Migration, Handel, Sicherheit: Es gibt viele heikle Themen, die auf der Agenda des ersten Besuchs von US-Außenminister Pompeo in Mexiko stehen. So stellte das Nachbarland der Vereinigten Staaten auch erste Forderungen.
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Der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto will, dass die lateinamerikanischen Familien, die an der US-Grenze getrennt wurden, rasch wieder zusammengeführt werden. Es müsse eine dauerhafte Lösung gefunden werde, die das Wohlergehen und die Rechte der Kinder in den Mittelpunkt stelle, sagte der Staatschef beim Treffen mit US-Außenminister Mike Pompeo in Mexiko-Stadt. Außenminister Pompeo teilte mit, er habe die Notwendigkeit der Grenzsicherung "respektvoll bekräftigt".
Die Trennung von Eltern und Kindern im Grenzgebiet hatte weltweit für Empörung gesorgt. Zwar stoppte US-Präsident Donald Trump die Praxis vorerst. Allerdings zieht sich die Wiedervereinigung der Familien hin. Zukünftig sollen illegale Migranten und ihre Kinder gemeinsam eingesperrt werden.
"Nafta" vorantreiben
Beim ersten Besuch Pompeos als Außenminister in Mexiko ging es neben der Migration auch um die Themen Sicherheit und Handel. Die Regierungen beider Länder seien sich einig, die Neuverhandlung des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (Nafta) konstruktiv und zügig voranzutreiben, teilte das mexikanische Präsidialamt mit.
Begleitet wurde Pompeo von US-Finanzminister Steven Mnuchin, Heimatschutzministerin Kirstjen Nielsen sowie dem Berater und Schwiegersohn von US-Präsident Donald Trump, Jared Kushner. Mnuchin schrieb per Kurznachrichtendienst Twitter, es sei ein "großartiger Trip nach Mexiko" gewesen, um "produktive Beziehungen" aufzubauen und die US-Wirtschafts- sowie Sicherheitsinteressen weiter voranzubringen.
Pompeo besuchte auch den künftigen mexikanischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador. Es war das erste Treffen von hochrangigen Mitgliedern der US-Regierung mit dem Linksnationalisten, der am 1. Dezember sein Amt antreten wird. López Obrador unterbreitete der US-Delegation Vorschläge für die künftige Zusammenarbeit zwischen den beiden Nachbarländern. Pompeo sagte, dieser Besuch zeige, dass die USA die "Beziehung mit Mexiko sehr schätzen". Es habe zwar Probleme gegeben, aber der US-Präsident sei entschieden, die Beziehung "besser und stärker" zu machen.
Strukturreformen angekündigt
López Obrador war früher Bürgermeister von Mexiko-Stadt und hatte die Wahl Anfang des Monats mit großer Mehrheit gewonnen. Er will die zweitgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas grundlegend verändern. Unter anderem hat er angekündigt, eine Reihe von Strukturreformen zurückzunehmen, hart gegen Korruption vorzugehen und die Armut zu bekämpfen. Im Kampf gegen das organisierte Verbrechen hat er eine Amnestie für Drogenhändler ins Spiel gebracht.
Vor dem Büro von López Obrador wurde die US-Delegation von Demonstranten empfangen. "Wo sind die Kinder der Migranten?", war auf einem Transparent zu lesen. Auf einem anderen stand ein Zitat des historischen Präsidenten Benito Juárez: "Der Respekt vor dem Recht der anderen - zwischen Menschen wie zwischen Staaten - bedeutet Frieden."
Schwierige Beziehung
Das Verhältnis zwischen den USA und Mexiko ist angespannt. Trump will an der Grenze eine Mauer errichten, um illegale Einwanderung und Drogenschmuggel zu verhindern. Mexiko soll nach seiner Vorstellung für den milliardenteuren Mauerbau zahlen. Die mexikanische Regierung lehnt das ab.
Zudem verhandeln die beiden Länder auf Druck der US-Regierung derzeit den Nafta-Vertrag neu. Nafta ist nach der gemeinsamen Wirtschaftsleistung eines der größten Handelsabkommen der Welt. Seit dem Inkrafttreten 1994 sind fast alle Zölle zwischen den USA, Kanada und Mexiko gefallen. Trump sieht die Vereinigten Staaten durch den Vertrag benachteiligt. Bei einem Scheitern der Gespräche hat er mit einem Ausstieg der USA aus Nafta gedroht. Für Mexiko hat das Freihandelsabkommen enorme Bedeutung: Rund 80 Prozent der mexikanischen Exporte gehen in die USA.
jmw/mak (dpa, rtr, ap)
Der gefährliche Weg zur US-Grenze
Flüchtlinge aus Zentralamerika nehmen viele Gefahren und sogar Menschenrechtsverletzungen in Kauf, um die USA zu erreichen. Sanne Derks hat die Erfahrungen der Menschen in einer Unterkunft in Mexiko dokumentiert.
