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Politik

Mit Hirnverletzungen aus Nordkorea zurück

15. Juni 2017

Im Koma liegend kam der von Nordkorea freigelassene US-Student Warmbier nach Hause zurück. Nun haben US-Ärzte erste Angaben zum Gesundheitszustand des 22-Jährigen gemacht.

USA Nordkorea freigelassener US-Student erlitt neurologische Verletzung |
Otto Warmbier wird nach seiner Ankunft in den USA aus dem Flugzeug getragenBild: picture alliance/The Cincinnati Enquirer/AP/S. Greene

Otto Warmbier hat nach Darstellung seiner Krankenhausärzte in Nordkorea schwere Gehirnverletzungen erlitten. Der 22-Jährige habe in allen Bereichen seines Gehirns großflächige Schäden am Hirngewebe davongetragen, sagte Dr. Daniel Kanter in Cincinnati im Bundesstaat Ohio. Der Student befinde sich in einem Zustand "reaktionsloser Wachheit". Er könne seine Augen öffnen und blinzeln. Es gebe aber keinerlei Anzeichen dafür, dass er auf Sprache oder Aufforderungen reagiere.

Zu 15 Jahre Arbeitslager verurteilt

Warmbier, der mit einer Reisegruppe das kommunistisch regierte Land bereist hatte, war im Januar 2016 in Nordkorea festgenommen und im März zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Ihm wurden Straftaten gegen den nordkoreanischen Staat vorgeworfen. Konkret soll er in einem Hotel ein Agitprop-Poster gestohlen haben.

Otto Warmbier bei der Gerichtsverhandlung im März 2016 in PjöngjangBild: picture alliance/AP/J. Chol Jin

Die Eltern halten das für vorgeschoben. Sie sollen knapp eine Woche vor der Freilassung ihres Sohnes erfahren haben, dass er seit fast 15 Monaten im Koma liegt. Laut nordkoreanischen Angaben erlitt Warmbier eine Nahrungsmittelvergiftung und erhielt danach Schlafmittel, woraufhin er nicht mehr aufwachte.

Familie glaubt Nordkorea nicht

"Daran glauben wir nicht", sagte Vater Fred Warmbier und erhob schwere Vorwürfe gegen die nordkoreanische Regierung. "Es gibt keine Entschuldigung dafür, wie die Nordkoreaner unseren Sohn behandelt haben, und keine Entschuldigung für die Weise, in der sie so viele andere behandelt haben", sagte er bei einer Pressekonferenz in Cincinnati.

Der Freilassung Warmbiers waren geheime diplomatische Kontakte zwischen Washington und Pjöngjang vorausgegangen. Zuletzt reiste der Sondergesandte des US-Außenamts für Nordkorea, Joseph Yun, nach Pjöngjang. Yun habe den Studenten nach Hause begleitet, sagte US-Vizeaußenminister Thomas Shannon vor Reportern in Seoul.

Bild: Reuters/B. Woolston

Noch mindestens drei US-Amerikaner in nordkoreanischer Haft

In Nordkorea waren in den vergangenen Jahren wiederholt Ausländer festgenommen, zu langjährigen Haftstrafen verurteilt und dann nach Gegenleistungen ausländischer Regierungen freigelassen worden. Häufig versucht Pjöngjang, die Gefangenen als Faustpfand in Verhandlungen einzusetzen. Nach Angaben der US-Regierung sollen sich noch mindestens drei weitere Menschen mit US-Staatsbürgerschaft in nordkoreanischer Haft befinden.

rb/ww/se (afp/dpa)

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