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Mindestens 120 Tote nach Erdbeben

24. August 2016

Nach den heftigen Erdstößen in Mittelitalien ist es noch immer schwierig, das ganze Ausmaß der Schäden einzuschätzen. Die Zahl der Todesopfer steigt stündlich weiter. Tausende Menschen wurden obdachlos.

Ein Mann läuft zwischen zerstörten Gebäuden (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/S. Rellandini

Teile der betroffenen Region im Apennin-Gebirge sind zum Teil von der Außenwelt abgeschnitten. Der Bürgermeister der Gemeinde Amatrice, Sergio Pirozzi sagte, die Zufahrt zum Ort sei versperrt. "Auf der einen Seite gibt es einen Erdrutsch auf der Straße, auf der anderen Seite steht die Brücke kurz vor dem Einsturz", sagte er. Neben Amatrice traf es die bei Touristen beliebten Orte Accumoli, Pescara del Tronto und Arquata del Tronto besonders schwer.

Noch immer geht es darum, Verschüttete zu bergen und Verletzte zu versorgen. Nach den Worten von Regierungschef Matteo Renzi mindestens 120 Menschen umgekommen. "Und diese Bilanz ist nicht endgültig", sagte der Ministerpräsident bei einem Besuch in der Bebenregion. Noch immer werden bis zu 100 Menschen vermisst. Die Chancen, sie lebend zu finden, sinken stündlich.

Zu Anfang hatten Helfer mit bloßen Händen nach Vermissten gesuchtBild: Getty Images/AFP/F. Monteforte

Häuser sind unbewohnbar

Nach ersten Schätzungen sind mehrere Tausend Menschen obdachlos. Der Bürgermeister des Ortes Accumoli, Stefano Petrucci, sprach von 2500 Menschen ohne Dach über dem Kopf. Unter ihnen seien allerdings wohl etwa 2000 Urlauber. Es sei kein einziges Haus mehr bewohnbar. "Wir müssen eine Zeltstadt für die gesamte Bevölkerung organisieren", sagte Petrucci. "Obwohl August ist, herrschen hier nachts zehn Grad."

In den Orten Pescara und Arquata del Tronto sollen insgesamt rund 50 Zelte aufgestellt werden, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf den Chef des Zivilschutzes der Region Marken, Cesare Spuri. Weitere Menschen sollten unter anderem in Sporthallen untergebracht werden.

Ministerpräsident Renzi: Jegliche Unterstützung

In dieser Region liegt das Epizentrum des ErdbebensBild: DW

Regierungschef Renzi und Präsident Sergio Mattarella haben den Opfern des Erdbebens bereits staatliche Hilfe aus Rom zugesagt. "Wir lassen niemanden alleine", sagte Renzi. Er dankte den Helfern, die teils vom ersten Moment mit bloßen Händen nach Verschütteten gegraben hatten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck sprachen den Betroffenen ihre Anteilnahme aus. Merkel zeigte sich in einem Kondolenztelegramm an Renzi betroffen. "Die Bilder der Verwüstungen sind schockierend." Außenminister Frank-Walter Steinmeier erklärte in Berlin, Deutschland stehe "in dieser Stunde in Trauer und Solidarität vereint an der Seite unserer italienischen Freunde und Partner". Wenn es gewünscht sei, werde Deutschland Unterstützung leisten. Bundesinnenminister Thomas de Maizière bot die Hilfe von Experten des Technischen Hilfswerks (THW) bei der Bergung von Erdbeben-Verschütteten an. Nun müsse die italienische Regierung entscheiden, ob sie das Angebot annehme.

Satellitenbilder sollen helfen

Auch die Europäische Union machte ein Hilfsangebot. Das Zentrum für die Koordination von Notfallmaßnahmen sei bereits in Kontakt mit den italienischen Behörden. In einem ersten Schritt fragte Italien nach Angaben aus Brüssel die Nutzung des EU-Satellitenbilder-Dienstes EMS an. Dieses wurde eingerichtet, um im Katastrophenfall die Lagebeurteilung zu erleichtern. Die Karten können zum Beispiel detailliert das Ausmaß der Schäden zeigen.

Die Erdstöße, deren Epizentrum nahe der Ortschaft Norcia in der Provinz Perugia lag, hatten nach Angaben des US-Erdbebenzentrum USGS und des Deutschen Geoforschungszentrums in Potsdam eine Stärke von 6,2. Im zirka 100 Kilometer südwestlich entfernten Rom waren die Erschütterungen deutlich zu spüren. Viele Bewohner wurden aus dem Schlaf gerissen. Es folgten rund 60 Nachbeben.

Italien wird auf Grund seiner geografischen Lage immer wieder von Erdbeben erschüttert, oft auch von schwerwiegenden. 2009 war bei einem Beben die mittelitalienische Stadt L'Aquila verwüstet worden. Damals starben mehr als 300 Menschen. L'Aquila liegt Luftlinie nur gut 30 Kilometer von Amatrice entfernt.

ust/qu (dpa, afp, rtr)

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