Militärrat bedauert Gewalt gegen Frauen
21. Dezember 2011Der ägyptische Militärrat hat sich für das gewaltsame Vorgehen von Soldaten gegen Demonstrantinnen bei den tagelangen Protesten in Kairo offiziell entschuldigt. "Der Oberste Rat der Streitkräfte bietet den großen Frauen Ägyptens sein tiefes Bedauern wegen der Übergriffe, die sich während der jüngsten Protestaktionen vor dem Parlament und Regierungskabinett ereignet haben", zitierte der Sender Al-Arabija in der Nacht zum Mittwoch (21.12.2011) aus einer vom Militärrat verbreiteten Erklärung. Vorangegangen war eine Demonstration von mehreren tausend Frauen, die am Dienstagabend in Kairo gegen Übergriffe der Soldaten protestiert hatten.
"Entehrung der Revolution"
Der Militärrat kündigte ein hartes juristisches Vorgehen gegen die Verantwortlichen an. Fotos von Soldaten, die auf eine verschleierte Demonstrantin einprügelten und diese teilweise entkleideten, hatten zuletzt in Kairo, aber auch im Ausland, für Empörung gesorgt. Unter anderem hatte US-Außenministerin Hillary Clinton von einer "Entehrung der Revolution" gesprochen. Auf anderen Bildern in sozialen Netzwerken im Internet war zudem zu sehen, wie ein Militärpolizist eine weinende ältere Frau mit einem Schlagstock bedroht. Die unabhängige Tageszeitung "Tahrir" veröffentlichte ein Foto, auf dem ein Soldat eine Frau an den Haaren zieht, während ein anderer über ihr einen Schlagstock hebt.
Bis zu 16 Tote bei Unuhen
Auch UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay verurteilte die "brutale Unterdrückung" der Demonstranten. Eine Gruppe kürzlich gewählter Abgeordneter der am 28. November begonnenen und in Etappen abgehaltenen Parlamentswahl forderte mit einer Sitzblockade vor dem Obersten Gerichtshof in der ägyptischen Hauptstadt ein Ende der Gewalt gegen Demonstranten sowie eine Untersuchung.
Bei den Unruhen und Straßenschlachten in Kairo kamen nach offizieller Darstellung seit Freitag zwölf Menschen ums Leben. Aktivisten sprechen jedoch von bis zu 16 Toten. Die Proteste richten sich gegen den herrschenden Militärrat und hier vor allem gegen dessen Vorsitzenden Hussein Tantawi, der unter dem früheren Staatschef Husni Mubarak 20 Jahre lang Verteidigungsminister war. Ferner verlangen die Demonstranten den Rücktritt von Ministerpräsident Kamal al-Gansuri sowie einen raschen Wechsel zu einer Zivilregierung. Autor: Stephan Stickelmann (afp, dapd, dpa)
Redaktion: Julia Elvers-Guyot