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KonflikteAsien

Militante Gruppen in Kaschmir: Wichtige Akteure im Konflikt

1. Mai 2025

Nach dem tödlichsten Anschlag in Kaschmir seit Jahrzehnten wirft die DW einen Blick auf die treibenden Kräfte hinter der Eskalation. Wie gut sind die wichtigsten militanten Gruppen global vernetzt?

Indien Pakistan | Symbolbild für Kaschmir-Konflikt mit Miniatursoldaten auf Flaggen
TRF, LeT, JeM - viele bewaffnete Gruppen sind in Kaschmir aktiv (Symbolbild)Bild: Christian Ohde/IMAGO

Der Konflikt zwischen Indien und Pakistan spitzt sich seit dem tödlichen Anschlag auf indische Touristen in Kaschmir weiter zu. Der pakistanische Informationsminister Attaullah Tarar verwies auf "glaubwürdige Geheimdienstinformationen", wonach Indien schon bald einen Militärschlag planen könnte.

Bewaffnete Angreifer hatten im indischen Teil Kaschmirs am Dienstag vergangener Woche nahe der Stadt Pahalgam 26 Menschen getötet - vorwiegend indische Touristen. Die Regierung in Neu-Delhi wirft Pakistan eine Beteiligung vor, was der Nachbarstaat zurückweist. 

Die Region ist ein Brennpunkt, geprägt von der Aktivität zahlreicher militanter Gruppierungen. Während viele dieser Organisationen in Pakistan offiziell verboten sind, werfen indische Behörden dem pakistanischen Militärgeheimdienst vor, sie weiterhin stillschweigend zu unterstützen und ihre grenzüberschreitenden Aktivitäten zu ermöglichen. Hier ein Blick auf die wichtigsten aufständischen Gruppen, die derzeit im indischen Unionsterritorium Jammu und Kaschmir aktiv sind.

"Gemeinsam gegen den Terror": Kaschmirische Bootsführer protestieren gegen den Anschlag in PahalgamBild: Saqib Majeed/SOPA Images/ZUMAPRESS.com/picture alliance

Die Widerstandsfront (TRF)

Die militante Gruppe The Resistance Front (TRF) ist im indisch kontrollierten Teil Kaschmirs aktiv. Sie wurde 2019 ins Leben gerufen, unmittelbar nachdem Indien Artikel 370 der Verfassung aufgehoben hatte. Diese Maßnahme entzog Jammu und Kaschmir seinen besonderen verfassungsrechtlichen Status, womit die Region ihre weitgehende Autonomie verlor.

Die TRF verwendet in sozialen Medien und Online-Foren den Decknamen "Kaschmir-Widerstand". Unter diesem Namen hat die Gruppe Berichten zufolge den jüngsten Anschlag in Pahalgam für sich reklamiert. Sie begründete die Tat mit dem Widerstand gegen angebliche demografische Veränderungen. In der überwiegend muslimischen Region wurden seit der Aufhebung des Sonderstatus von Kaschmir rund 85.000 Nicht-Kaschmirer angesiedelt. 

Die Gruppe stellt sich selbst als säkulare Bewegung dar und distanziert sich von offener islamistischer Rhetorik. Laut indischen Behörden handelt es sich jedoch um einen Ableger von Lashkar-e-Taiba (LeT). Indien stuft die TRF als terroristische Organisation ein.

Lashkar-e-Taiba (LeT)

Die "Armee der Gerechten" oder "Armee der Reinen" wurde 1990 gegründet und ist eine der bekanntesten islamistischen militanten Gruppen der Region. Lashkar-e-Taiba verfolgt in erster Linie das Ziel, die indische Verwaltung von Jammu und Kaschmir zu beenden. Sie wird von Ländern wie dem Vereinigten Königreich, den USA und Australien sowie den Vereinten Nationen als ausländische terroristische Organisation eingestuft. 

Patrouille eines Armeehelikopters bei Pahalgam: Zwischen den beiden Atommächten Indien und Pakisten haben sich die Spannungen verschärftBild: Dar Yasin/AP Photo/picture alliance

Obwohl sie 2002 von Islamabad verboten wurde, ist die in Pakistan ansässige Gruppe weiterhin aktiv. Pakistan wird vorgeworfen, trotz des Verbots nicht genügend zu unternehmen, um die Aktivitäten der LeT zu unterbinden. Indien beschuldigt die Gruppe häufig, bewaffnete Anschläge zu verüben - nicht nur in Kaschmir, sondern in ganz Indien.

Die LeT bekennt sich in der Regel nicht zu den Angriffen. Dennoch wurden mehrere LeT-Mitglieder im Jahr 2000 für den Anschlag auf das berühmte Rote Fort in Delhi verurteilt, bei dem drei Menschen getötet wurden. Öffentlich hatte die Gruppe nie die Verantwortung dafür übernommen. Indischen und internationalen Ermittlungen zufolge waren Mitglieder auch in die Anschläge von Mumbai 2008 verwickelt, bei denen mehr als 160 Menschen getötet und Indiens Finanzmetropole drei Tage lang lahmgelegt wurde.

