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Politik

Müller: Entwicklungshilfe kein Druckmittel

12. Mai 2018

Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) lehnt es ab, mit der Streichung von Entwicklungshilfe zu drohen, um abgelehnte Asylbewerber schneller aus Deutschland abschieben zu können. Das hatten Unionspolitiker gefordert.

Entwicklungsminister Gerd Müller schüttelt einem Jungen im Irak die Hand. (Foto: picture-alliance)
Entwicklungsminister Gerd Müller bei einem Besuch im IrakBild: picture-alliance/dpa/K. Nietfeld

"Diese Kopplung schließe ich aus, das wäre kontraproduktiv", sagte Müller im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Das können nur Politiker fordern, die nicht wissen, was wir in diesen Ländern machen."

Damit stellt sich Müller gegen Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Beide Politiker hatten vorgeschlagen, Herkunftsländern die Entwicklungshilfe zu streichen, wenn sie bei Abschiebungen nicht kooperieren. "Wir können nicht auf der einen Seite Entwicklungshilfe bezahlen und auf der anderen nehmen diese Länder diese Leute nicht zurück", sagte Kretschmer.

Kürzung treffe die Falschen

Davon will der zuständige Bundesminister nichts wissen. Eine Kürzung der Entwicklungshilfe treffe die Falschen, sagte Müller. Beispielsweise habe Deutschland im irakischen Mossul die Trinkwasserversorgung für Hunderttausende Menschen wieder hergestellt und 180 Schulen für mehr als 100.000 Kinder aufgebaut. "Soll ich ihnen den Wasserhahn wieder zudrehen, damit die Menschen verdursten? Soll ich die Schulen wieder schließen? Soll ich die Kinder dafür bestrafen, dass es mit dem Irak noch kein Rücknahmeabkommen gibt?", fragt Müller.

Hilfe in Europa: Ein Mitarbeiter einer Hilfsorganisation (Mitte) bei syrischen Flüchtlingen in GriechenlandBild: picture-alliance/AP Photo/P. Giannakouri

Der Minister verwies auch darauf, dass gerade Entwicklungshilfe vor Ort viele Menschen davon abhalte, nach Deutschland zu fliehen. "Wenn wir die Entwicklungshilfe kürzen, werden wir hier bald sehr viel mehr Flüchtlinge haben", warnte Müller. Zudem sei Entwicklungshilfe vergleichsweise preiswert: "Mit 50 Cent am Tag finanzieren wir heute die Überlebensversorgung eines Flüchtlings etwa im Nordirak oder in Afrika. Bei uns fallen dafür zwischen 50 und 100 Euro am Tag an. Mit jedem Euro können wir also vor Ort die hundertfache Wirkung erzielen und geben den Menschen neue Hoffnung."

jmw/djo (kna, epd)