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Politik

Mali: eine wichtige Mission für Deutschland

Silja Fröhlich
22. März 2019

Der UN-Sicherheitsrat muss bis Juni über eine Verlängerung des Mandats der MINUSMA-Friedensmission in Mali entscheiden, an der auch die deutsche Bundeswehr teilnimmt. Die sieht noch großen Handlungsbedarf in Westafrika.

Mali Bundeswehreinsatz Symbolbild
Bild: picture-alliance/dpa/M. Kappeler

Seit sechs Jahren ist die Bundeswehr in Mali im Einsatz. Fast 1000 deutsche Soldaten helfen im größten deutschen Auslandseinsatz bei der Ausbildung der malischen Streitkräfte. Zurzeit besucht eine Delegation des UN-Sicherheitsrats das westafrikanische Land. Im Juni muss der Rat entscheiden, ob das Mandat der dort eingesetzten 14.000 Mann starken MINUSMA-Friedenstruppe verlängert wird, der auch Soldaten der Bundeswehr angehören. Der Bundestag hatte vergangenes Jahr die Zahl der maximal zu entsendenden deutschen Soldaten auf 1300 erhöht.

Denn Mali kommt einfach nicht zur Ruhe. Terroranschläge gegen UN-Friedenstruppen, malische Truppen, internationale Streitkräfte und die Zivilbevölkerung nähmen zu, warnte UN-Generalsekretär Antonio Guterres in einem Bericht Anfang März. Extremistische Gruppen sind von Nordmali bis in das Zentrum des westafrikanischen Landes vorgedrungen und erschweren die Umsetzung des Friedensabkommens von 2015.

Rund 1000 deutsche Bundeswehr-Soldaten sind für MINUSMA in Mali im EinsatzBild: picture-alliance/dpa/M. Kappeler

Die UN-Stabilisierungsmission MINUSMA wurde ins Leben gerufen, nachdem Tuareg-Rebellen 2012 den Norden Malis eingenommen und dort den unabhängigen Staat Azawad ausgerufen hatten. "Der Konflikt in Nordmali ist sehr komplex", sagte vor Kurzem Riccardo Maia, Leiter der MINUSMA-Kontingente in Nordwest-Mali und Timbuktu. "Der Dschihadismus ist sicherlich Teil der Ideologie einiger Terroristen in der Region. Aber es gibt auch andere Faktoren wie interethnische Spannungen, Konflikte der Traditionen und Landkonflikte. All das wird schnell als Dschihadismus abgestempelt."

Schüsse zwischen Verbündeten

Im Jahr 2018 gab es laut dem UN-Bericht 237 Terroranschläge im Land, das ist ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Fast 200 Blauhelmsoldaten haben in Mali seit 2013 ihr Leben verloren. Noch am Sonntag kamen 21 malische Soldaten bei einem Angriff auf ihr Armeelager in Dioura in der Region Mopti ums Leben. Im Februar wurde ein deutscher Konvoi von Soldaten der malischen Streitkräfte beschossen, mit denen Deutschland eigentlich zusammenarbeitet. "Wir gehen zurzeit davon aus, dass es ein Irrtum war, es gibt keine anderen Anhaltspunkte", sagt Oberstleutnant Robert Habermann, Presseoffizier des deutschen Einsatzkontingents MINUSMA in Gao, Mali, im DW-Interview. "Es war dunkel, als die deutschen Kräfte beschossen worden. Sie haben das Feuer erwidert und dabei ist ein malischer Soldat verletzt worden. Er befindet sich nach jetzigem Stand auf dem guten Weg der Besserung. Darüber sind wir sehr froh."

Oberstleutnant Robert Habermann, Presseoffizier der Bundeswehr, bei der Patrouille in GaoBild: Guido Ritter

"Die Ereignisse und Angriffe in den letzten Monaten beweisen, dass wir aufmerksam bleiben müssen, dass dieser Einsatz gefährlich ist und dass wir nicht nachlassen dürfen in unseren Anstrengungen, Mali dabei zu unterstützen, dass sich hier die Sicherheit der Menschen spürbar verbessert", sagt Habermann. Doch die freundliche Reaktion der Menschen zeige ihm und seinen Kameraden, dass die Bundeswehr als Teil der Internationalen Gemeinschaft in Mali gern gesehen sei. Habermann zeigt sich optimistisch: "Trotz des steilen Weges, den Mali noch vor sich hat, bin ich überzeugt, dass wir hier viel Gutes für die Menschen in Mali bewirken. Kluge Menschen wie Winston Churchill haben gesagt, dass die Vereinten Nationen nicht dazu da sind, den Himmel auf Erden zu bringen, sondern uns möglicherweise vor der Hölle zu bewahren."

