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Politik

Migranten bringen Trump in Zugzwang

Clare Richardson Tijuana / rös
9. Mai 2018

Migranten aus Zentralamerika warten vor der mexikanischen Grenze auf Asyl aus den Vereinigten Staaten. Ihre Reise sorgte für Empörung unter den Unterstützern Donald Trumps und seiner einwanderungsfeindlichen Politik.

Mexiko Tijuana Migranten-Konvoi erreicht US-Grenze
Bild: Reuters/E. Garrido

Durch eine Plastikplane vor dem Nieselregen geschützt, kniet die sechsjährige Suany auf dem Betonboden, auf dem sie in den letzten Nächten geschlafen hat. Sie malt mit Buntstiften in einem Malbuch. Nachdem ihr Vater in ihrer Heimat Honduras getötet wurde, schlossen sie und ihre Mutter sich anderen Flüchtlingen aus Zentralamerika an. Die Menschen nahmen den ganzen Weg durch Mexiko, zu Fuß, mit der Bahn oder mit dem Bus, bis zur US-Grenze auf sich, um der Gewalt zu entkommen. "Die Reise war anstrengend", sagt Suany. Sie trägt glitzernde goldfarbene Ballerinas und pinke Leggings. "Meine Füße haben den ganzen Weg lang wehgetan."

Mit etwa hundert anderen, meist Frauen, Kindern und Transsexuellen, warten ihre Mutter und sie in behelfsmäßigen Lagern in der Nähe eines Grenzübergangs in Tijuana. Sie alle hoffen auf Asyl in den Vereinigten Staaten.

US-Präsident Trump hatte die Gruppe erst kürzlich öffentlich angegriffen, als er ihre Situation als "Schande" bezeichnete, und die Heimatschutzbehörde anwies, die Flüchtlinge nicht ins Land zu lassen. Illegale Immigration müsse ein Ende haben, postete Trump auf Twitter. Dennoch wurde die so genannte "Migrantenkarawane" zur viel beachteten Prüfung seiner einwanderungsfeindlichen Rhetorik.

Der Migranten-Konvoi erreicht US-Grenze bei TijuanaBild: Reuters/J. Duenes

Ein Test der "America First"-Politik

Trump schlug erstmals im letzten Monat Alarm, als die noch mehr als 1000 Flüchtenden sich ihren Weg durch Mexiko bahnten. Er forderte zum wiederholten Male strengere Einwanderungsgesetze und den Bau einer Mauer entlang der Grenze zu Mexiko. Überraschenderweise forderte er, bis zu 4000 Mann der Nationalgarde zur Sicherung der Grenze abzustellen. US-Medien sprachen von einer Invasion. Unterstützer seiner "America First"-Politik verurteilten die Flüchtlinge als "Karawane der Illegalen". Ermutigt wurden sie dazu von einem Präsidenten, der Mexikaner als Vergewaltiger bezeichnet hatte, die Drogen und Kriminalität mit in die Vereinigten Staaten brächten.

Die Migranten kommen vor allem aus Honduras, aber auch aus den Nachbarstaaten Guatemala und El Salvador, Länder, in denen Bandengewalt, Korruption und schwache Rechtsstaatlichkeit herrschen und die Mordrate erschreckend hoch ist.

Ihre Reise begann am 25. März in Tapachula in der Nähe der mexikanischen Südgrenze zu Guatemala. Dann wanderten sie 3000 Kilometer durch das gesamte Land. Viele haben die Flucht abgebrochen in der Hoffnung sich ein neues Leben in Mexiko City oder anderen Regionen des Landes aufzubauen. Darunter waren Mütter, die Kleinkinder während eines über sechsstündigen Tagesmarsches mit sich trugen, ebenso wie etwa 12 Transsexuelle, die unter einer Macho-Kultur und besonders unter mächtigen Gangs gelitten hatten.

"Sie erhoffen sich ein Leben ohne Gewalt aufbauen zu können", erklärte Gina Garibo, Projektkoordinatorin von "Pueblos Sin Fronteras" der DW. Die Freiwilligengruppe organisiert die gemeinsame Flucht der Migranten. "All diese Menschen fliehen vor Situationen, in denen sie krimineller, militärischer, politischer, häuslicher oder geschlechtlicher Gewalt ausgeliefert waren. Sie suchen nur nach einem Ort, an dem sie ihr Leben leben können."

Veranstalter organisieren seit 2010 jedes Jahr eine gemeinsame Fluchtbewegung. Die hohe Zahl der Migranten soll ihnen einerseits Sicherheit während der gefährlichen Reise durch Mexiko geben. Andererseits soll dadurch die Aufmerksamkeit auf die Not der Flüchtenden gelenkt werden. Eigentlich erfahren die Fluchtbewegungen verhältnismäßig wenig Beachtung durch die Medienberichterstattung. In diesem Jahr jedoch begann die Gegenreaktion, nachdem Trumps bevorzugter Nachrichtensender Fox News einen Bericht über die "Karawane" brachte und den Präsidenten und seine Unterstützer darin aufforderte, sich "der Sache" anzunehmen.

Was passiert, nachdem sie angehört wurden?

In den Vereinigte Staaten haben Asylsuchende, und dazu gehören auch die Flüchtlinge, die der zentralamerikanischen Bewegung angehören, das gesetzliche Recht, angehört werden. Die US-Regierung hat das aber besonders erschwert, indem sie der Gruppe zunächst erzählte, dass das Bearbeitungszentrum voll sei, um dann nur wenige Personen erst nach und nach hereinkommen zu lassen.

Die übrig gebliebenen Mitglieder der Gruppe sind nun am Ende ihrer Reise angekommen. Dennoch werden sie noch mehr Elend erfahren müssen.

Victor Clark-Alfaro, der Direktor des Binationalen Zentrums für Menschenrechte in Tijuana (Mexiko) sagte, dass die große Mehrheit der Asylgesuche von Zentalamerikanern in den Vereinigten Staaten abgelehnt wird. Die Geflüchteten müssen nachweisen können, dass sie verfolgt wurden oder eine begründete Furcht aufgrund von Merkmalen wie Rasse, Religion oder sexueller Orientierung haben. "Der Grund, aus dem sie aus ihren Ländern flüchten - Gewalt aus Drogenkartellen - ist für die Einwanderungsgerichte kein ausreichender Grund um Asyl zu gewähren."

Die nächsten Entscheidungen über die Zukunft der Migranten werden größtenteils abseits des Rampenlichts gefällt. Viele werden über lange Zeit hinweg in privatwirtschaftlich betriebenen Gefangenenlagern auf US-Boden festgehalten, während ihre Fälle angehört werden. Und schließlich werden sie zu den Gefahren zurück geschickt, vor denen sie aus ihrer Heimat geflohen sind.

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