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Mexiko-USA: Weiter Freihandel?

Andreas Knobloch Mexiko
26. Juli 2018

Mexiko wählt vor den Neuverhandlungen des nordamerikanischen Freihandelsabkommens NAFTA eine neue Strategie: Der neugewählte Präsident Andrés Manuel López Obrador schmiert Donald Trump fleißig Honig ums Maul.

Mexiko Der gewählte Präsident Andres Manuel Lopez Obrador gibt Pressekonferenz in Mexiko-City
Bild: Reuters/D. Becerril

Hatte Mexikos neugewählter Präsident Andrés Manuel López Obrador (Artikelbild) gegen den Lieblingsfeind seiner Landsleute, US-Präsident Donald Trump, im Wahlkampf noch laut gepoltert, schlägt er seit seinem Wahlsieg versöhnliche Töne an. "Mich ermutigt die Tatsache, dass wir beide wissen, wie wir unsere Versprechen erfüllen können. Wir haben es geschafft, unsere Wähler und Bürger in den Mittelpunkt zu stellen und das Establishment und herrschende System zu verdrängen. Alles ist bereit, auf der Basis von Zusammenarbeit und Wohlstand eine neue Etappe in den Beziehungen unserer Gesellschaften zu beginnen", schmeichelte López Obrador Trump in einem Brief vom 12. Juli, den er am Wochenende öffentlich machte.

Darin mahnte er, die seit März unterbrochenen Verhandlungen über eine Neugestaltung der nordamerikanischen Freihandelszone NAFTA wieder aufzunehmen. Denn "die Ungewissheit zu verlängern, könnte mittel- und langfristig Investitionen stoppen". Zugleich schlug López Obrador vor, Migration auf "integrale und gründliche Weise" zu behandeln, sie "wirtschaftlich unnötig zu machen" und die Mexikaner im Land zu halten. Eine weitere Verzögerung der NAFTA-Verhandlungen erschwere das wirtschaftliche Wachstum Mexikos und damit die Strategie seiner Regierung, Arbeitsplätze zu schaffen und die Lebensbedingungen der Mexikaner zu verbessern.

Trump: Antwortschreiben - kein Tweet!

In einem Antwortschreiben - kein Tweet! - vom 20. Juli, das am Montag (24. Juli) öffentlich wurde, äußerte Trump seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit, forderte aber schnelle Ergebnisse: "Ich gehe davon aus, dass uns eine erfolgreiche Neuverhandlung von NAFTA zu noch mehr und besser bezahlten Arbeitsplätzen für die hart Arbeitenden in Mexiko und den USA führen wird, aber nur, wenn wir es schnell hinkriegen. Ansonsten müsste ich einen ganz anderen als den bisher eingeschlagenen Weg wählen."

Trotz dieser impliziten Drohung gibt sich Trump gegenüber López Obrador bisher überraschend herzlich. Im Wahlkampf und auch danach hatte er immer wieder gegen illegale (mexikanische) Einwanderer gehetzt sowie mit Massenabschiebungen, dem Bau einer Grenzmauer zu Mexiko und dem NAFTA-Austritt der USA gedroht.

In der vergangenen Woche brachte Trump bilaterale Handelsabkommen zunächst mit Mexiko und danach Kanada ins Spiel und sorgte damit für einigen Wirbel. "Schauen wir, was passiert. Wir könnten ein separates Abkommen mit Mexiko schließen und dann später mit Kanada verhandeln. Aber wir haben sehr gute Gespräche mit Mexiko", sagte Trump gegenüber Journalisten im Weißen Haus.

Mexiko besteht auf Dreierverhandlungen

Mexikos aktueller Wirtschaftsminister, Ildefonso Guajardo, warnte in einem Radiointerview, das würde viel Zeit rauben, denn man müsste "bei Null" beginnen, da Trump zunächst grünes Licht vom Kongress einholen müsste, um ein Freihandelsabkommen zu verhandeln, das sich von NAFTA unterscheidet. Auch Mexikos designierter Außenminister Marcelo Ebrard erklärte, an den Dreierverhandlungen festhalten zu wollen.

López Obrador hat indes klargestellt, dass die aktuelle Regierung Enrique Peña Nieto die NAFTA-Verhandlungen weiterführen werde. Er werde lediglich seinen Vertrauten Jesús Seade entsenden. Dieser machte in einem Interview mit der Zeitschrift "US Trade" klar, dass er die durch die bisherige mexikanische Regierung abgelehnten Punkte ebenso ablehnen werde.

Dabei geht es vor allem um die sogenannte "Sunset"-Klausel, nach der das neue NAFTA-Abkommen nach fünf Jahren automatisch endet, sollten sich die drei Mitgliedsländer nicht zuvor auf eine Verlängerung einigen. Darüber hinaus lehnen Mexiko und Kanada Forderungen der US-Regierung nach Aufweichung der Schiedsvereinbarung für Streitfälle, höheren Hürden für die Lieferung von Autos und Autoteilen in die USA, das Verbot von Staatshilfen für die Landwirtschaft und eine sofortige Ausweitung der Importe von Waren aus den USA zum Ausgleich der Handelsbilanzen ab. 

Abschluss innerhalb von 45 Tagen?

Wirtschaftsminister Guajardo zeigte sich zuversichtlich, die NAFTA-Verhandlungen innerhalb von 45 Tagen abzuschließen. Sowohl von López Obrador als auch Vertretern der US-Regierung habe er Signale erhalten, die er so interpretiere, die NAFTA-Verhandlungen vor Ende der Amtszeit von Peña Nieto zu einem Ende zu bringen. Dies liegt in beiderseitigem Interesse. Die Republikaner könnten eine erfolgreiche Neuverhandlung von NAFTA vor den Kongresswahlen Anfang November als erfülltes Wahlkampfversprechen präsentieren; Mexiko hätte vor dem Amtsantritt von López Obrador im Dezember eine tickende Zeitbombe entschärft.

Am Donnerstag (26. Juli) trifft sich Guajardo in Washington zu Gesprächen mit dem US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer. Dann wird sich zeigen, ob die konziliante Strategie des zukünftigen mexikanischen Präsidenten Erfolg verspricht.

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