Wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) auf meinem Joghurt abgelaufen ist, muss ich ihn dann wegschmeißen? Oder kann ich ihn trotzdem noch essen? Was unterscheidet das MHD vom Verfallsdatum? Die wichtigsten Antworten.
Anzeige
Der Joghurt sieht noch gut aus, der Käse auch - und trotzdem landen sie im Müll. Warum? Weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Laut Umweltbundesamt wirft jeder von uns in Deutschland durchschnittlich jedes Jahr bis zu 82 Kilogramm Lebensmitteln in den Müll. Das sind pro Person zwei vollgepackte Einkaufswagen. Doch sind Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, wirklich für die Tonne?
Laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ist dem nicht so: "Der Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums bedeutet aber nicht, dass das Lebensmittel damit automatisch wertgemindert oder nicht mehr zum Verzehr geeignet ist."
Dennoch gehen etwa ein Drittel der Lebensmittel auf dem Weg vom Feld bis zum Teller verloren. Und das während gleichzeitig 800 Millionen Menschen unter Hunger leiden. Eine solche Verschwendung belastet auch die Umwelt. Jährlich entstehen durch das Wegwerfen von Essen in Deutschland mehr als 38 Millionen Tonnen Treibhausgase, gut 43.000 Quadratkilometer landwirtschaftlicher Fläche werden genutzt sowie 216 Millionen Kubikmeter Wasser verbraucht. Für jedes Nahrungsmittel verbrauchen wir zudem Energie bei Herstellung und Transport und verwenden Pflanzenschutzmittel, Mineral- und Wirtschaftsdünger, die die Umwelt belasten - so das Umweltbundesamt.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist eine EU-rechtliche Kennzeichnungspflicht und existiert in Deutschland seit 1981. Laut BVL gibt das Mindesthaltbarkeitsdatum, oder MHD an, bis wann das Lebensmittel unter angemessenen Aufbewahrungsbedingungen seine spezifische Eigenschaft behält. Also wie lange Farbe, Geruch, Geschmack und Nährwerte bleiben wie an dem Tag, an dem das Produkt abgepackt wurde, vorausgesetzt es wurde richtig aufbewahrt.
Das MHD eines Produkts wird nicht vom Gesetzgeber bestimmt, sondern vom Hersteller, der damit für die Qualität des Produkts garantiert. Genannt werden müssen, in mindestens zwei Millimeter großer Schrift Tag, Monat und Jahr. Zum Beispiel bei Milch reichen auch Tag und Monat. Bei länger haltbaren Waren wie Mehl, Nudeln und Konserven kann es heißen 'mindestens haltbar bis Ende ...'.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist kein Verbrauchsdatum
'Mindestens haltbar bis …' und 'zu verbrauchen bis …' werden oft verwechselt und missverstanden. Laut einer Umfrage der Verbraucherzentrale kennen demnach nur rund 70 Prozent der Befragten die richtige Bedeutung von MHD und Verbrauchsdatum. Produkte mit Verbrauchsdatum sollte man tatsächlich vor diesem Datum verzehren, da ansonsten von einer Gesundheitsgefährdung auszugehen ist, so der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL).
Dies ist beispielsweise der Fall bei Hackfleisch, frischen Geflügelprodukten, Räucherfisch, Feinkostsalaten und frischer Rohmilch. Später dürfen diese meist leicht verderblichen Lebensmittel auch nicht mehr verkauft werden. Der Hinweis 'mindestens haltbar bis…' muss laut EU-Verordnung auf fast allen verpackten Lebensmitteln und Getränken stehen. Ausnahmen liegen der Lebensmittel-Kennzeichnungsverordnung (LMKV) zufolge beispielsweise vor bei frischem Obst, frischem Gemüse und ungeschälten Kartoffeln.
MHD, Verfallsdatum ... und auch noch Verbrauchsverfallsdatum?
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft denkt darüber nach, das MHD um eine weitere Komponente zu erweitern - um das Verbrauchsverfallsdatum. Davon hält Frau Manon Struck-Pacyna, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit vom BLL allerdings wenig. Der DW gegenüber meinte sie, dass der Fokus auf der Aufklärung vorhandener Daten liegen sollte.
Antonia Blumenthal von der Verbraucherzentrale plädiert vielmehr für eine Reform des Mindesthaltbarkeitsdatums. "Beispielsweise kann die Verlängerung des MHDs um nur einen Tag bei manchen Produkten, etwa Joghurt, schon eine ganze Menge Lebensmittelmüll vermeiden, ohne dass dadurch die Sicherheit der Konsumenten beeinträchtigt wird."
