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"Mir wird schlecht bei der Hetze"

13. September 2014

Mehr Polizeiarbeit gegen judenfeindliche Hetze im Internet – das fordert der Präsident des Zentralrats der Juden, Graumann. Für Sonntag ist in Berlin eine Großkundgebung gegen Antisemitismus geplant, Promis inklusive.

Dieter Graumann vom Zentralrat der Juden, der Dachorganisation der jüdischen Gemeinden und Landesverbände in Deutschland (Foto: Picture Alliance)
Dieter Graumann vom Zentralrat der Juden, der Dachorganisation der jüdischen Gemeinden und Landesverbände in DeutschlandBild: picture-alliance/dpa/B.v. Jutrczenka

Der Gaza-Krieg im Juli und August kostete mehr als 2000 palästinensischen Zivilisten das Leben – die israelische Regierung stand stark in der Kritik. Aber unter die Vorwürfe gegen das militärische Vorgehen Israels mischten sich auch judenfeindliche Parolen – etwa im Internet. Dagegen sprach sich der Zentralrat der Juden in Deutschland nun aus.

"Mir wird manchmal schlecht bei Ausmaß und Unverfrorenheit der Hetze in den Blogs", sagte Dieter Graumann, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, der "Passauer Neuen Presse" (Samstagsausgabe). Da viele der Verfasser unter ihrem richtigen Namen schrieben, wäre es "gar nicht so schwer, sie zu belangen. Hier müssen die Ermittler konsequenter eingreifen", so Graumann weiter, der sich ebenfalls enttäuscht darüber zeigte, "dass die Polizei bei den Anti-Israel-Demonstrationen im Sommer oft viel zu zurückhaltend aufgetreten ist, als offen antisemitische Parolen gebrüllt wurden".

Israels Politik werde kontrovers diskutiert, insbesondere in Israel selbst. Doch wenn man das Land dämonisiere und ihm das Existenzrecht abspreche, sei eine Grenze überschritten.

Neuer Antisemitismus in Deutschland?

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Berlin zeigt sich solidarisch

Für Sonntag hat der Zentralrat zu einer Großkundgebung gegen Antisemitismus vor dem Brandenburger Tor in Berlin aufgerufen. Erwartet werden rund 5000 Teilnehmer und reichlich Prominenz: von Bundeskanzlerin Angela Merkel als Hauptrednerin über Bundespräsident Joachim Gauck bis hin zu den obersten Repräsentanten der katholischen und evangelischen Kirche in Deutschland, Kardinal Reinhard Marx und Nikolaus Schneider. "Wir wollen zeigen, dass wir uns weder einschüchtern noch den Mut nehmen lassen. Die Botschaft ist: Judentum hat in Deutschland eine Zukunft!", sagte Graumann.

Seine Vorgängerin, die frühere Zentralrats-Präsidentin Charlotte Knobloch, bedauerte im "Tagesspiegel am Sonntag" allerdings, dass die Initiative für die Kundgebung nicht "aus der Mitte der Gesellschaft" gekommen sei.

Knobloch: "Die Anständigen scheinen eingeschlafen zu sein"

Momentan stoße in Deutschland alles auf Zustimmung, was sich gegen Israel richte, sagte Knobloch weiter. Viele Juden hätten das Gefühl einer Entfremdung zwischen der jüdischen Gemeinschaft und der Mehrheitsgesellschaft. "Dieser Judenhass, der uns in ganz Europa entgegenschlägt, belastet mich sehr", so die 81-Jährige. Die Judenfeindlichkeit sei unter Muslimen ein Problem, "doch auch viele Ewiggestrige sind erwacht, das sehen wir an der Sprache der Hassbriefe, die wir bekommen", sagte sie.

Auch der Axel-Springer-Verlag zeigt sich mit einer Lichtprojektion solidarischBild: Axel Springer SE

Im Zuge der Kundgebung haben sich auch viele deutsche Politiker gegen Antisemitismus ausgesprochen, etwa Innenminister Thomas de Maizière. Auch er wolle an der Kundgebung teilnehmen, sagte er "Bild-Online", "weil ich möchte, dass Juden gerne in Deutschland leben". Zur Teilnahme aufgerufen hat auch die Türkische Gemeinde in Deutschland.

chr / sti (dpa, afp, epd, kna)

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