Er war einer der bedeutendsten Regisseure Deutschlands. TV-Serien wie "Monaco Franze" und "Kir Royal" machten ihn berühmt, im Kino war er mit "Schtonk!" und "Rossini" erfolgreich. Stimmen zum Tod von Helmut Dietl.
Anzeige
Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat Helmut Dietl als einen der erfolgreichsten Regisseure der deutschen Film- und Fernsehlandschaft gewürdigt. Er sei ein Künstler und "verehrter Schelm" gewesen, der der Welt immer wieder augenzwinkernd den Spiegel vorgehalten habe, schrieb Grütters am Montag in Berlin. Mit Serien wie "Monaco Franze" und "Kir Royal" sowie Filmen wie "Schtonk!" und "Rossini" habe er wahre Glanzstücke komödiantischen Erzählens geschaffen. Dietl sei ein "Meister der Filmsatire" gewesen. Er werde allen Freunden von Film und Fernsehen unvergessen bleiben.
Schauspieler Michael "Bully" Herbig, der die Hauptrolle in Dietls letztem Film "Zettl" gespielt hat, wandte sich auf seiner Facebook-Seite mit bewegenden Worten an seinen gestorbenen Freund: "Ich muss Dir ja wohl nicht sagen, wie unfassbar traurig ich bin», schrieb er. "Du warst und bist mein Held. Als ich von Deinem Abschied erfahren habe, weinte auch der Himmel über Schwabing ... es hagelte sogar. Zu Recht, Regen alleine wäre ja auch nicht standesgemäß."
Helmut Dietl: Meister der satirischen Komödie
Als Chronist der "High Society" hat sich Regisseur Helmut Dietl gern lustig gemacht über die zur Schau getragenen Eitelkeiten der Medienwelt. Seine Filme sind wie ein Bilderbuch der Münchner Schickeria - ein Rückblick.
Bild: picture-alliance/dpa
"Monaco Franze"
1983 drehte Helmut Dietl für die ARD die erfolgreiche Fernsehserie "Monaco Franze - der ewige Stenz", mit Helmut Fischer (re.) in der Rolle des charmanten Frauenhelden. Co-Autor war der befreundete Schriftsteller Patrick Süskind. Zuvor hatte der talentierte Filmemacher Dietl versucht in Los Angeles Fuß zu fassen, kehrte er aber desillusioniert nach Deutschland zurück und begann seine TV-Karriere.
Bild: picture-alliance/KPA Copyright
"Kir Royal"
Mit dem TV-Mehrteiler "Kir Royal" gelang Dietl 1986 ein weiterer Erfolg im Deutschen Fernsehen. Die Geschichte des Klatschreporters "Baby Schimmerlos" (re.: Franz Xaver Kroetz), der mit Fotoreporter "Herbie" (li.: Dieter Hildebrandt) auf Jagd nach Sensationen ist, setzte der Regisseur als hochkarätig besetzte Satire um. Dafür bekam er gleich zwei Grimme-Preise für ausgezeichnete Fernseharbeit.
Bild: picture-alliance/KPA Copyright
"Schtonk"
Der erste Kinofilm von Helmut Dietl "Schtonk" (1992) war auf Anhieb ein riesiger Publikumserfolg. Die satirische Persiflage auf den Presseskandal um die Veröffentlichung der angeblichen Hitler-Tagebücher im "Stern" (hier: Götz George in der Rolle des Fälschers) brachte ihm den Deutschen Fernsehpreis und 1993 eine Oscar-Nominierung als "bester nicht-englischer Film" ein.
Bild: picture-alliance/dpa
"Rossini"
Seine Komödien sind gesellschaftskritische Betrachtungen gewesen. Helmut Dietl, am 22. Juni 1944 in Oberbayern geboren, kam aus ärmlichen Verhältnissen. Seinen Aufstieg als erfolgreicher Regisseur und umtriebiger Partygänger hat er in seinen Filmen mit verarbeitet. In seinem Film "Rossini oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief" (1997) spielt Mario Adorf den Szenewirt Paolo.
Bild: picture-alliance/KPA
"Late Show"
In seinem TV-film "Late Show" führt Regisseur Dietl 1999 die gnadenlose Welt des Showbusiness vor. Erzählt wird der rasante Aufstieg des TV-Moderators Hannes Engel, gespielt von Thomas Gottschalk. Bis der Radiomann endlich im Rampenlicht steht, muss er sich durch ein Geflecht aus Intrigen, Macht und miesen Machenschaften kämpfen. Entertainer Harald Schmidt hier in der Rolle als Fernsehdirektor.
