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EU-Fonds soll Autokrise auffangen

Agnes Bührig19. Dezember 2012

Bei Opel in Bochum sollen ab 2016 keine Autos mehr vom Band laufen - ein Szenario, das man in Schweden schon kennt. Ein Jahr nach dem Saab-Konkurs suchen dort 3000 Arbeitslose mit Hilfe eines EU-Fonds neue Arbeit.

Ein Logo des schwedischen Autoherstellers Saab, aufgenommen in Berlin auf der Motorhaube eines Autos in einem Autohaus (Foto vom 30.11.09). Foto: Timur Emek/dapd
Bild: dapd

Der neue Arbeitsplatz von Thomas Lanz ist ein kleines Holzhaus auf dem Land, nicht weit vom westschwedischen Trollhättan entfernt. Der ehemalige Saab-Mitarbeiter steht am Herd und wärmt einen Eintopf für Stefan, 50 Jahre und geistig behindert. Thomas sei sein persönlicher Assistent, sein verlängerter Arm, sagt Stefan. Dass für den Messtechniker Thomas Lanz nach fast 40 Jahren bei Saab Schluss war, sieht dieser inzwischen als Chance für den Aufbruch: "Für mich und mein Leben bedeutete der Konkurs, dass ich es gewagt habe, einen neuen beruflichen Weg einzuschlagen. Mein Interesse an Menschen ist durch meine gewerkschaftliche Tätigkeit langsam gewachsen. Da habe ich gemerkt, dass das für mich passt."

Rund die Hälfte der Angestellten bei Saab waren Industriearbeiter. Von ihnen sind knapp zwei Drittel heute wieder in Lohn und Brot. 200 von ihnen haben sich inzwischen selbstständig gemacht oder umgeschult wie Thomas Lanz. Dafür gibt es Finanzierungshilfen auch von der Europäischen Union. Umgerechnet gut fünf Millionen Euro stellt die EU aus ihrem Globalisierungsfonds bereit. Finanzmittel, die die Auswirkungen der globalen Wirtschaftskrise abfangen sollen. In Trollhättan macht diese sich derzeit sehr stark bemerkbar, sagt Magnus Nordberg, Nachrichtenchef der Regionalzeitung TTELA: "Saab an sich und das, was da passiert ist, das ist ein isoliertes Ereignis mit ganz eigenen Ursachen. Trollhättan und die ganze Region sind aber stark vom Maschinenbau abhängig. Und die hat es derzeit schwer. Nach Saab gab es eine Reihe weiterer Ankündigungen von Stellenabbau. Der Saab-Konkurs war das Letzte, was wir hier gebrauchen konnten."

Trollhättan: 2012 höchste Arbeitslosenquote in Schweden

Rund 16 Prozent Arbeitslosigkeit verzeichnet Trollhättan derzeit, die Quote ist doppelt so hoch wie im landesweiten Durchschnitt. Das Wirtschaftsleben der Stadt mit ihren 55.000 Einwohnern wird von einigen international operierenden Firmen dominiert. Diese sind von der einbrechenden Wirtschaftskonjunktur weltweit betroffen. Die Mittel der EU bieten die Chance zur Veränderung, sagt Niklas Pettersson, der beim Arbeitsamt in Trollhättan für ehemalige Saab-Mitarbeiter zuständig ist: "Wir können mit den Mitteln der EU die Pläne umsetzen, die wir schon seit langem entwickeln. Wir werden Bildungsmaßnahmen koordinieren und auf Berufe setzen, in denen Arbeitskräfte fehlen, wie zum Beispiel im Pflegebereich. Hier haben wir die Chance einer längerfristigen Umstellung."

Umgerechnet 5,4 Millionen Euro von der EU

Mehr als 400 frühere Saab-Mitarbeiter haben ihr Interesse an einer durch den EU-Globalisierungsfonds finanzierten Umschulung angemeldet. Neben Geld für Schulungen sind in der Fördersumme Unterstützungsleistungen für den Weg in die Selbständigkeit sowie Umzugshilfen enthalten.

Trollhättan ist damit im Umbruch - und gibt in diesen Tagen ein gemischtes Bild ab. Die positive Entwicklung, dass ein Großteil der arbeitslosen Saab-Mitarbeiter wieder in Beschäftigung ist, wird von der schlechten internationalen Wirtschaftslage überschattet. Dass General Motors nach dem Ausstieg bei Saab jetzt auch in Bochum keine Opel mehr produzieren will, erstaunt Thomas Lanz nicht. Schließlich habe das amerikanische Mutterunternehmen auch bei Saab einige Fehler gemacht: "General Motors hat uns die Möglichkeiten genommen, dieses einzigartige Saab-Konzept weiterzuführen, das für die Kunden so speziell war. Das besondere Design. Als ich in dem Unternehmen anfing, gab es Raum für Kreativität. Mit dem Auftauchen von General Motors wurde jede Sparte immer mehr standardisiert."

Erinnerungen an bessere Zeiten - das Saabmuseum von TrollhättanBild: DW/A. Bühring
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