Reale Terrorgefahr?
10. November 2006Großbritannien sieht sich mit einer intensiven und dauerhaften Terrorgefahr konfrontiert: Über 1600 Verdächtige, die in 200 mutmaßlichen Terrorzellen engagiert seien, habe der britische Geheimdienst im Visier, sagt MI5-Generaldirektorin Eliza Manningham-Buller während eines Vortrags in London. Diese Gruppen stünden im Verdacht, an der Planung von bis zu 30 Terroranschlägen beteiligt zu seien oder diese zu unterstützen. "Das Risiko für Großbritannien ist nachhaltig", betonte Manningham-Buller.
Die MI5-Generaldirektorin zeigt sich "alarmiert über das Ausmaß der Radikalität". Einige Verdächtige hätten direkte Kontakte zum Terrornetzwerk El Kaida, andere seien nur von der Ideologie inspiriert. Derzeit würden die Bomben noch mit konventionellem Sprengstoff gebaut, in Zukunft müsse aber auch mit der Verwendung von chemischen, bakteriellen und radioaktiven Materialien gerechnet werden.
Terrorgefahr ist "sehr real"
Der britische Premierminister Tony Blair unterstützte ausdrücklich die MI5-Warnung und rief zu größeren Anstrengungen im Kampf gegen terroristische Bedrohungen auf. "Es ist ein sehr langer und schwerer Kampf, aber wir müssen einstehen für das, woran wir glauben", sagte Blair am Freitag (10.11.2006) bei einer Pressekonferenz in der Downing Street. "Die Terrorgefahr ist sehr real."
Erst am Dienstag war der Brite Dhiren Barot wegen der Planung von Anschlägen in Großbritannien und den USA zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der Anklage zufolge wollte er unter anderem in Großbritannien eine "schmutzige Bombe" einsetzen.
Blair sagte, die Geheimdienstchefin habe auch damit Recht, dass der Kampf gegen den Terror mindestens eine Generation lang andauern müsse. Besonders wichtig sei es dabei, jene zu bekämpfen, die auf britischem Boden junge Muslime zu radikalisieren versuchten. Dies sei neben den Terrorgesetzen eine der wichtigsten Sicherheitsmaßnahmen.
Britische Muslime wollen Partner im Anti-Terror-Kampf sein
Die Angst vor den "home-grown terrorists" kam in Großbritannien nach den Londoner Anschlägen vom 7. Juli 2005 auf, bei dem 52 Menschen getötet und hunderte verletzt wurden. Die vier Selbstmordattentäter, die sich praktisch zeitgleich an verschiedenen Stellen der Londoner U-Bahn und in einem Bus in die Luft gesprengt hatten, waren britische Muslime zumeist pakistanischer Abstammung.
Ein Sprechers des Rats der Muslime in Großbritannien erklärte, der Bericht der MI5-Chefin zeige das Ausmaß der Bedrohung auf nüchterne Weise auf. Die Öffentlichkeit solle die britischen Muslime jedoch als Partner im Kampf gegen den Terrorismus sehen und nicht als automatische Sympathisanten von Terroristen. (ana)