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Politik

Missbrauchs-Gipfel soll Umdenken einleiten

18. Februar 2019

Die Missbrauchsskandale und ihre Vertuschung haben die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche schwer beschädigt. Reue allein reicht nicht. Papst Franziskus lädt deshalb zu einer Konferenz in den Vatikan.

Vatikan Petersdom
Bild: picture-alliance/ZUMA Wire/Pacific Press

Nach einer langen Reihe von Enthüllungen über sexuellen Missbrauch Minderjähriger in der katholischen Kirche und deren Vertuschung versucht Papst Franziskus jetzt aus der Defensive zu kommen. Ein viertägiges Treffen mit den Vorsitzenden sämtlicher Bischofskonferenzen der Welt soll dafür sorgen, dass der sexuelle Missbrauch von Kindern von allen Kirchenoberen ernst genommen und verhindert wird. Es sei nun endlich Zeit, dem "Monster" Missbrauch ins Gesicht zu schauen, sagte Vatikansprecher Aessandro Gisotti vor Journalisten in Rom.

Seit Jahren kommt es in Deutschland immer wieder zu Protesten gegen das Verhalten der Amtskirche (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/R. Haid

Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass Priester und andere Geistliche rund um den Globus Kinder misshandelt haben. In Deutschland kam der Skandal vor rund zehn Jahren ans Licht. Die am Donnerstag beginnende Konferenz soll nun zeigen, dass die katholische Kirche sich um ein Umdenken bemüht. Franziskus' Entscheidung, den bereits aus dem Kardinalskolleg ausgeschlossenen ehemaligen Erzbischof von Washington, Kardinal Theodore McCarrick, in den Laienstand zu versetzen, wurde nicht nur als Signal gegen sexuellen Missbrauch gesehen. In dem Verfahren bei der Glaubenskongregation war auch der Missbrauch einer Machtposition als Umstand anerkannt worden.

Um diese Form von Machtmissbrauch zu erschweren, soll das Treffen Instrumentarien für die Rechenschaftspflicht und Transparenz erarbeiten. Hohe Erwartungen in dieser Hinsicht deutet der Jesuit Hans Zollner von der päpstlichen Kinderschutzkommission nicht nur als Kritik. Es sei auch ein Zeichen für ein Interesse an der Zukunft der Kirche. Der Chef des Kinderschutzzentrums der päpstlichen Gregoriana-Universität glaubt nicht, dass das Phänomen Missbrauch Minderjähriger in der Kirche nach der Konferenz ein für alle Mal gelöst sein wird. Er hofft aber, dass es Klarheit über die nötige Maßnahmen schafft und diese in den einzelnen Ortskirchen auch umgesetzt werden.

Das Aufsehen, das der Anti-Missbrauchsgipfel hervorruft, ist riesig. Denn eine solche Konferenz gab es noch nie in der zweitausendjährigen Geschichte der Kirche. Opfergruppen haben denn auch Demonstrationen angekündigt. Papst Franziskus müsse nun endlich zeigen, dass seine "Null-Toleranz-Politik" nicht nur eine Ankündigung ist, fordert der deutsche Opfervertreter Matthias Katsch vom "Eckigen Tisch".

Die Gefahr einer Enttäuschung ist groß. Konkrete Taten sind gefordert zum Beispiel eine Änderung des Kirchenrechts. Oder eine sofortige Entlassung aus dem Priesterstand, wenn Täter überführt werden. Doch bindende Beschlüsse können die etwa 190 Teilnehmer auf der Konferenz nicht fassen. Hinzu kommt, dass die Unterschiede in der Weltkirche riesig sind.

In vielen Erdteilen wird sexueller Missbrauch bisher nicht als Problem anerkannt. Deshalb wies Franziskus die Chefs der Bischofskonferenzen an, sich vor dem Gipfel mit Opfern zu treffen. Als Beweis, dass sie diese Vorgabe erfüllt haben, müssen sie eine solche Begegnung durch eine Videoaufnahme belegen.

uh/stu (dpa, epd, kna)

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