Laut dem Bundeszentrum für Ernährung könnten intelligente Verpackungen dem Kunden künftig anzeigen, wie frisch ein Produkt noch ist. Für Lebensmittel-Verpackungen gibt es inzwischen verschiedene intelligente Indikatoren. Die Bundeszentrale für Verbraucherschutz erwähnt auf ihrer Webseite allein vier: Zeit-Temperatur-Indikatoren, Frische Indikatoren, Barcodes oder Funkchips. Neben Herstell- oder Abfülldatum, erfassen Funkchips aber auch Informationen über die einzelnen Verbraucher, daher bestehen hier Datenschutzbedenken.
Supermarkt geretteter Lebensmittel
03:54
In den USA oder in Frankreich sind bereits jetzt schon Etiketten auf dem Markt, die den Frischegrad von Lebensmittel durch Farbveränderungen anzeigen. Warum gibt es die intelligente Verpackung noch nicht in Deutschland? Zum einen befürchten der Handel und die Lebensmittelproduzenten, der Konsument könne sich vom verfärbten Frische-Anzeiger abschrecken lassen und zum anderen sei der Anschaffungspreis derzeit noch zu hoch, so das Bundeszentrum für Ernährung.
"The nose knows"
Das Mindesthaltbarkeitsdatum gibt weder eine Garantie, dass die Ware vor Ablauf gesundheitlich unbedenklich ist noch schließt sie aus, dass die Ware nach Ablauf eines gewissen Zeitraums noch unbedenklich verzehrt werden kann. Dennoch braucht der Kunde das MHD als Orientierungshilfe, so Struck-Pacyna. Das unterstützt eine Studie der Verbraucherzentrale, wonach die Abfallquote bei Produkten, die kein MHD haben, wie frisches Obst und Gemüse, am höchsten ist.
In erster Linie sollten wir uns auf unsere eigenen Sinne verlassen, meint Struck-Pacyna der DW gegenüber: "Erst schauen, dann riechen und wenn man noch nicht sicher ist, dann auch schmecken."
Lebensmittel-Mythen: Allheilmittel oder Teufelszeug
Was heute noch als supergesund gilt, ist morgen schon gesundheitsschädlich - oder umgekehrt. Hier sehen Sie, was Sie meiden oder besonders häufig zu sich nehmen sollten - je nachdem, wann sie sich umhören.
Bild: picture-alliance/dpa/T. Hase
Noch Lust auf Zimtsterne?
Zimt ist ungesund! Einer seiner Inhaltsstoffe, Kumarin, kann in hohen Konzentrationen Leber- und Nierenschäden verursachen. Wer sich umschaut, wird erstaunlich viele Lebensmittel finden, die er besser meidet. Andere wiederum gelten als Wundermittel gegen alle möglichen Arten von Krankheiten - heute zumindest. Denn das kann sich schnell ändern. Erinnern Sie sich mit uns!
Bild: picture-alliance/dpa
Schwarzes Übel oder Wunderwasser?
"Kaffee löst Krebs aus", "Kaffee schädigt die Nerven", "Kaffee bringt den Flüssigkeitshaushalt durcheinander" - kurzum: Kaffee ist ungesund. So hieß es lange Zeit. Jetzt wissen wir: Kaffee ist viel besser als sein Ruf. Vielleicht kann er einigen Krebsarten sogar vorbeugen.
Bild: picture-alliance/dpa/T. Hase
Im Wein liegt die Einbildung
Alkohol ist gar nicht gut - aber Rotwein enthält viele wundervolle Moleküle, die als besonders gesund gelten, Resveratrol etwa, und Anthocyane. Also was jetzt? Trinken oder lieber nicht? Epidemiologische Langzeitstudien mit Freiwilligen liefern (vielleicht) die Antwort: Ein Glas Rotwein am Tag scheint gut oder zumindest ungefährlich zu sein. Mehr nicht. Also kein Grund, sich zu besaufen!
Bild: Beboy/Fotolia
Butter versus Margarine
Vor Jahren rieten uns Medizinexperten, bloß keine Butter zu essen, sondern zu Margarine zu greifen. Der Butterersatz enthält schließlich viel weniger gesättigte Fettsäuren als das Original-Milcherzeugnis. Dann aber warnten andere, Margarine sei ein ungesundes, weil unnatürliches Produkt, voller Chemie, zusammengepantscht von der Lebensmittelindustrie. Sei´s drum...
