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Mexiko verwirft US-Eingreifen im Kampf gegen Drogenkartelle

15. März 2025

Präsidentin Sheinbaum hat mit deutlichen Worten entsprechende Überlegungen des vermutlich nächsten US-Botschafters in Mexiko zurückgewiesen. Die dortigen Drogenkartelle sorgen derweil noch für ganz andere Schlagzeilen.

Mexikos Staatschefin Claudia Sheinbaum bei einer Rede mit leicht erhobener rechter Hand
Mexikos Staatschefin Claudia Sheinbaum: "Nein: Es liegt nichts auf dem Tisch, nichts auf dem Stuhl, nichts auf dem Boden, nirgendwo."Bild: Alfredo Estrella/AFP/Getty Images

Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum lehnt eine US-Intervention im Kampf gegen die Drogenkartelle in ihrem Land strikt ab. "Wir sind damit nicht einverstanden", sagte Sheinbaum am Freitag in Mexiko-City. Sie reagierte damit auf eine Äußerung des Kandidaten von US-Präsident Donald Trump für den Botschafterposten in Mexiko, Ronald Johnson.

Johnson schließt militärische Intervention nicht aus 

Johnson hatte bei einer Anhörung im US-Senat ein einseitiges militärisches Eingreifen der USA in Mexiko nicht ausgeschlossen. "Sollte es einen Fall geben, in dem das Leben von US-Bürgern in Gefahr ist, dann denke ich, dass alle Karten auf dem Tisch liegen", sagte Johnson. Die US-Regierung ziehe es aber vor, "dass dies in Zusammenarbeit mit unseren mexikanischen Partnern geschieht". Sheinbaum betonte dazu in ihrem Statement: "Nein: Es liegt nichts auf dem Tisch, nichts auf dem Stuhl, nichts auf dem Boden, nirgendwo."

Der Kandidat des Weißen Hauses für den nächsten Botschafterposten in Mexiko, Ronald Johnson, am Donnerstag bei der Anhörung im US-Senat Bild: Anna Moneymaker/Getty Images/AFP

Vor drei Wochen hatte die US-Regierung acht lateinamerikanische Drogenkartelle auf ihre Liste "terroristischer" Organisationen gesetzt, darunter sechs Kartelle aus Mexiko. Damit setzte das US-Außenministerium ein Dekret um, das Präsident Trump am Tag seines Amtsantritts am 20. Januar unterzeichnet hatte. Die Kartelle werden darin als eine "Bedrohung für die nationale Sicherheit" der USA bezeichnet, die weit über die Gefahren durch die "traditionelle organisierte Kriminalität" hinausgehe.

Sheinbaum warnt die USA

Sheinbaum hatte die US-Regierung schon damals vor einer Verletzung der mexikanischen "Souveränität" gewarnt. Ihr Land werde eine "Invasion" der USA unter dem Vorwand der Bekämpfung des Drogenhandels nicht akzeptieren, betonte die mexikanische Staatschefin. Vergangene Woche hatte Trump in einer Rede vor dem US-Kongress dann ganz offen mit einem militärischen Vorgehen gegen die Drogenkartelle gedroht. Es sei an der Zeit, einen "Krieg gegen die Kartelle zu führen", sagte Trump, der vor allem dem Schmuggel der gefährlichen Droge Fentanyl den Kampf angesagt hat. Die Region um die mexikanische Grenze zu den USA werde "vollständig" von Verbrecherbanden "beherrscht".

US-Anklage gegen Anführer von Kartell Los Zetas

Die US-Justiz erhob derweil Anklage gegen zwei ehemalige Anführer des berüchtigten mexikanischen Drogenkartells Los Zetas. Den Brüdern Omar und Miguel Treviño Morales werden Drogenhandel, Geldwäsche und Verstöße gegen Waffengesetze zur Last gelegt, wie das Justizministerium in Washington mitteilte. Sie sollen am Schmuggel "großer Mengen Kokain und Marihuana" in die USA beteiligt gewesen sein und Dutzende Morde in Auftrag gegeben haben.

Omar Treviño Morales (das Archivfoto zeigt ihn bei einer früheren Festnahme in Mexiko-City) Bild: Manuel Velasquez/AA/picture alliance

Die Brüder waren Ende Februar auf Druck der neuen US-Regierung zusammen mit 27 weiteren mutmaßlichen Drogenschmugglern von Mexiko an die USA ausgeliefert worden. Im Falle einer Verurteilung droht ihnen die Todesstrafe. Das Drogenkartell Los Zetas galt jahrelang als eine der brutalsten kriminellen Banden in Mexiko. 

Todeslager eines Drogenkartells? 

Unterdessen berichtete das UN-Menschenrechtsbüro im Zusammenhang mit den mexikanischen Drogenkartellen von einer grausamen Entdeckung: Auf einer Ranch in der Gemeinde Teuchitlán im westlichen Bundesstaat Jalisco seien Anfang März verbrannte menschliche Überreste und Hunderte persönliche Gegenstände wie Schuhe und Kleidung gefunden worden, teilte Liz Throssell, die Sprecherin des Büros, in Genf mit.

Das von den Behörden des mexikanischen Bundesstaates Jalisco veröffentlichte Foto zeigt Schuhe, die auf dem Areal in der Gemeinde Teuchitlán entdeckt wurdenBild: Jalisco State Attorney General's Office/AP/dpa/picture alliance

Throssell sprach vom mutmaßlichen Trainings- und Todeslager eines Drogenkartells und forderte eine gründliche Untersuchung. Der Fund sei eine zutiefst beunruhigende Erinnerung an das Trauma der landesweiten Verschleppungen im Zusammenhang mit der organisierten Kriminalität in Mexiko. 

Mögliche Opferzahlen wurden zunächst nicht genannt. Die mexikanischen Behörden schlossen inzwischen aus, dass es an dem Ort Öfen zur Massenverbrennung von Menschen gegeben habe - wie zuvor spekuliert worden war. Die Entdeckungen in dem mutmaßlichen Lager des Kartells Jalisco Nueva Generación (CJNG) hatte eine zivile Gruppe gemacht.

Das Eingangstor der Ranch "Izaguirre", wo die beklemmenden Funde gemacht wurdenBild: Alfredo Moya/AP Photo/picture alliance

Präsidentin Sheinbaum kündigte eine gründliche Untersuchung an. Auch mögliche Versäumnisse der Behörden bei früheren Ermittlungen würden geprüft. Die mexikanische Polizei hatte das Areal bereits vor einem halben Jahr durchsucht. Zehn Menschen waren damals festgenommen und zwei Entführte befreit worden. Auch eine Leiche und Knochenfragmente wurden gefunden. Die Schuhe und Kleidungsstücke waren jedoch aus bisher unbekannten Gründen liegengelassen worden.

sti/se (afp, dpa)

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