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Gesellschaft

Missbrauchsfall weitet sich aus

7. Dezember 2019

Die Dimensionen sind erschreckend und ein Ende noch nicht abzusehen: Im Zuge der Ermittlungen zu dem in Nordrhein-Westfalen entdeckten Kindesmissbrauch-Netzwerk sind mittlerweile 3300 Datenträger sichergestellt worden.

Symbolbild - Kindesmissbrauch
Bild: Imago Images/imagebroker

Nach Angaben der Polizei sind die Ermittler vom Ausmaß der Missbrauchsfälle geschockt. Der Kölner Kripo-Chef Klaus-Stephan Becker sagte der "Rheinischen Post", es sei mit einer Vielzahl an Daten gerechnet worden, aber die vorgefundene Masse habe alle überrascht.

Koordiniert durch das Kölner Polizeipräsidium arbeiten derzeit mehr als 300 Beamte in neun nordrhein-westfälischen Dienststellen rund um die Uhr an der Auswertung von Dateien eines kriminellen Netzes, das sich über ganz Deutschland erstreckt. Die Ermittlungsgruppe "Berg" sucht in Chats und Unmengen bei Verdächtigen beschlagnahmten Dateien nach Belegen für Kinderpornografie und sexuellen Missbrauch. Dabei geht es nicht um ein zentral organisiertes Missbrauchsnetzwerk, sondern um die digitale Vernetzung einer Vielzahl von Tätern, darunter Familienväter. Die bisher bekannten 21 Opfer sind zwischen 11 Monaten und 14 Jahren alt.

Immer mehr Tatverdächtige in neun Bundesländern

Die Polizei ermittelt gegen immer mehr Tatverdächtige. Wie die "Rheinischen Post" unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtet, wurden mittlerweile 31 Beschuldigte identifiziert. 16 kommen demnach aus Nordrhein-Westfalen, 15 aus acht weiteren Bundesländern. Darüber hinaus hätten die Ermittler in dem Fall auch Verbindungen ins benachbarte Ausland gefunden.

Der Kölner Polizeipräsident Jacob ist geschockt vom Ausmaß des Missbrauchsfalls Bild: picture-alliance/dpa/H. Kaiser

"Trotz meiner 45 Dienstjahre kenne ich nichts Vergleichbares in Deutschland", sagte der Kölner Polizeipräsidenten Uwe Jacob der Zeitung. Allein in Nordrhein-Westfalen sitzen sieben Verdächtige in Untersuchungshaft, außerdem gab es je eine Festnahme in Hessen und Rheinland-Pfalz.

Nationaler Rat zur Bekämpfung von Missbrauch nimmt Arbeit auf

Die Abgründe werden immer tiefer, die Fälle immer größer: Nun soll ein Nationaler Rat zur Bekämpfung von Missbrauch dafür sorgen, dass Empfehlungen und Konzepte an der Basis ankommen und zügig umgesetzt werden. In Berlin konstituierte sich ein Nationaler Rat zur Bekämpfung von Missbrauch. Rund 40 Spitzenvertreter aus Politik und Zivilgesellschaft sollen für bessere Vernetzung und mehr politischen Druck bei der Umsetzung von Empfehlungen sorgen.

Eingeladen dazu haben der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, und Familienministerin Franziska Giffey. Sie bilden den Vorsitz des neuen Gremiums. Damit soll rund neun Jahre nach dem Ende des Runden Tisches zur Bekämpfung von Kindesmissbrauch ein neues Signal gesetzt werden. Nicht zuletzt deswegen, weil die Dimensionen von sexualisierter Gewalt in den vergangenen Jahren immer größere Ausmaße angenommen haben.

Bundesfamilienministerin Giffey ist offen für härtere Strafen bei KindesmissbrauchBild: imago images/photothek/F. Zahn

Giffey für härtere Strafen bei Kindesmissbrauch

Giffey unterstützt die Forderung der Länder-Innenminister nach deutlich höheren Strafen für sexuelle Gewalt gegen Kinder. "Ich finde diese Debatte gut und richtig", sagte Giffey dem Evangelischen Pressedienst. Die Forderung treffe bei ihr auf "große Offenheit", sagte die Ministerin mit Blick auf die Innenministerkonferenz, die am Freitag in Lübeck zu Ende ging. Dort sprachen sich die Ressortchefs
zum Abschluss ihrer Tagung dafür aus, sexuellen Missbrauch von Kindern und den Besitz von Kinderpornografie härter zu bestrafen.

hf/sti (dpa, afp, kna, epd)

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