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Migranten aus Sfax in die Wüste vertrieben

7. Juli 2023

Die Stadt am Mittelmeer ist ein Brennpunkt, in dem Afrikaner aus der Subsahara-Region, die nach Europa wollen, mit den Stadtbewohnern aufeinandertreffen. Die Bürger fordern die Abschiebung der Migranten.

Migranten wagen trotz Unfällen die Mittelmeerüberfahrt
Wer versucht, mit einem kleinen Boot das Mittelmeer zu überqueren, wird von der Küstenwache abgefangen und an Land gebrachtBild: Khaled Nasraoui/dpa/picture allianc

Nach Auseinandersetzungen mit Bewohnern der tunesischen Hafenstadt Sfax waren in den vergangenen Tagen hunderte afrikanische Migranten in die Wüste geflohen oder gewaltsam dorthin vertrieben worden. Wie Zeugen berichten, harren die Menschen nun unter katastrophalen Bedingungen in einer Wüstenregion an der libyschen und auch an der algerischen Grenze aus.

Nichtregierungsorganisationen sprechen von Hunderten, die in Bussen in die Wüstengebiete nahe der Grenze zu Libyen und und Algerien gebracht wurden. Aus diesen zwei Ländern waren viele der Menschen nach Tunesien eingereist.

Ausschreitungen nachdem am Montag ein Tunesier bei Auseinandersetzungen mit Migranten erstochen worden warBild: REUTERS

"Wir haben nichts zu essen oder zu trinken. Wir sind in der Wüste", sagte der 27-jährige Issa Kone der Nachrichtenagentur AFP. Er gab an, mit dutzenden anderen Migranten aus Sfax in einem Bus in die Nähe der Grenze zu Algerien gebracht worden zu sein. "Agenten der Nationalgarde fassten uns, nachdem sie in unser Haus eingebrochen waren", berichtete Kone.

Vorausgegangen war die Beerdigung eines 41-jährigen Tunesiers, der am Montag bei Auseinandersetzungen zwischen den Anwohnern und Migranten in Sfax erstochen worden war. Der Vorfall hatte für Empörung gesorgt. Die Bewohner erklärten, sie hätten genug von der Anwesenheit der Migranten in der Stadt.

Hetze gegen Migranten aus Subsahara

06:13

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Sfax ist einer der Starthäfen für Flüchtlinge aus afrikanischen Ländern, die von der tunesischen Mittelmeer-Küste in Booten nach Europa aufbrechen. Die zweitgrößte Stadt Tunesiens liegt rund 130 Kilometer von der italienischen Insel Lampedusa entfernt.

Tausende afrikanische Migranten halten sich in Sfax auf. Die Einwohner klagen über deren Verhalten. Die Migranten wiederum sehen sich nach eigener Darstellung rassistischen Belästigungen durch Einwohner ausgesetzt.

Nach dem Vorfall vom Montag versuchten viele Migranten mit der Eisenbahn nach Tunis zu gelangenBild: HOUSSEM ZOUARI/AFP

Im vergangenen Monat forderten die Bürger eine Abschiebung der Migranten mit der Begründung, Sfax dürfe keine Stadt der Flüchtlinge werden. Vor der Küste kamen in den vergangenen Monaten Hunderte von Afrikanern bei dem Untergang ihrer Boote ums Leben. Die Leichen wurden an die Strände der Stadt gespült.

Tunesien steht unter Druck aus Europa, den Aufbruch der Migranten von seinen Küsten aus zu unterbinden. Präsident Kais Saied hat jedoch erklärt, sein Land werde nicht die Aufgabe eines Grenzschützers übernehmen.

Im Hafen von Sfax werden viele Migranten festgesetzt, um sie an der Überfahrt nach Europa zu hindernBild: Hasan Mirad/Zumapress/picture alliance

Tunesien steckt in einer Wirtschaftskrise. Das nordafrikanische Land hat sich mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) überworfen und droht in die Zahlungsunfähigkeit zu rutschen. Saied löste das Parlament im Juli 2021 per Dekret auf und setzte eine Verfassung durch, die alle wesentlichen Befugnisse in seine Hände legt. Die Opposition spricht von einem Staatsstreich.

uh/hf (afp, rtr)

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