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Minitumore: Mehr Hoffnung für Kinder mit Krebs?

3. Februar 2025

Krebs ist bei Kindern zwar eher selten, doch jedes fünfte an Krebs erkrankte Kind stirbt. Es gibt nur wenige Medikamente für krebskranke Kinder. Forschende versuchen, mit Minitumoren bessere Behandlungen zu finden.

Krebskranke Kinder spielen in einem im Krankenhaus
Ein Forschungsansatz mit Minitumoren soll mehr Kinder mit einer Krebserkrankung rettenBild: picture-alliance/dpa

Im Jahr 2022 wurde weltweit bei mehr als 275.000 Kindern und Jugendlichen Krebs diagnostiziert, mehr als 105.000 Kinder starben an Krebs. In Europa erkranken jährlich 35.000 Kinder an Krebs, in Deutschland sind es laut dem Deutschen Kinderkrebsregisters (DKR) jährlich rund 2400 Kinder. Zum Vergleich: Bei Erwachsenen gibt es jährlich rund 500.000 neue Krebsdiagnosen in Deutschland.

Am häufigsten erkranken Kinder demnach an Blutkrebs (Leukämie), Jugendliche an Lymphknotenkrebs (Lymphom). Zwar werden 80 Prozent der von Krebs betroffenen Kinder und Jugendlichen laut der Frankfurter Stiftung für krebskranke Kinder geheilt. Allerdings haben sich die Heilungschancen seit 30 Jahren für viele Erkrankungen nicht verbessert: Jedes fünfte an Krebs erkrankte Kind stirbt.

Erleidet ein geheiltes Kind später einen Rückfall, sind die Aussichten schlecht. Die mittlere Überlebenszeit beträgt in solch einem Fall acht Monate. Und bei einem Rückfall gibt es kein festgelegtes Behandlungsverfahren mehr.

Es gibt zu wenige Krebsmedikamente für Kinder und Jugendliche

Eines der größten Probleme der Krebsbehandlung bei Kindern und Jugendliche: Für sie gibt es nur einen Bruchteil dessen, was es für erwachsene Krebspatienten gibt. Es fehlen speziell auf Kinder zugeschnittene Medikamente. Die meisten Präparate, die neu auf den Markt kommen, sind nur für Erwachsene zugelassen.

Forschende am Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg setzen deswegen auf eine individuelle Behandlung mit Hilfe von Minitumoren. Seit 2019 können Ärztinnen und Ärzte - auch aus dem Ausland - Gewebeproben von krebskranken Kindern, die als Hochrisikopatienten gelten oder einen Rückfall hatten, zum KiTZ schicken.

Die meisten Krebsmedikamente gibt es für Erwachsene - für Kinder sind nur wenige Präparate zugelassenBild: WDR

Hunderte Minitumore sollen helfen, Kinder vom Krebs zu heilen

Daraus züchten die Forschenden im Anschluss hunderte Minitumore, wie die Leiterin der Medikamententestung, Ina Oehme erklärt. An den kleinen Tumoren, auch Organoide genannt, würden dann 80 Medikamente getestet, in unterschiedlicher Dosierung und in verschiedenen Kombinationen. Bei den Arzneien handele es sich um Krebsmedikamente für Erwachsene - zugelassene und solche, die noch in klinischen Studien getestet werden.

Bisher sind laut Oehme mehr als 500 Gewebeproben eingegangen, rund zwei Drittel davon konnten für Tests verwendet werden. Bei rund 80 Prozent davon habe es Treffer gegeben - also Medikamente, mit denen sich die Minitumore im Labor zurückbildeten. Etwa drei Wochen nach Probenentnahme wisse man, ob ein Medikament bei den Tests anschlage oder nicht.

Organoide wie diese künstlich hergestellte Gehirnorganoide sind wenige Millimeter große Mikrostrukturen Bild: IMAGE POINT FR/BSIP/IMAGO

Heilen und forschen zugleich

Die Forschenden am KiTZ entschlüsseln zudem das gesamte Erbgut, also die DNA des Tumors. Damit will das Forschungszentrum nach eigenen Angaben die "Biologie kindlicher Krebs- und schwerer Bluterkrankungen wissenschaftlich ergründen".

Das KiTZ ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) und der Universität Heidelberg (Uni HD). Das Institut unterhält mehrere Kooperationen mit verschiedenen nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen.

Es ist betreibt laut eigenen Angaben das erste länderübergreifende Genomsequenzierungsprogramm für krebskranke Kinder in Europa. Dafür wurden laut KiTZ inzwischen mehr als 1700 Patienten erfasst. Mehr als 100 Zentren aus zwölf europäischen Ländern sowie Israel hätten bisher Tumorproben nach Heidelberg geschickt.

Den Ansatz, Minitumore wachsen zu lassen, um daran Medikamente zu testen, gebe es zwar auch an anderen Forschungszentren, sagt Uta Dirksen, Kinderonkologin am Universitätsklinikum in Essen. Doch das Besonders an dem Projekt am KiTZ könnte vor allem darin liegen, dass es systematisch viele Tumore sammele und daher über eine gute Datenbasis verfüge.

Dieser Artikel entstand mit Material von dpa und KNA

Weitere Quelle: KiTZ Heidelberg

Wie lässt sich Krebs verhindern?

02:23

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Jeannette Cwienk Autorin und Redakteurin, Fokus unter anderem: Klima- und Umweltthemen
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