Bild: Getty Images/D. McNew
Auf dem Weg
Die meisten Migranten aus Zentralamerika reisen auf den Dächern von Güterzügen. So wollen sie vermeiden, entdeckt zu werden, denn Busse werden häufiger von den Einwanderungsbehörden kontrolliert. Über die Grenze zu kommen, ist eine Herausforderung. Wenn ein Schlepper zu teuer ist, arbeiten viele junge Männer als Drogenschmuggler und bezahlen so die Kartelle, die die Grenze kontrollieren.
Bild: DW/S. Derks
Leib und Leben riskieren
Auf einen fahrenden Zug zu springen, ist nicht ohne Risiko. Alex Garcia, der eigentlich Landwirt ist, hat sein Bein verloren, als er von einem fahrenden Zug abzuspringen versuchte. Jetzt erholt er sich in einem Flüchtlingslager. Wohin er danach gehen kann, weiß er nicht.
Bild: DW/S. Derks
Unter dem Radar
Miquel Angel erzählt, das größte Risiko auf der Flucht sei, von organisierten kriminellen Gruppen gekidnappt zu werden - zum Beispiel von "Los Zetas" in Mexiko. Die meisten Migranten nehmen deshalb weder Handy noch Laptop mit auf ihre Reise. So wollen sie das Risiko verringern, erpresst zu werden, wenn sie in Gefangenschaft geraten.
Bild: DW/S. Derks
Pause von der gefährlichen Reise
Unterwegs suchen Migranten Schutz in einer von 52 mexikanischen "albergues", wie die Notunterkünfte genannt werden. In Apizaco dürfen sie sich 24 Stunden in einer solchen Bleibe ausruhen, außer sie sind Opfer einer Straftat oder eines Unfalls geworden. Diese Männer haben die Erlaubnis, länger zu bleiben. Sie wurden angeschossen oder sind anderweitig auf ihrer Reise verletzt worden.
Bild: DW/S. Derks
Warten auf den nächsten Zug
Manchmal müssen Migranten Tage warten, bis der nächste Zug kommt. Delmin Flores und seine Cousins Alejandro und Luis Deras sitzen seit Stunden in der prallen Sonne. Sie mussten ihre Heimat Honduras verlassen, weil die Kaffeepreise einbrachen. Die Nacht verbringen die Migranten draußen - dort riskieren sie allerdings, ausgeraubt oder von Organhändlern getötet zu werden.
Bild: DW/S. Derks
In Sicherheit klettern
Frauen und Kinder nehmen selten den Zug, um die Grenze zur USA zu erreichen. Das Risiko ist sehr hoch, Menschenhändlern in die Hände zu fallen oder vergewaltigt zu werden. Die Frau und das Kind auf diesem Foto werden von ihrem Ehemann und Vater begleitet. Er hat schon mehr als 17 Mal versucht, auf diese Art in die USA zu kommen.
Bild: DW/S. Derks
Das war knapp
Herdin Varga erinnert sich an den Tag, als er von einem Wachmann auf einem Zug angeschossen wurde. Die Kugeln trafen ihn in Arm und Hals - einen Zentimeter weiter rechts und er wäre tot. Er darf sich in einer Flüchtlingsunterkunft erholen. Zudem hat er eine zeitlich begrenzte Erlaubnis beantragt, durch Mexiko zu reisen. Damit könnte er seinen Trip per Bus fortsetzen.
Bild: DW/S. Derks
Beten für eine sichere Reise
Der katholische Priester Ramiro Sanchez gründete die Unterkunft an der US-amerikanischen Grenze im Jahr 2010. Vor dem Essen beten hier die Flüchtlinge gemeinsam. Viele von ihnen sind religiös und glauben, dass Gott sie auf ihrer Reise beschützen wird.
Bild: DW/S. Derks
Nur eine Chance
Wenn die Migranten die Unterkunft einmal verlassen haben, können sie nicht wieder zurück. Diese Regel soll die Angestellten der Herberge schützen. Sie fürchten nämlich, dass Migranten mit Menschenschmugglern in Kontakt kommen. "Die Unterkunft ist für humanitäre Hilfe da, nicht für Menschen, die damit Geschäfte machen wollen", sagt der Angestellte Sergio Luna der Deutschen Welle.
Bild: DW/S. Derks
Alles umsonst
Diese Gruppe Migranten konnte auf den einzigen Zug springen, der an diesem Tag vorbeikam. Allerdings hielt er sofort an, nachdem er den Bahnhof verlassen hatte. Die Flüchtlinge müssen nun zurück zur Unterkunft laufen und ihr Glück an einem anderen Tag versuchen.