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Politik

Minister verteidigt Reformpläne für Abwassersystem

27. August 2022

Großbritannien will sein marodes Abwassersystem zumindest in Teilen reformieren. Abwasserunternehmen sollen Milliardensummen investieren, damit die mit Fäkalien und Dreck verseuchte Brühe nicht mehr in Gewässer gelangt.

England | Abwasser-Einlassstellen
Abwassereinlassstelle an einem Strand im Westen von SussexBild: Angela Hampton//FLPA/IMAGO

Nach landesweiter Entrüstung über ins Meer, in Flüsse und Seen geleitetes ungefiltertes Schmutzwasser will die Regierung in London eine Teilreform des Abwassersystems. Abwasserunternehmen sollen in den kommenden 25 Jahren insgesamt 56 Milliarden Pfund (66 Milliarden Euro) in ihre Anlagen investieren. Ziel ist, dass bis 2050 kein Übertrag in Gewässer bei Unwetterlagen mehr möglich ist, mit Ausnahme ungewöhnlich heftiger Regenfälle.

Umweltminister George Eustice verteidigte das Vorhaben in der BBC, nachdem Oppositionsparteien und Umweltschützer die Maßnahmen als unzureichend und zu kostspielig für die Verbraucher kritisiert hatten. Die voraussichtlichen zusätzlichen Kosten für die Verbraucher von durchschnittlich 42 Pfund pro Jahr bis 2050 seien den Nutzen wert, sagte der Tory-Politiker.

Die Abwasserinfrastruktur sei ein Erbe der viktorianischen Zeit, so Minister Eustice weiter. Seit Jahrzehnten hätten konservative wie Labour-Regierungen eine Reform versäumt, um die Nebenkosten für die Haushalte nicht zu erhöhen. Nun koste es eine moderate Summe, das Problem in den kommenden Jahren anzugehen.

Abwasser verleidet Badefreuden

In Großbritannien werden Regenwasser und Abwässer in denselben Rohren zu den Kläranlagen geleitet. Bei starken Regenfällen ist die Kapazität aber zum Teil nicht ausreichend, vor allem wenn wie nach der jüngsten Hitzewelle der ausgetrocknete Boden das Wasser nicht schnell aufnehmen kann. Immer wieder kommt es bei Regen vor, dass die schmutzige Brühe aus den Abwasserbecken der Kläranlagen überläuft und dann Häuser und Straßen überflutet werden.

Deutlich zu sehen, wie verschmutztes Wasser bei Hampshire ins Meer fließtBild: Cover-Images/IMAGO

Um das zu verhindern, erlaubt das britische Umweltamt den Abwasserunternehmen, "gelegentlich" nicht geklärtes Abwasser direkt in das Meer und die Flüsse zu leiten, was etliche Kläranlagen nutzen. Es geht wohl um Abermilliarden Liter Dreckwasser. Dutzende Strände von Cornwall bis Essex wurden deswegen in den letzten Wochen wegen Verschmutzung gesperrt. Immer wieder klagen Küstenbesucher über verdreckte Strände und vorbeischwimmenden Unrat.

Umfassende Reform des Abwassersystems ist nicht in Sicht

Allein in England gibt es 15.000 Überlaufstellen. Allerdings kontrolliert die Umweltbehörde Environment Agency die abgeleitete Wassermenge nicht, sondern verlässt sich auf die Meldungen der in den 1980er und 1990er Jahren privatisierten britischen Abwasserunternehmen.

Eine umfassende Reform des Abwassersystems wird es laut den aktuellen Plänen nicht geben. Einem Bericht der Environment Agency und der Aufsichtsbehörde Ofwat zufolge würde die vollständige Trennung von Abwasser- und Regenwassersystemen zwischen 350 und 600 Milliarden Pfund (415 bis 711 Milliarden Euro) kosten und die Nebenkosten um bis zu 1000 Pfund im Jahr pro Haushalt erhöhen.

Die Opposition zeigte sich entsetzt. Die Verbraucher müssten die Rechnung zahlen für den "Dreck, den die Unternehmen angerichtet haben", sagte Tim Farron von den Liberaldemokraten. "Während sie Geld scheffeln, schwimmen wir in Abwasser", sagte Farron mit Blick auf die Gewinne der privaten Abwasserunternehmen.

qu/uh (dpa, afp)

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