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Ärzte sind optimistisch

2. Januar 2009

Der bei einem Skiunfall verunglückte thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus wird aus dem Koma aufgeweckt. Wegen fehlender Augenzeugen ist die Rekonstruktion der Tragödie schwierig. Neue Details zur Bergung.

Archivbild (Quelle: dpa, 15.11.2208)
Außer Lebensgefahr: Dieter Althaus, Ministerpräsident des Landes ThüringenBild: AP

Der bei einem Skiunfall in der Steiermark am Neujahrstag schwer verletzte thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus soll schon in Kürze wieder aus dem künstlichen Tiefschlaf geweckt werden. Das teilte der ärztliche Leiter des Krankenhauses im österreichischen Schwarzach, Reinhard Lenzhofer, am Freitag (02.01.2009) mit. Die Ärzte wollen den 50-Jährigen bis zum Wochenende langsam aus dem Koma aufwachen lassen, was bis zu 24 Stunden dauern könne.

Krankenhaus in Schwarzach - hier wird Althaus behandeltBild: AP

Bei einer Kontrolluntersuchung mit einer Computertomographie am Morgen habe sich der stabile Zustand des CDU-Politikers bestätigt. Es gebe keine "Druckzeichen" von der Verletzung im rechten Hirnbereich. Die Mediziner zeigten sich "optimistisch", dass die Aufwachphase "gut ausgeht".

Keine Prognose über bleibende Schäden

Der Unfallchirurg Franklin Genelin wollte keine Prognose darüber abgeben, ob bei Althaus möglicherweise Schäden zurückbleiben könnten. Der Politiker habe neben dem Schädelhirntrauma auch Prellungen und eine Fraktur im Gesicht erlitten, die aber "unverschoben" sei und nicht weiter behandelt werden müsse. Weitere Informationen über den Gesundheitszustand von Althaus will das Krankenhaus am späten Nachmittag bekanntgeben.

Der thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus liegt nach einem schweren Skiunfall in Österreich im künstlichen Koma. Der 50-Jährige prallte am Neujahrstag auf der Riesneralm in der Obersteiermark mit einer 41-jährigen Skifahrerin zusammen, wie die Polizei mitteilte. Die in den USA ansässige Slowakin und vierfache Mutter starb noch auf dem Weg ins Krankenhaus. Althaus erlitt eine schwere Schädel-Hirn-Verletzung.

Althaus trug einen Helm

Dieter Althaus war nach Polizeiangaben durch einen Helm geschützt. "Die verstorbene Skifahrerin hat keinen Helm getragen, der Herr Ministerpräsident sehr wohl", sagte Polizei-Einsatzleiter Sigmund Schnabel am Freitag bei einer Pressekonferenz in Liezen.

Der genaue Unfallhergang wird nach seinen Angaben nur schwer zu rekonstruieren sein, da es keine Augenzeugen gibt. Der Sicherheitsbeamte, der Althaus begleitete, und der Ehemann der getöteten Slowakin seien hinter den beiden Verunglückten hergefahren und hätten den Unfall nicht gesehen. Althaus und die Frau seien "offensichtlich frontal kollidiert", berichtete Schnabel.

Schuldfrage noch ungeklärt

Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (l.) und eine Landtagsabgeordnete im Sessellift der Steinacher Skiarena Silbersattel (Archivbild)Bild: picture-alliance / dpa

Einen Tag nach dem tragischen Skiunfall ist die Schuldfrage daher weiter offen. Den österreichischen Behörden zufolge lasse sie sich derzeit nicht beantworten. Auf der Piste gälten die Regeln des Weltskiverbands FIS, nämlich die gegenseitige Rücksichtnahme und das Fahren auf Sicht, hieß es. Ursache könne ein Fahrfehler ebenso wie Unachtsamkeit gewesen sein.

Nach Berichten der österreichischen Boulevardzeitung "Österreich" vom Freitag fuhr der 50-jährige Politiker von der rechten, schwereren Abfahrt "Die Sonnige" in die von links kommende, leichtere "Panorama-Abfahrt" des Skigebietes Riesneralm ein. Nach den auch auf Pisten geltenden Verkehrsregeln hatte der Politiker also Vorfahrt.

Nach dreieinhalb Stunden in der Klinik

Während der Unfallvorgang schwerlich zu rekonstruieren ist, lieferten die österreichischen Behörden mittlerweile Details zum Bergungsvorgang. Nach Angaben des Liezener Bezirkshauptmanns Josef Dick und Bezirksrettungskommandant Hannes Hösl war Althaus unmittelbar nach dem Unfall ansprechbar und wurde von der Pistenrettung sitzend behandelt. Auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin sollten sich die Retter um die mit ihm zusammengestoßene Skifahrerin kümmern. Nach dem Transport im Akia-Schlitten zur Talstation stellte der dortige Rot-Kreuz-Sanitäter ein Schädel-Hirn-Trauma fest und verständigte den Notarzt. Bis dahin habe sich die Verletzung des Ministerpräsidenten nicht als Notfall dargestellt, sagte Bezirksrettungskommandant Ewald Bauer nach Angaben der österreichischen Nachrichtenagentur APA.

Um 15.49 Uhr, also etwa eine Stunde nach dem Unfall, habe ein Notarztwagen in Stainach Althaus übernommen. Die Notärztin versorgte ihn im Fahrzeug und veranlasste nach einer ersten Diagnose die Anforderung eines Rettungshubschraubers. Ein Helikopter vom nahe gelegenen Stützpunkt Niederöblarn war den Angaben zufolge aber zu dieser Zeit mit der 41-jährigen Skifahrerin unterwegs, die auf dem Transport ihren Verletzungen erlag. Deshalb wurde ein Rettungshubschrauber des privaten Betreibers "Heli Austria" aus St. Johann im Pongau alarmiert. Weil die Krankenhäuser in Salzburg und Graz wegen Nebels nicht angeflogen werden konnten, entschied man sich für die Klinik Schwarzach im Pongau, wo Althaus um 18.15 Uhr eingeliefert wurde - dreieinhalb Stunden nach dem Unfall.

Stellvertreterin Birgit Diezel übernimmt

Die thüringische Finanzministerin Birgit DiezelBild: AP

Die stellvertretende Ministerpräsidentin und Finanzministerin Birgit Diezel übernimmt die Amtsgeschäfte des verunglückten Regierungschefs. "Die Landesregierung ist handlungsfähig", sagte sie am Freitag in Erfurt. Die Politik werde mit Besonnenheit fortgeführt. Das Kabinett gehe aber davon aus, dass Althaus bald wieder an seinem Schreibtisch Platz nehmen könne, sagte Diezel.


Der im thüringischen Heiligenstadt geborene Dieter Althaus regiert seit Juni 2003 in dem Freistaat. Er folgte damals dem langjährigen Landesvater Bernhard Vogel. Seit 1990 sitzt er im thüringischen Landtag. Bei den Landtagswahlen Ende August will Althaus erneut antreten. Vor seiner politischen Karriere studierte Althaus Physik und Mathematik und arbeitete als Lehrer. Er gilt als begeisterter Ski- und Motorradfahrer. (vem)

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