Millionen warten auf den Monstersturm
29. Oktober 2012Tausende Flüge fallen aus, U-Bahnen stehen still, Sandsäcke schützen die Wall Street: Bereits vor seinem Eintreffen an der dicht besiedelten US-Ostküste hat Hurrikan "Sandy" das Leben von Millionen Amerikanern durcheinandergewirbelt. Mit beispiellosen Maßnahmen wappneten sich Bürger, Behörden und Unternehmen gegen das erwartete Jahrhundert-Unwetter: Aus Angst vor dem Monstersturm sollten allein in New York fast 400.000 Bewohner ihre Häuser verlassen. Mehr als 7.000 Flüge wurden gestrichen, darunter auch Verbindungen nach Deutschland.
Öffentliches Leben lahmgelegt
Präsident Barack Obama rief für die Millionenmetropolen Washington und New York sowie für sechs Bundesstaaten - Massachusetts, Connecticut, Rhode Island, New York, New Jersey und Pennsylvania - den Notstand aus. In New York, Washington und Philadelphia wurden die öffentlichen Verkehrsnetze stillgelegt. Schulen, Unis, Büros, Läden, Lokale oder auch Theater blieben bis auf Weiteres geschlossen. Die Börsen in New York setzten den Handel aus, auch die Vereinten Nationen sagten ihren Betrieb für Montag ab. Im Hafen von Norfolk im Bundesstaat Virginia wurden die dort liegenden Schiffe der Navy verlegt. 61.000 Mitglieder der Nationalgarde waren in Katastrophen-Bereitschaft.
Der Hurrikan soll am Montagabend (Ortszeit) irgendwo zwischen Washington und Boston auf Land treffen. Am frühen Montagmorgen (Ortszeit) befand sich "Sandy" mit Spitzengeschwindigkeiten von fast 140 Stundenkilometern im Innern noch etwa 600 Kilometer südöstlich von New York.
Überschwemmungen und Schneefall erwartet
Das heftige Sturmtief mit einem Durchmesser von etwa 1500 Kilometern wird voraussichtlich verheerende Auswirkungen auf die Staaten Delaware, Maryland und Virginia sowie den an Maryland und Virginia grenzenden Großraum Washington haben. Noch bedrohlicher sind die Aussichten, wenn "Sandy“, wie vorhergesagt, an Land auf eine Kaltfront aus dem Westen trifft und zum Monstersturm des Jahrhunderts mutiert.
Nach Angaben von Wetterexperten bildet der regenreiche Sturm zusammen mit einer Kaltfront "eine explosive Mischung", die Überschwemmungen und in höheren Lagen Schneefall bringen könnte. Mehr als 1100 Kilometer lang ist der Küstenstreifen von Maine bis nach South Carolina, der die Auswirkungen von "Sandy" zu spüren bekommen soll. Allein die Sturmschäden könnten sich nach Ansicht von Fachleuten auf mehr als drei Milliarden Dollar, umgerechnet 2,3 Millarden Euro, belaufen.
Katastrophenstimmung statt Wahlkampfendspurt
Doch der Hurrikan gefährdet auch Terminpläne im Endspurt des Wahlkampfs vor der Präsidentenwahl am 6. November. Präsident Obama und sein republikanischer Herausforderer Mitt Romney sagten angesichts der drohenden Katastrophe Wahlkampfauftritte ab. Obama besuchte die Katastrophenschutzzentrale in Washington und kündigte eine umfassende und unbürokratische Hilfe an. Es gibt düstere Prognosen, nach denen der Sturm zu weit verbreiteten Stromausfällen führen wird, die bis zum Wahltag auch die Stimmabgabe beeinträchtigen könnten. In der Karibik hatte «Sandy» nach jüngsten Angaben 67 Menschen in den Tod gerissen.
GD/re (dpa, dapd, rtr)