Auf Plastikflaschen zur Nordsee
23. Mai 2014Im Hinterhof eines alten Pfarrhauses stapelt sich ein Berg Abfall. Der 22-jährige Student Honza Kara und sein Freund Jakub Bures, ein 21-jähriger Mechaniker, haben 6000 leere Plastikflaschen für ihr Projekt gesammelt. Die meisten davon haben die Menschen aus ihrer Heimatstadt Nymburk gespendet.
Trockeneis hält dich über Wasser
In einem stickigen Gebäude am Ende des Hinterhofs haben Honza und Jakub die Flaschen mit Trockeneis gefüllt - das Eis sorgt für den nötigen Auftrieb. Die Flaschen befestigen sie an einem zehn Meter großen Holzrahmen. Die Zahnräder und Pedale von vier alten Fahrrädern haben sie ausgebaut und auf das Deck geschweißt. Eine Radachse verbindet diese mit einem Stahlpropeller am hinteren Teil des Bootes. Sie müssen kräftig in die Pedale treten, um das Boot zu bewegen.
"Irgendwann im Juni" - die jungen Männer sind vage, was die Details angeht - wollen die beiden das Tretboot in die Elbe setzen und an Bord gehen. Mit zwei Freunden machen sie sich auf den Weg. Der ist 850 Kilometer lang und soll in Hamburg in der Nordsee enden. Diese Reise kann einen Monat dauern, vielleicht auch zwei Monate. Honza und Jakub scheint diese Ungewissheit nicht zu stören.
Zu Fuß nach Gibraltar
"Letztes Jahr bin ich von Nymburk nach Gibraltar gelaufen. Es war eine 3000 Kilometer lange Wallfahrt", erzählt Honza Kara. Damals kannte er Jakub noch nicht. "Er hat mir nach meiner Reise geschrieben, dass er mich gerne treffen möchte." Jakub habe ihm dann von dem Plastikflaschenboot erzählt. Und Honza sagte zu ihm: "Wenn das klappt, dann machen wir was Großes und fahren nach Hamburg."
Das erste Boot, das Jakub gebaut hat, funktionierte nicht. Aber der Mechaniker ist keiner, der so leicht aufgibt. Das zweite Boot hat er mit Hilfe von Ingenieuren der Technischen Universität Prag umgestaltet. Es trägt den Arbeitstitel "PETburk" - in Anlehnung an die Abkürzung für Polyethylenterephthalat (PET), aus dem viele Plastikflaschen sind. "Ich bin mit dem ersten Boot nicht so weit gekommen", gibt Jakub zu. "Aber ich wusste, dass ich etwas bauen kann, das wassertauglich ist, also habe ich angefangen, ein zweites Boot zu bauen."
Abenteuer mit Umwelt-Bewusstsein
Das Plastikflaschenboot ist alles andere als ein Luxusdampfer. Es gibt vier Plastikstühle und eine kleine Kabine - natürlich aus Plastikflaschen -, die Schutz vor Regen bietet. Die Männer können nur eine begrenzte Menge an Lebensmitteln und Wasser mitnehmen. Aber die beiden Tschechen lassen sich davon nicht abschrecken.
Für die beiden Abenteurer ist es ganz normal, ihr eigenes Boot zu bauen und bis zur Nordsee zu strampeln. Und das alles ist auch noch umweltfreundlich: Wenn sie in Hamburg ankommen, wird ihr Boot komplett recycelt. Ein Abenteuer mit Umwelt-Bewusstsein.