Bild: picture-alliance/dpa
Ein natürlicher Feind
Wenn jemand an einem Herzinfarkt starb, dann war ganz klar Cholesterin schuld. Schließlich verstopft es die Blutgefäße. Als besonders gefährlich galten Eier, Käse und Fleisch. Aber der Körper braucht Cholesterin und stellt es sogar selber her. Auch gibt es "gutes" und "schlechtes" Cholesterin. Heute hat das Biomolekül sein Bösewicht-Image zu einem großen Teil abgelegt.
Bild: picture-alliance/dpa
In Chips, Chinaessen und Tütensuppen
Glutamat - nein bloß nicht! Der Geschmacksverstärker gilt als gefährlich - und das nicht nur, weil die Industrie damit vielleicht weniger hochwertige Produkte aufpeppen kann. Nein, Glutamat soll auch das Chinarestaurant-Syndrom auslösen, mit Schwitzen, Zittern und Taubheitsgefühlen. Komisch nur, dass kontrollierte Studien das niemals nachweisen konnten.
Bild: etiennevoss - Fotolia
Eingefrorene Argumente
Viele Menschen verteufeln noch heute Tiefkühlgemüse. Es ging das Gerücht um, dass es weniger Vitamine enthalte als frisches Grünzeug. Stattdessen ist es genau umgekehrt: Die gefrorene Variante ist nährstoffreicher, weil sie sofort nach der Ernte schockgefroren wird und nicht noch tagelang an der Luft herumliegt. Doch einmal aufgekommen, hält sich so ein Gerücht hartnäckig.
Bild: PhotoSG - Fotolia
Die allmächtigen Wunderstoffe im Fisch
Noch vor kurzem hieß es, Omega-3-Fettsäuren schützen vor so ziemlich jeder Krankheit: Krebs, Herz-, Kreislaufkrankheiten, sogar Aufmerksamkeitsdefizitstörungen und Depressionen. Gesundheitsexperten rieten uns, täglich Omega-3-Fettsäure-Kapseln zu schlucken. Jetzt wissen wir: Ja, diese Fettsäuren sind für einige Stoffwechselfunktionen wichtig. Aber Wunder bewirken können sie nicht.
Bild: Fotolia/joemakev
Zu viel von etwas Gutem kann schlecht sein
Vitamine sind lebensnotwendig. Was also sollte gesünder sein, als jeden Tag Vitaminkapseln zu schlucken? Vor allem Vitamin C sollte uns vor allen Krankheiten bis hin zum gewöhnlichen Schnupfen schützen. Studien konnten das aber nicht bestätigen - im Gegenteil: Inzwischen besteht der Verdacht, dass Vitaminkapseln dem Körper sogar schaden. So heißt es zumindest heute...
Bild: Fotolia
Trinken, bevor der Durst kommt - und warum?
Mutter Natur hat etwas Tolles erfunden: Wenn unser Körper Flüssigkeit braucht, werden wir durstig. Aber dann brachte jemand die Theorie auf, dass man schon vorher trinken muss. Mindestens drei Liter Flüssigkeit am Tag. Das hat vielleicht seinen Ursprung darin, dass viele Menschen im Alter ihr Durstgefühl verlieren. Bei den meisten von uns funktioniert es aber gut genug.
Bild: Fotolia/photo 5000
Ist Milch schädlich?
Milch enthält Kalzium, ist gut für die Knochen und stärkt das Immunsystem - so sagt man. Ein wahres Wunder der Natur. Eine schwedische Langzeitstudie fand aber: Menschen, die viel Milch trinken, sterben früher. Ist der Zucker Galactose schuld? Niemand weiß es. Es heißt also: abwarten und Tee (oder Milch) trinken.
Teufelsweizen
Hier ist noch ein Bösewicht: Weizen. Viele Internetseiten warnen vor seinen Gefahren: "Er sorgt dafür, dass sich unser Körper entzündet, dass unsere Gedärme undicht werden und wir autoimmunkrank werden." Laut einigen Ärzten (und gleichzeitig Buchautoren) kann Weizen auch Glatzen verursachen, Halluzinationen und Selbstmordgedanken. Das ist zwar reine Theorie - aber viele Menschen glauben dran.
Bild: Fotolia/st-fotograf
Ausgewogen durchs Leben
Trotz allem ist ein gesunder Lebensstil wichtig. Statistiken zeigen klar, dass Rauchen, Alkohol, Dicksein und keine Bewegung die größten Killer sind. Und jeden Tag nur Pommes Frites zu essen, kommt sicher nicht gut. Berichte aber, die ein einzelnes Lebensmittel preisen oder es verdammen, sollte jeder kritisch betrachten. Am Ende zählt nur eines: Nicht übertreiben - egal womit.