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US-Turnverband soll aufgelöst werden

Stefan Nestler mit afp, rtr, sid, dpa
6. November 2018

Das Nationale Olympische Komitee der USA will den Turnverband auflösen. Seit der Enthüllung des Missbrauchsskandals um den früheren Teamarzt Larry Nassar herrscht in dem Verband das blanke Chaos.

USA Prozess Missbrauchsskandal Larry Nassar
Opfer und deren Angehörige beim Missbrauchsprozess gegen US-Teamarzt Larry NassarBild: Reuters/B. McDermid

Mit einem bisher beispiellosen Vorgehen reagiert das Nationale Olympische Komittee der USA (USOC) auf den Missbrauchsskandal im US-Turnsport. Das USOC leitete die nötigen ersten Schritte ein, um dem Turnverband seinen Status als nationale Dachorganisation abzuerkennen. "USA Gymnastics" habe es versäumt, "seine Kultur zu ändern, seine Führung zu erneuern und seine Mitglieder effektiv zu betreuen", heißt es in einem offenen Brief der USOC-Vorsitzenden Sarah Hirshland an die US-Turnerinnen und Turner: "Ihr verdient etwas Besseres." Es werde allerdings sichergestellt, dass US-Athleten auch weiterhin an Turn-Wettkämpfen teilnehmen könnten. "Langfristig ist es extrem wichtig, dass ein anerkannter nationaler Verband, entweder der alte oder ein neuer, das Kunstturnen in den USA führen", schrieb das USOC. 

Mindestens fünf Olympiasiegerinnen 

Ex-Teamarzt Larry NassarBild: Getty Images/AFP/J. Kowalsky

Das USOC reagierte damit auf den schlimmsten Skandal in der Geschichte des Olympischen Sports der USA. Dem früheren Mannschaftsarzt der US-Turnerinnen, Larry Nassar, war nachgewiesen worden, dass er über Jahrzehnte insgesamt mehr als 250 Mädchen und Frauen sexuell missbraucht hatte. Zu seinen Opfern hatten mit Turn-Superstar Simone Biles, Aly Raisman, Gabby Douglas, Jordyn Wieber und McKayla Maroney auch fünf Olympiasiegerinnen gehört. In drei Verfahren war Nassar schuldig gesprochen und zu einer Strafe von bis zu 175 Jahren Haft verurteilt worden. Er wird das Gefängnis also wohl nicht mehr verlassen. 

Rücktritt nach vier Tagen

"USA Gymnastics" wurde vorgeworfen, die Hinweise auf Nassars Straftaten nicht nur nicht ernst genommen, sondern teilweise auch vertuscht zu haben. Im Januar war auf Druck des USOC der gesamte Vorstand des Verbands zurückgetreten. Im Verlauf der vergangenen zwei Jahre hatten mit Steve Penny, Kerry Perry und Mary Bono ein Chef und danach zwei Chefinnen von "USA Gymnastics" das Handtuch geworfen, Bono bereits nach vier Tagen.

"Keine perfekte Antwort"

"Einem Verband die Anerkennung zu entziehen, ist keine einfache Entscheidung", schrieb USOC-Vorstandschefin Hirshland. "Aber ich glaube, es ist die richtige." Es handele sich um eine Situation, "in der es keine perfekte Antwort gibt". Im Mai hatte das USOC als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal eine ehemalige leitende Angestellte des Geheimdienstes FBI eingestellt. Wendy Guthrie soll als Direktorin für Athletensicherheit verhindern, dass sich ein solcher Skandal wiederholt.

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