Im Gegensatz zu anderen salafistisch-dschihadistischen Gruppen in Pakistan verurteilt die LeT öffentlich Gewalt gegen andere muslimische Gruppen und verbietet ihren Kämpfern, die pakistanische Regierung anzugreifen. 

Hizbul Mujahideen (HM)

Die 1989 gegründete Hizbul Mujahideen war einst die bekannteste militante Gruppe in Kaschmir und mutmaßlich lange mit der fundamentalistischen pakistanischen Jamaat-e-Islami-Bewegung verbunden. In den letzten Jahren hat sie durch Abspaltungen jedoch an Einfluss verloren, besonders nach dem Tod ihrer wichtigsten Kommandeure.

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Jaish-e-Mohammed (JeM)

Ein weiterer wichtiger Akteur ist Jaish-e-Mohammed, eine sunnitisch-islamistische Gruppe aus Pakistan. Sie wurde im Jahr 2000 von Masood Azhar gegründet, einem radikalen Geistlichen, der zuvor in Indien inhaftiert war. Weil Entführer ein Indian-Airlines-Flugzeug mit 155 Geiseln ins afghanische Kandahar umgeleitet hatten, war Indien gezwungen, Azhar im Austausch freizulassen.

Obwohl die JeM 2002 in Pakistan verboten wurde, operiert sie weiterhin offen in Teilen des Landes sowie in Indien und dem von Indien verwalteten Kaschmir. Das erklärte Ziel der Gruppe ist es, Kaschmir mit Pakistan zu vereinen. JeM strebt seit langem auch die Vertreibung der westlichen Truppen aus Afghanistan an.

Bewaffnete Kräfte überwachen die Straßen in der Millionenstadt Srinagar in Kaschmir - eine militärische Eskalation ist nicht ausgeschlossen Bild: Saqib Majeed/SOPA Images/ZUMAPRESS.com/picture alliance

Jaish-e-Mohammed hat mehrere bekannte Anschläge verübt. 2001 griff ein Selbstmordattentäter das Parlament von Jammu und Kaschmir an und tötete über 30 Menschen. 2019 steuerte ein Attentäter in Pulwama ein Auto in einen Militärkonvoi, wobei mindestens 40 Soldaten starben.

Die Vereinten Nationen, die Vereinigten Staaten, das Vereinigte Königreich, Kanada und mehrere andere Länder stufen JeM als ausländische terroristische Organisation ein. Die Gruppe hat operative Verbindungen zu LeT, den Taliban und Al-Kaida, mit Kämpfern aus Pakistan, Kaschmir sowie afghanischen und arabischen Veteranen des sowjetisch-afghanischen Krieges.

Al Badr: Jammu und Kaschmir

Al Badr (übersetzt "der Vollmond") wurde Anfang der 1990er Jahre als Abspaltung von Hizbul Mujahideen gegründet. Die Gruppe ist bekannt für ihre erfahrenen Kämpfer, von denen viele zuvor in Afghanistan aktiv waren. Dort waren sie der Hizb-i-Islami unterstellt, die von Gulbuddin Hekmatyar geführt wurde.

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Die Gruppe unterhält Verbindungen zu transnationalen Dschihad-Netzwerken und ist Berichten zufolge entlang der Kontrolllinie, der De-facto-Grenze zwischen indischen und pakistanischen Truppen in Jammu und Kaschmir und Ladakh, mit indischen Streitkräften zusammengestoßen. Solche Berichte lassen sich jedoch nur schwer von unabhängiger Seite überprüfen.

Al Badr verfolgt das Ziel, Kaschmir von Indien zu lösen und mit Pakistan zu vereinen, und wird von Indien als terroristische Organisation eingestuft.

Ansar Ghazwat-ul-Hind (AGH)

Die 2017 gegründete Ansar Ghazwat-ul-Hind steht für die Präsenz von Al-Kaida im Kaschmirkonflikt. Die Gruppe, die offiziell als Zweig von Al-Kaida auf dem indischen Subkontinent (AQIS) anerkannt ist, setzt sich ideologisch für die Errichtung eines islamischen Staates nach dem Recht der Scharia in Kaschmir ein.

Ihr Gründer, Zakir Musa, ein ehemaliger Hizbul Mujahideen-Kommandeur, brach aufgrund ideologischer Differenzen mit der Gruppe. Seitdem positioniert sich die AGH als streng dschihadistische Organisation, die nationalistische Ziele zugunsten globaler islamistischer Ziele ablehnt.

Dieser Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert. 

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