Die von Saudi-Arabien unterstützten Regierungstruppen im Jemen haben eigenen Angaben zufolge die Provinz Schabwa unter ihre Kontrolle gebracht. Nach zehntägigen Kämpfen sei auch die "Befreiung" des Bezirks Ain gelungen.
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"Wir danken der arabischen Koalition unter der Führung Saudi-Arabiens und der Unterstützung der Vereinigten Arabischen Emirate", heißt es in der Mitteilung der jemenitischen Regierungstruppen. Sollten sich die Angaben zur Einnahme des Bezirks Ain bestätigen, wäre damit auch das letzte von den Huthi-Rebellen kontrollierte Gebiet in der ölreichen Provinz Schabwa wieder in der Hand der Regierung.
Die Regierungstruppen liefern sich seit Monaten heftige Gefechte mit den Huthi-Rebellen im Norden des Landes. Zuletzt waren bei Gefechten nahe der Stadt Marib hunderte Kämpfer getötet worden. Auch in der Provinz al-Badschda versuchten regierungstreue Einheiten, die Huthis zurückzudrängen.
Krieg seit vielen Jahren
Im Jemen herrscht seit 2015 Krieg zwischen den von Saudi-Arabien und anderen arabischen Staaten unterstützten Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi und den Huthi-Rebellen, hinter denen der Iran steht. Mehr als 370.000 Menschen wurden in dem Konflikt bereits getötet, Millionen mussten fliehen.
Die Vereinten Nationen stufen den Krieg im Jemen und seine Folgen als schlimmste humanitäre Krise der Welt ein. Mehr als 80 Prozent der rund 30 Millionen Einwohner des Landes im Süden der arabischen Halbinsel sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Der Konflikt gilt als Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran.
haz/AR (afp, rtr)
Jemen: Wenn die Natur dem Krieg zum Opfer fällt
Im Jemen herrscht seit über sechs Jahren Krieg, die humanitäre Lage ist dramatisch. Es fehlt besonders an Lebensmitteln und Brennstoff. Daher werden immer mehr Bäume gefällt - mit fatalen Folgen für Mensch und Natur.
Bild: Khaled Abdullah/REUTERS
Brennholz für das Volk
Holzfäller Ali al-Emadi kommt aus dem kleinen Dorf Khamis Banisaad in der Provinz Al-Mahwit im nordwestlichen Jemen. Dort verbringt er oft Stunden damit, einen Akazienbaum mit einer Axt zu fällen. Den hat er vorher vom Landbesitzer erworben, um ihn dann zerlegt an Händler weiterzuverkaufen.
Bild: Khaled Abdullah/REUTERS
Der Neffe hilft
In der Region herrscht Brennstoffmangel, daher ist die Nachfrage nach Holz groß. Unterstützung erhält Ali al-Emadi bei seiner Arbeit von seinem 12jährigen Neffen, der ebenso Holz spaltet. Auch die Besitzer von Bäckereien heizten ihre Öfen mit Holz, so Al-Emadi gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters: "Früher haben sie Gas verwendet, heute gibt es nur noch Holz."
Bild: Khaled Abdullah/REUTERS
Ohne Holz nichts zu essen
Al-Emadi bestreitet durch den Holzverkauf den Unterhalt für sich und seine Familie. "Wenn ausreichend Holz da ist, dann können wir uns versorgen. Aber mittlerweile sind nur noch wenige Bäume da", sagt er. "Wenn ich ein bisschen Holz verkaufen kann, dann können wir wenigstens Nahrung kaufen. Wir leben oder sterben zusammen."
Bild: Khaled Abdullah/REUTERS
Keine Jobs mehr
Al-Emadis Tochter kocht Essen auf einer Feuerstelle. Früher ist ihr Vater durch das ganze Land gereist, hat auf dem Bau oder in der Landwirtschaft gearbeitet. Doch durch den Krieg ist die ohnehin schwache Wirtschaft des Landes zusammengebrochen. Es gab für ihn kaum noch Möglichkeiten, Jobs zu finden. So blieb nur der Holzhandel.