Deutschland als wichtiger Partner im Sahel

In Gao beteiligen sich etwa 800 Bundeswehrsoldaten an der UN-Friedensmission MINUSMA, um Aufklärungsmissionen sowie die Umsetzung des Friedensabkommens zu unterstützen. "Die Zusammenarbeit mit unseren Partnern von der UN und vor Ort funktioniert sehr gut", betont Habermann. Die Partner bewerten das ähnlich. Maman Sidikou, Generalsekretär der westafrikanischen Anti-Terror-Eingreiftruppe G5 Sahel, der die Länder Mauretanien, Mali, Burkina Faso, Niger und Tschad angehören, sieht in Deutschland einen starken Partner beim Kampf in Mali. "Deutschland ist unser wichtigster Partner für den Aufbau der Militärakademie des G5-Bündnisses, wo 35 Offiziere höheren Grades ausgebildet werden", so Sidikou im DW-Interview. "Durch seinen Sitz im UN-Sicherheitsrat kann das Land uns zudem diplomatische Unterstützung gewähren für eine nachhaltige Finanzierung der gemeinsamen Einsatztruppe und für ein robustes Mandat für unsere Einsätze."

Auch Burkina Fasos Präsident Roch Marc Kaboré verlässt sich auf die deutsche Unterstützung. "Wir freuen uns sehr über das Interesse, das Deutschland Afrika und der G5-Sahel-Initiative entgegenbringt," sagte er im DW-Interview. Ziel sei, die Armeen und ihre Zusammenarbeit für ein effektives Ergebnis weiterhin zu stärken. Das erfordere besondere Anstrengungen: "Wir müssen gleichzeitig den Terrorismus bekämpfen und unsere Soldaten weiterbilden. Denn diese Art Krise hat es bislang in unserer Region nicht gegeben", sagte Kaboré. Für Oberstleutnant Habermann ist die gute Zusammenarbeit grundlegend für einen Erfolg: "Wir bewegen  uns alle hier im Lande, da gilt es nicht nur, sich abzustimmen, sondern auch aufeinander Rücksicht zu nehmen."

Malische Soldaten werden im Ausbildungslager der Bundeswehr im Sanitätswesen und Völkerrecht ausgebildetBild: picture-alliance/dpa/T. Bindra

Mali steht für sich ein

Neben der Beteiligung an der MINUSMA ist Deutschland auch in den EU-Ausbildungsmissionen EUCAP Sahel und EUTM in Koulikoro, wo unter anderem 170 deutsche Soldaten die malische Armee in Themen wie Völkerrecht und Sanitätswesen ausbilden. In Zusammenarbeit mit den Partnern habe man einige Erfolge verbuchen können, sagt Habermann: so seien Wahlen im Land durchgeführt und die Gefahr eines Bürgerkrieges abgewandt worden.

Auch die Zivilgesellschaft bringe sich zunehmend mit ein. "Mali ist ein Land, das sich in vieler Hinsicht positiv von anderen unterscheidet. Die Menschen nehmen ganz deutlich Anteil an dem, was in ihrem Land passiert", so Habermann. Es gebe Kulturfestivals und Demonstrationen für eine bessere Regierungsführung oder für mehr Verkehrssicherheit, für Frauen- und Minderheitenrechte. "Es gibt eine sehr lebendige Mediengesellschaft, die sehr deutlich anspricht, was in diesem Land möglicherweise verbessert werden kann und verbessert werden muss", so der Bundeswehrsprecher. Der Sicherheitsrat der UN wird nun bis Juni entscheiden müssen, ob eine Weiterführung der MINUSMA mit Blick auf Malis Zukunft sinnvoll ist.

Mitarbeit: Dirke Köpp, Fréjus Quenum

Silja Fröhlich Redakteurin, Reporterin und Moderatorin
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