Einigung im Streit um Solderhöhungen verkündet hatte, festgesetzt. Einer der meuternden Soldaten forderte: "Der Präsident muss uns sagen, wann wir bezahlt werden und wie viel wir kriegen." Nach Berichten der Nachrichtenagentur Reuters schrien Soldaten vor dem Gebäude, sie wollten sofort bezahlt werden und nicht erst nächste Woche.

Ouattara will Forderungen "in Ruhe" umsetzen

Präsident Ouattara hatte zuvor versprochen, die Forderungen nach Prämienzahlungen und besseren Lebensbedingungen würden "berücksichtigt". Details nannte er nicht. Ouattara rief alle Soldaten auf, in ihre Kasernen zurückzukehren, damit seine Entscheidungen "in Ruhe umgesetzt werden können".

Eigentlich hatte Präsident Ouattara eine Einigung mit den meuternden Soldaten (Bild) verkündetBild: Getty Images/AFP/S. Kambou

Am Freitag hatten meuternde Soldaten die zweitgrößte Stadt Bouaké besetzt. Sie verlangten eine Erhöhung ihres Soldes, Prämienzahlungen, schnellere Aufstiegschancen sowie bessere Unterkünfte. Journalisten berichteten von Schießereien rebellierender Soldaten, Schulen und Geschäfte blieben geschlossen. Händler, die am Straßenrand ihre Stände aufbauen wollten, wurden von den Soldaten vertrieben.

Am Samstag erfasste der Protest schließlich die Wirtschaftsmetropole Abidjan. Auch hier errichteten Soldaten Straßensperren, von einem Militärstützpunkt waren Schüsse zu hören.

Soldaten patrouillieren durch AbidjanBild: Getty Images/AFP/I. Sanogo

Das Auswärtige Amt in Berlin rät in seinem Reisehinweis, auf nicht dringend erforderliche Reisen in die Elfenbeinküste bis auf Weiteres zu verzichten. Die Deutsche Botschaft bat in dem Land lebende Deutsche, zu Hause zu bleiben.

Laut einem Armee-Offizier handelt es sich bei den Meuterern um frühere Rebellen aus dem Norden der Elfenbeinküste, die seit Ende des Bürgerkriegs in die Armee integriert wurden. Bereits im November 2014 hatten massive Proteste der ehemaligen Rebellen wegen ausstehender Zahlungen das Land lahmgelegt. Präsident Alassane Ouattara hatte daraufhin Nachzahlungen zugesagt.

Geplante Neuausrichtung der Armee

Die Regierung hatte vor kurzem einen ehrgeizigen Plan zur Modernisierung der Streitkräfte bis zum Jahr 2020 vorgelegt. Unter anderem will sie für umgerechnet 1,2 Milliarden Euro neue Ausrüstung kaufen und die Zusammensetzung der Streitkräfte neu strukturieren - von den derzeit 22.000 Soldaten haben zu viele hohe Dienstgrade.

Die Elfenbeinküste war zwischen 2002 und 2011 wegen eines wirtschaftlich und ethnisch bedingten Machtkampfs in zwei Teile gespalten. Die Rebellen im Norden unterstützten später Ouattara gegen den langjährigen Machthaber Laurent Gbagbo. Seit Ouattaras Vereidigung im Mai 2011 als Präsident ist das Land wieder vereint.

rk/se (ap, afp, dpa, rtre)

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