Die mexikanische Regierung will den Grenzübertritt tausender Migranten auf dem Weg in die USA durch den Einsatz der Armee verhindern. Es geht um eine Gruppe von 3000 mehrheitlich aus Honduras stammenden Flüchtlingen.
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"Sie werden nicht über die Grenze kommen", sagte der Chef der Einwanderungsbehörde, Francisco Garduno. Auch Migranten müssten sich "an das Einwanderungsgesetz halten".
Präsident Andrés Manuel López Obrador sagte, er sehe einen Zusammenhang zwischen dem Flüchtlingskonvoi und der US-Präsidentschaftswahl. "Es ist sehr merkwürdig, dass sich dieser Konvoi ausgerechnet kurz vor der US-Wahl auf den Weg gemacht hat." Es gebe Anhaltspunkte, dass die Aktion "organisiert" wurde, um die US-Wahl zu beeinflussen.
Am Tag zuvor hatte bereits Guatemala ein hartes Vorgehen gegen die Flüchtlinge angekündigt. Sie seien ohne Corona-Test unterwegs. Ihnen drohe deshalb Haft. Präsident Alejandro Giammattei appellierte an die rund 3000 Menschen, die am Donnerstag aus Honduras kamen, freiwillig in ihre Heimatländer zurückzukehren. Die Regierung verhängte den Notstand.
Der Treck war am Mittwoch in der zweitgrößten honduranischen Stadt San Pedro Sula aufgebrochen - nach entsprechenden Aufrufen in sozialen Netzwerken. Tags darauf durchbrachen die Menschen am Grenzübergang Entre Ríos Reihen guatemaltekischer Soldaten. Dabei setzten sie sich auch über geltende Corona-Bestimmungen hinweg: Sie kamen ins Land, ohne den vorgeschriebenen Virustest zu machen. Ebenso trugen viele der mehrheitlich aus Honduras stammenden Migranten keinen Mund-Nasen-Schutz.
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"Bitte, unternehmen Sie alle Anstrengungen!"
Vizepräsident Guillermo Castillo richtete an die honduranische Regierung einen Appell, alle Anstrengungen zu unternehmen, damit sich während der Pandemie keine weiteren Gruppen aus Honduras auf den Weg machen. Die Verantwortlichen in Tegucigalpa erklärten wiederum, hinter dem Treck stünden Menschenhändler und die organisierte Kriminalität.
Eigentliches Ziel der Migranten sind die USA. Die US-Botschaft in Honduras schrieb auf Twitter, es sei schwerer denn je, illegal in die Vereinigten Staaten einzureisen.
Flucht aus dem Elend
Die Menschen fliehen überwiegend vor Armut und Gewalt. Die Corona-Pandemie verschlechterte zudem die Bedingungen auf dem informellen Arbeitsmarkt, in dem ein großer Teil der Menschen in Honduras tätig ist. Vor zwei Jahren hatte ein Treck aus dem zentralamerikanischen Staat in Richtung USA weltweite Beachtung gefunden. Die Großgruppe schaffte es allerdings nur bis in die nordmexikanische Grenzstadt Tijuana. Der Versuch, die US-Grenze zu überrennen, scheiterte.
Migration: Über den Rio Grande in ein besseres Leben?
Zehntausende Flüchtlinge und Migranten aus Zentralamerika versuchen, von Mexiko über den Grenzfluss Rio Grande in die USA zu gelangen. Der Fotograf Adrees Latif hat ein Jahr lang Menschen, Wege und Gefahren dokumentiert.
Bild: Reuters/A. Latif
Der lange Weg
Sie fliehen vor Gewalt und Armut in ihren Heimatländern und hoffen auf ein besseres Leben. Mehr als tausend Kilometer liegen bereits hinter ihnen. Dann trennt nur noch der Rio Grande die Flüchtlinge und Migranten von dem ersehnten Ziel, den USA.
Bild: Reuters/A. Latif
Der Fluss als tödliche Gefahr
Ladi aus Honduras und ihr vierjähriger Neffe haben es geschafft. Sie erklimmen die Uferböschung auf der US-Seite. So viel Glück haben nicht alle Migranten. Der Rio Grande ist zwar an vielen Stellen nicht sehr breit, aber dennoch tückisch. Im Juni sorgte das Foto eines ertrunkenen Vaters und seiner knapp zweijährigen Tochter weltweit für Erschütterung: Sie wurden von der Strömung mitgerissen.
Bild: Reuters/A. Latif
Natürliche Grenze
Auf knapp 2020 Kilometern verläuft die Grenze zwischen den USA und Mexiko entlang des Rio Grande. Das entspricht fast zwei Drittel der Gesamtlänge der Grenze zwischen den beiden Staaten. Diese Menschen setzten im Mai bei Los Ebanos über.
Bild: Reuters/A. Latif
Perfide Methoden der Schleuser
Es gibt Zeiten, in denen viele Familien den Weg in die USA suchen, wie die 16-jährige Gabriella aus Honduras (Mitte unten) mit ihrem Baby. Schleuser nutzen das aus, wie US-Grenzschützer berichten. Manchmal würden die Schleuser eines der Kinder als Geisel festhalten und damit drohen, es in den Fluss zu werfen, sollten die Sicherheitskräfte zu nahe kommen.
Bild: Reuters/A. Latif
Die USA als Absatzmarkt
Auch das ist Teil der Realität: Schmuggler nutzen Lücken aus, um Drogen in die USA zu bringen. 63,5 Kilogramm Marihuana befinden sich in diesen Paketen. Der geschätzte Wert: 112.000 US-Dollar. Vermutlich haben die Schmuggler die Drogen zurückgelassen, als sie hörten, wie sich Autos näherten.
Bild: Reuters/A. Latif
In Reih und Glied
Diese Migranten warteten im April 2019 darauf, sich dem Grenzschutz zu stellen. Sie wollen Asyl beantragen. Im Mai erreicht die Zahl der illegalen Grenzübertritte ihren Höhepunkt. Fast 133.000 Menschen wurden aufgegriffen.
Bild: Reuters/A. Latif
Erpressung für Mithilfe
US-Präsident Donald Trump brachte Mexiko dazu, mehr dafür zu tun, damit Migranten und Flüchtlinge aus Zentralamerika nicht in die USA gelangen. Trump hatte dem Nachbarland unter anderem mit Strafzöllen gedroht. Diese und weitere Maßnahmen scheinen zu wirken, die illegalen Grenzübertritte gehen zurück. Dieser Mann ist einer von rund 34.000 Personen, die im September aufgegriffen wurden.
Bild: Reuters/A. Latif
Das Problem "abschieben"
Verstecken sich hier Migranten? Augenzeugen berichteten, große Menschengruppen seien zu dem Haus in McAllen (Texas) transportiert und wieder weggebracht worden. Zum Deal mit Mexiko gehört eine Vereinbarung, dass Asylbewerber nicht in den USA, sondern in Mexiko auf ihre Anhörung warten müssen. Mit Stand Februar haben die USA auf diese Weise rund 57.000 Menschen zurück über die Grenze gebracht.
Bild: Reuters/A. Latif
Ein Teil der Mauer steht
Um die illegale Einwanderung einzuschränken, war eines der zentralen Wahlversprechen von Präsident Trump der Bau einer Mauer zu Mexiko. Das Projekt gerät immer wieder ins Stocken. Anfang 2020 machte aber ein Unternehmer Nägel mit Köpfen: In der Nähe des Ortes Mission ließ er auf knapp fünf Kilometern entlang des Rio Grande einen hohen Zaun bauen - privat finanziert.