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Politik

Migranten zurück im ausgebrannten Lager Lipa

30. Dezember 2020

Der Versuch, die Migranten in Bosnien aus dem Camp bei Bihac in einer Kaserne bei Sarajevo unterzubringen, ist gescheitert. Eine Lösung ist nicht in Sicht.

Bosnien und Herzegowina | Flüchtlingslager Lipa bei Bihac
Auf dem Rückweg in das niedergebrannte Lager LipaBild: Dado Ruvic/REUTERS

Die ursprünglich geplante Verlegung von rund 500 obdachlosen Migranten aus dem Nordwesten Bosniens in ein Ersatzquartier im Landesinneren wird immer ungewisser. Nach Protesten von Politikern und Bewohnern der Gemeinde Konjic, südwestlich von Sarajevo, die nicht möchten, dass die Menschen in ihrer Nachbarschaft in einer leerstehenden Kaserne untergebracht werden, wurde die Abreise der Migranten aus dem ausgebrannten Lager Lipa bei Bihac gestoppt. Die bosnische Regierung hatte eine ehemalige Armeekaserne im Ortsteil Bradina der Gemeinde Konjic als neue Unterkunft für die Migranten vorgesehen.

Notgedrungen wieder zurück im zerstörten Lager

Hunderte Menschen harrten rund 24 Stunden in Bussen aus, bevor sie am Mittwochnachmittag wieder aussteigen und in das leere Lager zurückkehren mussten. Die Busse, die sie nach Konjic hätten bringen sollen, fuhren unverrichteter Dinge wieder ab, wie das bosnische Nachrichtenportal "klix.ba" berichtete. Die Migranten blieben zunächst ohne Unterkunft unter freiem Himmel und sich selbst überlassen zurück, bevor sie notgedrungen wieder in das von Internationalen Organisation für Migration (IOM) aufgegebene Camp zurückehrten.

Von den allermeisten Unterkünften in Lipa ist nur noch das Zeltgestänge übrig gebliebenBild: Kemal Softic/AP Photo/picture alliance

In Bosnien hat sich die Stimmung in der Bevölkerung gegen die Migranten gewendet, seitdem das Balkanland zum Durchzugsgebiet auf der sogenannten Balkanroute wurde. Die Migranten wollen zwar nicht in Bosnien bleiben. Tausende von ihnen sitzen aber dort fest, weil es ihnen bislang nicht gelang, über die "grüne" Grenze in das benachbarte EU-Land Kroatien zu gelangen.

Das Camp Lipa war vor einer Woche von der IOM geräumt worden, weil die bosnischen Behörden ihre Zusagen nicht eingehalten hatten, das Lager winterfest zu machen. Aber auch Ersatz war zunächst keiner angeboten worden. Mehr als tausend Flüchtlinge und Migranten waren zuletzt in dem unwirtlichen Gelände 25 Kilometer südöstlich von Bihac. Einige der jungen Männer hatten bei der Räumung aus Wut Zelte und Container in Brand gesetzt. Seitdem hatten die  Bewohnerinnen und Bewohner bei Schnee und kaltem Winterwetter zwischen den niedergebrannten Zelten ausgeharrt. In dem Lager gab es weder Heizung noch fließendes Wasser.

Beamte der Europäischen Union und Hilfsorganisationen warnen vor einer humanitären Katastrophe für die Migranten. Die EU versuche, eine Lösung zu finden, und stelle Mittel für Flüchtlingszentren zur Verfügung, sagte Peter Van der Auweraert, Koordinator der Internationalen Organisation für Migration für den Westbalkan, der DW: "Letztendlich sind es aber die lokalen Politiker, die sich zusammensetzen und entscheiden müssen, wo diese Migranten untergebracht werden sollen." Nur eine Entscheidung der Politiker und Behörden vor Ort könne den Stillstand durchbrechen.

qu/cw (dpa, ap, kna, dw)

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