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Mini-Inflation: Pro und kontra

Friederike Marx, dpa12. August 2016

Die niedrige Inflation entlastet die Budgets der Verbraucher. Von Renten- und Gehaltserhöhungen bleibt unter dem Strich mehr. Doch der geringe Preisauftrieb birgt auch Risiken. Eine Übersicht:

Deutschland Symbolbild Inflation - Preise Supermarkt
Bild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte

Die Inflation in Deutschland kommt nur langsam in Schwung. Im Juli lag die jährliche Rate nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bei mageren 0,4 Prozent, im Juni waren es nur 0,3 Prozent. Zwar rechnen Ökonomen damit, dass die Preissteigerung zum Jahresende anzieht - sie dürfte aber immer noch moderat ausfallen. Wem nützt die niedrige Inflation, wem schadet sie?

Preissteigerung in Deutschland im Juli: 0,4 Prozent.Bild: picture-alliance/dpa/Armin Weigel

PRO: Verbraucher

Sie sind die großen Gewinner. Hauptgrund für die geringe Inflation sind die niedrigen Ölpreise. Konsumenten profitieren davon vor allem beim Tanken und beim Heizen. Selbst der sonst zu Beginn der Ferienzeit übliche Preisanstieg an den Tankstellen blieb in diesem Jahr aus. Laut Automobilclub ADAC gehen die Spritpreise seit Anfang Juni fast kontinuierlich zurück. Heizöl war laut der Internetplattform "heizoel24" zuletzt so günstig wie seit zwölf Jahren nicht mehr in einem August. Das entlastet die Budgets der Verbraucher und stärkt die Kauflaune. Zwar drückte zuletzt das Brexit-Votum die Stimmung etwas, dennoch ist der GfK zufolge die Konsumlust der Bundesbürger weiterhin groß. "Die Rahmenbedingungen für einen starken Konsum - Lohnsteigerungen, starker Stellenaufbau, niedriger Zins - sind weiterhin günstig", urteilt BayernLB-Volkswirt Stefan Kipar.

Niedrige Spritpreise, selbst in der ReisezeitBild: picture-alliance/dpa/M. Kusch

PRO: Arbeitnehmer und Rentner

Sie haben mehr von Rentenerhöhungen und Gehaltssteigerungen. Im ersten Quartal des Jahres stiegen die Reallöhne der Beschäftigten im Schnitt um 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das Plus ergibt sich aus einer Nominal-Lohnsteigerung um 2,8 Prozent, von der nur 0,2 Prozent Teuerung abgezogen werden müssen.

PRO: Kreditnehmer

Sie kommen billiger an Geld, weil die Europäische Zentralbank im Kampf gegen die Mini-Inflation den Leitzins auf null gesenkt hat. Das drückt die Zinsen, die Banken von Privatleuten und Unternehmen für Kredite verlangen. Nach einer Auswertung der FMH Finanzberatung sind beispielsweise Hypothekenzinsen mit einer zehnjährigen Laufzeit derzeit im Schnitt für 1,1 Prozent zu haben, vor zehn Jahren waren es noch gut 4,5 Prozent.

PRO: Unternehmen

Sie profitieren auf der Kostenseite bei von den niedrigen Ölpreisen. Zugleich kurbelt die Konsumlust der Verbraucher die Nachfrage an und lässt vor allem im Einzelhandel die Kassen klingeln. Im ersten Halbjahr setzten die Branche inflationsbereinigt (real) 2,3 Prozent mehr um als im Vorjahreszeitraum, nominal waren es 2,4 Prozent mehr.

Auch Firmen profitieren vom niedrigen ÖlpreisBild: picture-alliance/dpa/P. Pleul

KONTRA: Deflationsgefahr

Der Europäischen Zentralbank (EZB) bereitet die Mini-Inflation Sorgen. Dauerhaft niedrige oder gar sinkende Preise gelten als Risiko für die Konjunktur. Unternehmen und Verbraucher könnten Anschaffungen aufschieben, weil sie erwarten, dass es bald noch billiger wird. Die Notenbank strebt mittelfristig eine Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke. Um die Inflation anzuheizen, flutet die EZB die Märkte mit billigem Geld und senkte den Leitzins auf null.

KONTRA: Sparer & Schuldner

Sparbuch und Co. werfen wegen der Zinspolitik der EZB kaum noch etwas ab. Auch Altersvorsorgeklassiker wie Lebens- und Rentenversicherungen sind unter Druck. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hatte allerdings darauf hingewiesen, dass die Entwertung des Geldes durch die Inflation so gering sei, "dass die reale Verzinsung von Spareinlagen über null liegt."

Inflation knabbert bestehende Schulden weg - ohne Preisauftrieb dauert der Schuldenabbau länger.

KONTRA: Ölproduzenten

Der Ölpreisverfall belastet Unternehmen wie BASF Shell und BP. "Niedrige Ölpreise sind weiterhin eine große Herausforderung für die gesamte Branche", sagt Shell-Chef Ben van Beurden.

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