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PolitikAfrika

"Die Menschen sind Opfer von Gerüchten"

27. Dezember 2020

Mankeur Ndiaye leitet den UN-Einsatz in der Zentralafrikanischen Republik. Im Interview mit der DW beschuldigt er Ex-Präsident François Bozizé seine gerichtlich abgelehnte Kandidatur durch Sabotage erzwingen zu wollen.

Mankeur Ndiaye - Leiters der UN-Mission in der Zentralafrikanischen Republik - an einem Rednerpult
Mankeur Ndiaye leitet die UN-Mission in der Zentralafrikanischen Republik MINUSCA (Archivbild)Bild: SCPI/UN/MINUSCA

An diesem Sonntag sollen in der Zentralafrikanischen Republik Präsidentschafts- und Parlamentswahlen stattfinden. Doch die Lage ist angespannt: Verschiedene bewaffnete Gruppen wollen die erwartete Wiederwahl von Präsident Faustin Archange Touadéra verhindern. Ein mächtiger Widersacher ist Ex-Präsident François Bozizé, dessen Kandidatur das Verfassungsgericht wegen laufender strafrechtlicher Verfahren ausgeschlossen hat. Die DW hat Mankeur Ndiaye, Leiter der UN-Mission MINUSCA, zur aktuellen Lage befragt. Kurz nach dem Interview wurden in der Zentralafrikanischen Republik drei Blauhelm-Soldaten von Unbekannten getötet.

DW: Wie stellt sich die aktuelle Sicherheitslage vor der Wahl am Sonntag dar?

Mankeur Ndiaye: Die Lage insgesamt ist unter Kontrolle der Blauhelme in Allianz mit den zentralafrikanischen Streitkräften (FACA) und den zentralafrikanischen inneren Sicherheitskräften, also Gendarmen und Polizisten. Wir sind vor Ort und reagieren auf die verschiedenen Angriffe der bewaffneten Gruppen und ihre Strategie, die Bevölkerung zu bedrohen. Die bewaffneten Gruppen tun dies im Bündnis mit François Bozizé, mit dem Ziel, den Wahlprozess zu blockieren und die zentralafrikanischen Bürger daran zu hindern, ihre Wahlkarten abzuholen und am 27. Dezember in die Wahllokale zu gehen, um zu wählen.

Präsident Faustin-Archange Touadera gilt als Favorit der Präsidentschaftswahl in der Zentralafrikanischen RepublikBild: ALEXIS HUGUET/AFP

Wie es aussieht konnten rund elf Prozent der Zentren, in denen die Wählerkarten ausgegeben werden, wegen der schlechten Sicherheitslage nicht öffnen, viele Menschen konnten ihre Karten also bis jetzt nicht abholen. Wird die Wahl Ihrer Meinung nach dennoch nach allgemeinem Wahlrecht gültig sein?

Das Ziel ist, dass so viele Zentralafrikaner wie möglich wählen. Die Wahlbehörde ANE arbeitet daran, die Regierung arbeitet daran und wir arbeiten daran. Es stimmt, dass es vier Zonen gibt, in denen aus Sicherheitsgründen noch nicht mit der Ausgabe der Wählerkarten begonnen wurde.

Wir arbeiten mit den Streitkräften zusammen daran, die Menschen in diesen Gebieten zu beruhigen, damit sie sich hinaustrauen und ihre Wahlkarten abholen. Aber wenn wir alles zusammenzählen, funktionieren heute schon 87 Prozent der Verteilungszentren für Wählerkarten. 87 Prozent - das ist bemerkenswert! Und wir arbeiten daran, dass auch die anderen Zentren, die die restlichen elf Prozent ausmachen, ebenfalls ihren Betrieb aufnehmen können.

Die Abholung der Karten wurde bis zum Wahltag verlängert. Jeder Zentralafrikaner, der bis heute seine Karte nicht abholen konnte, kann am Samstag oder Sonntag, dem Wahltag, seine Karte abholen und dann wählen gehen.

Die Bevölkerung hat riesige Angst, fürchtet sich vor den bewaffneten Gruppen. Sollte man die Wahlen nicht verschieben, bis die Sicherheitslage besser ist?

Ich verstehe Ihre Frage! Und ich verstehe die Sorgen der Menschen, die bedroht sind. Aber sie sind zugleich auch Opfer von Gerüchten. Nichts sagt uns, dass in zwei, drei Monaten die Sicherheitsbedingungen besser sein werden als heute. Denn Bozizé kann nicht akzeptieren, dass seine Kandidatur nicht zugelassen wurde. Solange er nicht kandidieren dürfe, hat er gedroht, werde es keine Wahl geben. Er wird aber auch in sechs Monaten kein Kandidat sein, weil das Verfassungsgericht es so entschieden hat. Wenn man die Wahl also um drei Monate oder um sechs Monate verschieben würde, würde es genau dasselbe sein. Die bewaffneten Gruppen würden dieselbe Strategie nutzen. Es würde sich nichts ändern.

Wir werden alles tun, damit die Wahl stattfinden kann. Wir wissen, dass es in einigen Teilen des Landes Unsicherheit gibt. Wir wissen das, aber wir befinden uns in einem Land, das sich seit Jahren in einem Konflikt befindet. Man muss aber auch sagen, dass die heutige Situation besser ist als die vor zwei Jahren. Es sind Störenfriede wie Bozizé, die den Wahlprozess sabotieren wollen. Sie schüren auch die Angst in der Bevölkerung. Die Wahlen zu verschieben, hieße aber, dem nachzugeben. Und wir dürfen nicht nachgeben. Unsere Position ist ganz klar: Es muss am 27. Wahlen geben.

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