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Politik

Militärpatrouillen nach Unruhen in Südafrika

13. Juli 2021

Seit Tagen erschüttern gewalttätige Proteste und Plünderungen vor allem zwei Provinzen in Südafrika. Jetzt nehmen Soldaten Kontrollgänge auf, um die Unruhen einzudämmen.

Südafrika | Soldaten patrouillieren nach Krawallen in Soweto
Soldaten patrouillieren nach Krawallen in SowetoBild: Ali Greeff/AP Photo/picture alliance

Die Zahl der Todesopfer bei den Krawallen hat sich weiter erhöht. Mindestens 72 Menschen starben aufgrund der Ausschreitungen, sagte eine Sprecherin der Spezialeinheit der Sicherheitskräfte, NatJOINTS. Zuvor hatten die Premiers der beiden betroffenen Provinzen von 45 Toten gesprochen. Bei den Ausschreitungen gab es zudem viele Verletzte.

Angesichts einer Überzahl von Plünderern schritt die Polizei an vielen Orten erst relativ spät ein. Die Beamten nahmen mehr als 1200 Personen fest. Die Schäden werden mittlerweile auf eine Milliarde Rand (60 Millionen Euro) geschätzt.

Polizeiminister Bheki Cele warnte die Anwohner davor, das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen. Die Ministerin für Staatssicherheit, Ayanda Dlodlo, berichtete, die Sicherheitsbehörden prüften auch Berichte über Attacken gegen Ausländer in der Provinz KwaZulu-Natal sowie Spannungen zwischen den Ethnien. Die nationalen TV-Stationen berichteten über weitere Fälle von Plünderungen.

Schwere Ausschreitungen in der Stadt Durban am SonntagBild: AFP/Getty Images

Krawalle mit weitreichenden Folgen

Was als Protest gegen die Inhaftierung des Ex-Präsidenten Jacob Zuma begann, hat sich innerhalb weniger Tage zu großflächigen Ausschreitungen entwickelt. Diese hätten wichtige Lieferketten unterbrochen, die Südafrika innerhalb weniger Wochen "einem großen Risiko von Lebensmittel- und Medikamentenunsicherheit aussetzten könnten", warnte Präsident Cyril Ramaphosa in einer Fernsehansprache. Besonders während der Corona-Pandemie könne das lebensbedrohliche Folgen haben.

In der ebenfalls stark betroffenen Hafenstadt Durban teilte die Stadtverwaltung mit, dass es wegen der Proteste bei den städtischen Versorgungsdiensten - etwa der Wasserversorgung - zu Problemen kommen könne. Dringende Reparaturarbeiten könnten nicht ausgeführt werden.

Viele Brandstiftungen

Von den Gewaltausbrüchen betroffen sind vor allem die nördliche Provinz Gauteng mit der Wirtschaftsmetropole Johannesburg und der Hauptstadt Pretoria sowie Zumas östliche Heimatprovinz KwaZulu-Natal. Am Montag wurden den vierten Tag in Folge vor allem in KwaZulu-Natal, der Heimatprovinz Zumas, Gebäude in Brand gesetzt und Häuser geplündert. Auch in Johannesburg wurden Dutzende Autos angezündet und Fensterscheiben von Geschäften eingeschlagen. Die Regierung entsandte daraufhin Soldaten in die beiden Provinzen.

Dieses Autoersatzteillager wurde am Sonntag bei den Krawallen in Johannesburg angezündetBild: Emmanuel Croset/AFP/Getty Images

Zuma war Ende Juni vom Verfassungsgericht wegen Missachtung der Justiz zu einer 15-monatigen Haftstrafe verurteilt worden, die er am Mittwoch vergangener Woche antrat. Er muss sich vor einer Untersuchungskommission wegen verschiedener Korruptionsvorwürfe während seiner Amtszeit (2009-2018) verantworten, war aber einer Vorladung nicht gefolgt. Während viele Südafrikaner die Inhaftierung des Ex-Staatschefs als Erfolg für die Rechtsstaatlichkeit des Landes feierten, gingen Unterstützer Zumas - von denen viele genau wie Zuma der Volksgruppe der Zulu angehören - aus Protest auf die Straße. In dem eigentlichen Korruptionsverfahren steht ein Urteil noch aus.

kle/ehl (dpa, afp)