Es sind Bilder, die an den Migranten-Treck vor einem Jahr erinnern: Bis zu 2000 Menschen haben sich aufgemacht, Mexiko in Richtung USA zu durchqueren. Doch nach 30 Kilometern war Schluss.
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Die Karawane war erst wenige Stunden zuvor aus der südlichen mexikanischen Stadt Tapachula aufgebrochen. Die Migranten stammen aus Afrika, der Karibik und Zentralamerika. Nach rund 30 Kilometern Fußweg blockierten etwa 500 Beamte der mexikanischen Nationalgarde den Weg der Migranten und zwangen sie zur Umkehr. Menschenrechtsbeobachter berichten, fast alle Migranten seien per Bus zurück nach Tapachula gebracht worden. Eine kleine Gruppe aus 150 Menschen habe sich zu Fuß aufgemacht.
Viele der Migranten, die sich aufgemacht hatten, hatten zuvor Wochen und Monate in Tapachula ausgeharrt und auf Transitpapiere gewartet. Die meisten wollen nicht in Mexiko bleiben und stattdessen weiter in die USA reisen. Das betrifft vor allem afrikanische Migranten. Besonders aus Kamerun sind in den letzten Monaten Tausende Einwohner auf Grund eines bewaffneten Konflikte geflohen. Einige wagen die gefährliche Überfahrt über den Atlantik nach Mexiko. Erst am Freitag wurde ein Kameruner tot aus einem gekenterten Boot geborgen.
Die (un)freiwilligen Heimkehrer
Die US-Regierung finanziert mit über 1,6 Millionen Dollar die Heimreise zentralamerikanischer Migranten. Die warten in Mexiko auf ihr Asylverfahren – und haben häufig jede Hoffnung aufgegeben.
Bild: Reuters/J.L. Gonzalez
Warten oder gehen?
In Unterkünften wie diesem in Tijuana in Mexiko warten Zehntausende Migranten aus Mittelamerika auf eine bessere Zukunft. Sie wollen in die USA. Manche hatten es sogar schon dorthin geschafft, wurden aber nach Mexiko zurückgebracht. Seit zehn Monaten haben sie noch eine weitere Option: Eine kostenfreie Rückreise in ihre Heimatländer - eine höchst umstrittene Maßnahme der US-Regierung.
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Rückkehr trotz Angst
Denia Carranza will das Angebot annehmen. Die 24-Jährige ist mit ihrem Sohn aus Honduras geflohen. Dort sollte sie Arbeitskollegen Drogen verkaufen. Als sie sich weigerte, drohten ihr Gangmitglieder mit dem Tod. Sie floh nach Ciudad Juarez in Mexiko. Aber auch hier regieren die Drogen. "Ich habe Angst, nach Honduras zurückzukehren", sagt sie. "Aber ich habe noch größere Angst, hier zu bleiben."
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Lange Schlangen vor dem Bus
Für viele Migranten geht es per Bus in ihre Heimat zurück. Mehr als 2000 Migranten haben das "Assisted Voluntary Return" Programm der US-amerikanischen Regierung bereits in Anspruch genommen. Dreiviertel der Heimkehrer gingen zurück nach Honduras. Der Rest brach in Richtung El Salvador, Guatemala und Nicaragua auf.
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Zusammenarbeit mit Mexiko
Mehr als 1,6 Millionen Dollar lässt sich die US-Regierung das Programm kosten. Umgesetzt wird es von einer UN-Behörde in Mexiko. Zurückgebracht werden entweder Migranten, die es nie in die USA geschafft haben oder von dort zurück nach Mexiko geschickt wurden. Hilfsorganisationen kritisieren das Rückkehr-Programm. Es ist wie die Wahl zwischen Pest und Cholera.
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Hölle oder Hölle
"Es ist so oder so die Hölle für die Migranten", sagt das "Las Americas Immigrant Advocacy Center". Die mexikanischen Städte an der US-Grenze seien gefährlich. Die Organisation "Human Rights First" berichtet von über 100 Gewaltdelikten gegen Migranten in diesem Jahr. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) gab es bis Mitte August 247 Todesfälle unter Migranten nahe der Grenze.
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Zwischenstation Mexiko
Auch von dem Rückkehrrechtsprogramm betroffen ist eine Gruppe Migranten, die im Rahmen sogenannter Migrantenschutzprotokolle (MPP) in mexikanische Grenzstädte wie Tijuana zurückgeschickt wurden. Dort warten sie auf den Ausgang ihrer Asylverfahren. Mexiko hatte der Vereinbarung mit den USA zugestimmt, um Strafzölle abzuwenden. Mehr als 30.000 Menschen sind so bereits nach Mexiko gekommen.
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Die Gefahr, Asyl zu verpassen
NGOs befürchten gerade für MPP-Migranten Nachteile, wenn diese in die Heimat zurückkehren. Denn wenn die Migranten einen Termin vor einem US-Gericht zu ihrem Asylantrag verpassen, verringert das ihre Chancen auf Asyl erheblich. Dunia Ayala hat einen Termin, will aber dennoch nach Honduras zurück: "In den USA haben sie uns schlecht behandelt, in einen kalten Raum gebracht und uns alles abgenommen."
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Falsche Dokumente
Viele zentralamerikanische Migranten fühlen sich durch MPP betrogen. So wie Bertha Funez. Die 30-jährige Honduranerin kritisiert die US-Praktiken: "Sie haben uns belogen und gezwungen, Dokumente zu unterzeichnen. Angeblich habe ich nun Asyl in Mexiko beantragt. Aber das ist eine Lüge." Von den USA aus wurde sie nach Tijuana gebracht. Nun will sie zurück nach Honduras. "Mexiko ist nicht sicher."
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Einem Traum den Rücken kehren
Es ist schwer zu sagen, welche Erfolgsaussichten die Asylanträge heimgekehrter Migranten gehabt hätten. Viele werden unter der Trump-Administration abgelehnt. Laut IOM werden dennoch alle rückkehrwilligen Migranten in Mexiko beraten. "Sie sollen ihre Optionen kennen", sagt Christopher Gascon von IOM. Und verstehen, dass sie damit womöglich ihren Traum von einem besseren Leben in den USA aufgeben.
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Weg in die USA versperrt
Mexiko stellt kaum noch Transitpapiere in die USA aus. Die Migranten haben die Wahl, entweder Mexiko über die südliche Grenze zu verlassen oder in dem lateinamerikanischen Land zu bleiben. US-Präsident Donald Trump hatte den Druck auf Mexiko, die illegale Migration zu bekämpfen, verstärkt, als sich eine Karawane von zeitweise 7000 Menschen im Oktober vergangenen Jahres in Richtung USA aufmachte.
Die mexikanische Regierung hatte sich im Juni darauf eingelassen, Flüchtlinge und Migranten so lange wieder aufzunehmen, bis über deren Asylantrag in den USA entschieden wurde. Trump hatte mit Strafzöllen auf alle mexikanischen Importe gedroht, sollte die Regierung des Nachbarlands nicht kooperieren. Mexiko verpflichtete sich, die Nationalgarde an seinen Grenzen einzusetzen. Seitdem sank die Zahl der Menschen, die in den USA beim unerlaubten Grenzübertritt aus Mexiko festgesetzt wurden, drastisch.