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Missbrauch weiter aufklären

Klaus Krämer22. Januar 2015

Fünf Jahre, nachdem der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche öffentlich geworden ist, will die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) die Aufklärungsarbeit fortsetzen.

Symbolbild sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche
Bild: picture-alliance/dpa/H. Tittel

"Wir wollen die Wahrheit aufdecken. Wir wollen unsere Verantwortung wahrnehmen", versicherte der Missbrauchsbeauftragte der DBK, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, am Donnerstag in Bonn.

So hatte die katholische Kirche im vergangenen Jahr ein neues Forschungsprojekt zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs gestartet. In dessen Rahmen haben Mitarbeiter der vier beteiligten wissenschaftlichen Einrichtungen im Oktober begonnen, Interviews mit Opfern und Tätern zu führen. Dies ist eins von insgesamt sechs Teilprojekten der Studie, die auf insgesamt dreieinhalb Jahre angelegt ist.

Zwei Jahre zuvor, im Januar 2013 hatte die Bischofskonferenz allerdings die Zusammenarbeit mit dem Kriminologen Christian Pfeiffer beendet. Das von seinem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen 2011 begonnene Forschungsprojekt sollte durch umfangreiche Aktenstudien belastbare Zahlen zum Missbrauch erbringen.

Der Trierer Bischof kündigte nun weitere Überlegungen für "ein zukunftsgerichtetes Eintreten" der Kirche für den Schutz und die Rechte von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen an. Die Bischofskonferenz unterstütze zudem Überlegungen, eine nationale unabhängige Aufarbeitungskommission zu berufen, "die sich der gesamtgesellschaftlichen Problematik widmet".

Neue Etappe: Präventionsarbeit verankern

Mit Blick auf das Thema Missbrauch beginnt nun für die katholische Kirche nach Einschätzung Ackermanns eine neue Phase. Die erste Etappe sei gekennzeichnet gewesen von vielen Gesprächen mit Betroffenen, der Einrichtung einer Hotline, der Einstellung von Missbrauchsbeauftragten in den Bistümern und der Überarbeitung der "Leitlinien zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch". Jetzt müsse die begonnene Präventionsarbeit weiter in den Bistümern und deren Einrichtungen verankert werden. Dazu sei es notwendig, eine "Kultur der Achtsamkeit" zu etablieren.

Aufklärer - Bischof AckermannBild: DW/J. Rutsch

Laut Bischofskonferenz bearbeitete die katholische Kirche bundesweit rund 1.500 Entschädigungsanträge von Opfern. Rund 95 Prozent der Anträge auf eine materielle Anerkennung des erlittenen Leids seien positiv beschieden worden, so der Missbrauchsbeauftragte aus Trier. Opfer, die durch Priester oder andere Mitarbeiter der katholischen Kirche missbraucht wurden, erhalten jeweils bis zu 5.000 Euro, in begründeten Einzelfällen werden auch höhere Summen gezahlt.

Veränderung durch Schock

Ackermann hob hervor, die katholische Kirche habe sich durch die Missbrauchsdebatte weltweit verändert. Sie habe sich unter dem "Schock der Ereignisse" in einen intensiven Lern- und Entwicklungsprozess begeben. Das Problembewusstsein für sexualisierte Gewalt sei heute ein ganz anderes. Einen Schlussstrich könne es nicht geben.

Vor fünf Jahren, im Januar 2010, wurden in Berlin Fälle sexuellen Missbrauchs am katholischen Canisius-Kolleg aufgedeckt. Weitere Skandale folgten, die in Kirche und Gesellschaft eine breite Debatte über sexuellen Missbrauch anstießen. Die Enthüllungen stürzten die katholische Kirche in eine massive Vertrauenskrise. In den deutschen Diözesen traten allein 2010 mehr als 180.000 Menschen aus der Kirche aus.

kk/sd (KNA, EPD)