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Middelhoff kämpft um seinen Ruf

6. Mai 2014

Der ehemalige Arcandor-Chef Thomas Middelhoff hat vor dem Landgericht Essen seine Unschuld beteuert. Er nutzte den Prozessauftakt wegen Untreue zur Abrechung mit den Ermittlern und den Medien.

Thomas Middelhoff im Gerichtssaal 06.05.2014 in Essen
Bild: picture-alliance/dpa

"Ich will entschieden um meinen Ruf und gegen Vorverurteilungen kämpfen", rief Middelhoff am Dienstag vor dem Landgericht Essen. Über Jahre andauernde Ermittlungen und Haussuchungen durch die Staatsanwaltschaft seien "unverhältnismäßig", seinem Ruf sei "national und international großer Schaden zugefügt" worden.

Diese Anklage über 48 Flüge ist das Ergebnis einer uferlosen Tätigkeit der Staatsanwaltschaft", beklagte Middelhoff. Die Ankläger werfen ihm vor, Arcandor mit Privatflügen auf Firmenkosten einen Schaden von rund 945.000 Euro zugefügt zu haben. Unter anderem sei er immer wieder mit dem Hubschrauber von seinem Wohnort Bielefeld zur Arcandor-Zentrale in Essen geflogen.

Eine Prozesslawine

Gegen den 60jährigen ehemaligen Spitzenmanager laufen in der Folge der spektakulären Arcandor-Pleite 2009 eine Reihe von Ermittlungen. Die Staatsanwaltschaft Bochum untersucht etwa seit Jahren, ob Middelhoff die Arcandor-Insolvenz verschleppt hat. Ein Ende sei nicht abzusehen, sagte eine Sprecherin. Middelhoff weist auch diese Vorwürfe zurück, er sieht vielmehr in der Berichterstattung der Medien aus den Ermittlungen "gezielte Indiskretionen", die ein klares Ziel hätten: "Stimmung machen gegen mich." Dabei sei er gläubiger Katholik, trete für die entsprechenden Werte ein und sei ein Verfechter der Verantwortungsethik.

Kerzengerade stehend, schilderte der stets braun gebrannte ehemalige Spitzenmanager dem Gericht seine Karriere und stellte heraus, welche Verdienste er sich bei Bertelsmann erworben habe - unter anderem habe er dem Unternehmen einen Milliarden-Gewinn ermöglicht. Durch eine Prämie von damals rund 80 Millionen Mark sei er dann auch wirtschaftlich unabhängig gewesen. Der ehemalige Bertelsmann-Chef war dann 2004 Aufsichtsratschef des damaligen KarstadtQuelle-Konzerns geworden, der später unter dem Namen Arcandor firmierte. Von Mai 2005 bis Februar 2009 war er Konzernchef. Arcandor schlitterte Mitte 2009 unter Middelhoffs Nachfolger Karl-Gerhard Eick in die Pleite.

Das aktuelle Verfahren dürfte länger dauern: Die Kammer hat bis Oktober Sitzungstermine anberaumt.

zdh/ (dpa, rtr)

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