Bild: Khaled Abdullah/REUTERS
Krieg und abgeholzte Wälder
Abgeholzte Wälder und vor allem sechs Jahre Krieg haben Spuren hinterlassen. In dem Konflikt zwischen Jemens offizieller Regierung, die durch eine saudi-arabisch angeführte Koalition unterstützt wird, und den vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen sind in den vergangenen sechs Jahren zehntausende Menschen ums Leben gekommen. Über 80 Prozent der Einwohner sind auf humanitäre Hilfen angewiesen.
Bild: Khaled Abdullah/REUTERS
Blockade führt zu Brennstoffmangel
Die saudi-arabisch geführte Koalition blockiert das Anlegen von Schiffen am Hafen von Hodeidah. Man wolle so Waffenschmuggel unterbinden, heißt es. Dadurch herrscht besonders Treibstoffmangel in den von den Huthi-Rebellen kontrollierten Gebieten wie Al-Mahwit. Die Blockade führt auch zu Problemen bei der Trinkwasserversorgung, denn für den Gebrauch von Wasserpumpen wird Diesel benötigt.
Bild: Khaled Abdullah/REUTERS
Auf dem Holzmarkt in Sanaa
Allein in der Hauptstadt Sanaa würden rund 886.000 Bäume jährlich gefällt, um Geschäfte zu versorgen, so Abdullah Abul-Futuh, Leiter der jemenitischen Umweltschutzbehörde in der Stadt, gegenüber Reuters. Die Behörde wird von den Huthi-Rebellen kontrolliert.
Bild: Khaled Abdullah/REUTERS
Fünf Millionen Bäume in drei Jahren
In den letzten drei Jahren seien im Norden Jemens rund fünf Millionen Bäume gefällt worden, sagt Behördenleiter Abdul-Futuh. "Das entspricht 213 Quadratkilometern Wald, wenn man bedenkt, dass nur 3,3 Prozent der Gesamtfläche Jemens als Wälder klassifiziert wurden." Frühere Zahlen hat die Behörde nicht vorzuweisen, das Abholzungs-Phänomen existiere erst seit wenigen Jahren.
Bild: Khaled Abdullah/REUTERS
Problem für Umwelt und Mensch
Die Abholzung hat fatale Folgen für die Umwelt des Landes. Doch längst herrscht im Jemen die Sorge, dass die Abholzung der Wälder auch die humanitäre Krise der Menschen weiter verstärkt. Denn ohne ausreichend Holz können Familienväter wie Ali al-Emadi ihren Beruf nicht auf eine langfristige Lebensgrundlage bauen. Die Versorgung seiner Familie wäre ohne den Holzhandel nicht gesichert.
Bild: Khaled Abdullah/REUTERS
Auf dem Weg zur Wüste
Sulaiman Jubran, ebenfalls Holzfäller, macht sich Sorgen um die Zukunft seines Landes und um dessen Natur. "Wir haben Angst, dass das Land zu einer Wüste wird, es passiert bereits", sagt er. "Die Bäume, die einst die Berge bedeckten, sieht man nicht mehr."
Bild: Khaled Abdullah/REUTERS
Vom Gas zum Holz
Nachdem in den 1980er Jahren in der Region Marib Gas entdeckt wurde, beschränkte sich die Abholzung auf entlegenere Gebiete und auf das Abhacken von Ästen. Doch der Krieg hat die Energieförderung zum Erliegen gebracht. Der Import musste fortan den Bedarf decken, mittlerweile ist es das Holz.
Bild: Khaled Abdullah/REUTERS
Rückgang der Flora
Der Jemen hat zwar nur wenige Wälder, verfügt aber über eine relativ diverse Flora für die Wüstenregion der Arabischen Halbinsel. In Al-Mahwit, das für seine dichten Baumkronen bekannt ist, verschwinden unterdessen verschiedene Akazien-, Zedern- und Fichtenarten. Denn es werden nicht nur Äste abgesägt - die Bäume werden auch entwurzelt.