Bild: picture-alliance/dpa
"Vom Suchen und Finden der Liebe"
2005 versuchte sich Dietl, der an den Münchner Kammerspielen als Regieassistent das Theaterhandwerk gelernt hat, an einer modernen Adaption der griechischen Tragödie "Orpheus und Eurydike". Auch hier schrieb Erfolgsautor Patrick Süskind am Drehbuch mit, aber der Film war kein Erfolg. Hier Schauspieler Moritz Bleibtreu und Alexandra Maria Lara in einer Filmszene.
Bild: picture-alliance/dpa
"Zettl"
Mit "Zettl", einem seiner letzten Kinofilme, handelte sich Helmut Dietl 2012 viel Kritik ein. Das Drehbuch schrieb er zusammen mit dem Journalisten und Buchautor Benjamin von Stuckrad-Barre. Aber die Geschichte des ehrgeizigen Chauffeurs (li.: Michael "Bully" Herbig, neben Dagmar Manzel), der zum Chefredakteur eines populären Online-Magazins aufsteigt, konnte nicht an seine Erfolge anknüpfen.
Bild: 2011 Warner Bros. Ent./Jürgen Olczyk
Ausgezeichneter Filmemacher
Für seine Verdienste um den deutschen Film wurde Regisseur Helmut Dietl 2014 die Ehrentrophäe des Deutschen Filmpreises zugesprochen. Iris Berben würdigte als Präsidentin der Deutschen Filmakademie "die Unabhängigkeit, die Unberechenbarkeit und die Souveränität eines großen Filmkünstlers, der lichterloh für seine Arbeit brennt". Helmut Dietl ist am Montag an Lungenkrebs gestorben.
Bild: picture-alliance/dpa
8 Bilder1 | 8
"Er hat den Bayern tief in die Seele geschaut"
"Er war ein Meister darin, mit eigener künstlerischer Handschrift, satirische Porträts des Münchner Society-Lebens zu zeichnen", sagte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter. "Mit Helmut Dietl verlieren wir einen der ganz großen Filmsatiriker des deutschen Fernsehens", fügte ARD-Programmdirektor Volker Herres hinzu.
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer würdigte Dietl als einen "der ganz großen deutschen Regisseure und Drehbuchautoren". Er sei eine Institution gewesen. "Er hat Bayern und München mit seinen Werken tief in die Seele geschaut und damit unvergleichliche Charaktere geschaffen." Der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle nannte Helmut Dietl einen "großen Chronisten der Seele Bayerns".
Helmut Dietl - ein Karl Valentin der Neuzeit
"Dem Helmut verdanke ich alles, durch ihn bin ich beim Schauspielberuf geblieben. Er hat mit seinen Serien Kult geschaffen, mit seinem Gefühl für das tief Bayerische, diese Wehmut und das gleichzeitig Raffinierte. Bahnbrechend waren die "Münchner Geschichten", weil da zum ersten Mal das damalige Jugendgefühl in Bayern beschrieben wurde. Für mich ist Helmut Dietl der Karl Valentin der Neuzeit", sagte die Schauspielerin Michaela May der Süddeutschen Zeitung. Sie hat die Hauptrolle in den "Münchener Geschichten" (1974) gespielt, einem der ersten Fernseherfolge von Dietl.
"Helmut Dietl gilt als einer der bedeutendsten Regisseure Deutschlands. Er wurde zurecht mit den wichtigsten Filmpreisen ausgezeichnet. Typen wie der 'ewige Stenz' aus der Fernsehserie 'Monaco Franze' oder der Klatsch-Reporter 'Baby Schimmerlos' aus 'Kir Royal' wurden zu Kult-Figuren, Sätze wie 'Ein bissel was geht immer' gingen nahtlos in den bayerischen Sprachgebrauch über. Dietls Kinofilme waren rar, aber immer ein Ereignis", so die Fernsehdirektorin des Bayerischen Rundfunks, Bettina Reitz, zum Tod des Regisseurs und Filmemachers.
Helmut Dietl selbst hat einmal in einem Interview über sich gesagt: "Die einen kriegen Kinder, die anderen machen Filme. Jeder wehrt sich auf seine Weise gegen den Tod, so gut es geht."