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Mit Mann und Maus gegen die Flaute

Ali Akinci25. Oktober 2003

Die globale Wirtschaft durchläuft eine Talfahrt. Auch die Freizeitparks haben die negativen Auswirkungen zu spüren bekommen. Dennoch schaut man mit Optimismus in die Zukunft.

Micky und Minnie Maus tanzen für immer weniger BesucherBild: AP

Wie kaum ein anderes Unternehmen ist der US-amerikanische Medienkonzern Walt Disney von der Stimmung der Verbraucher abhängig. Als die USA im März in den Krieg gegen den Irak zogen, machte sich das beim Unterhaltungsgiganten sofort bemerkbar. Die Touristen aus den USA und aus Übersee - die Besucher der heimischen Disney-Besucherparks also - blieben aus.

Schon im April hatte Disney-Chef Michael Eisner davor gewarnt, dass die grassierende SARS-Epidemie und der Irak-Feldzug zu deutlichen finanziellen Einbußen führen könnten. Die angestrebten Ziele des laufenden Geschäftsjahres seien wahrscheinlich nicht zu erreichen.

Und so ist es auch gekommen: In den US-Disney-Parks sank die Zahl der Besucher um sieben Prozent. Zwar konnte das gesamte Unternehmen, die Filmsparte mitgerechnet, im letzten Quartal seines Geschäftsjahres den Umsatz um sechs Prozent auf 7,5 Milliarden US-Dollar steigern. Unterm Strich rutschte der Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahr aber erheblich ab: von 428 Milliarden auf 256 Milliarden US-Dollar.

Probleme noch nicht bewältigt

Micky und Minnie MausBild: AP

Trotz einer auch in den USA anhaltenden Rezession und Angst vor möglichen Terror-Anschlägen hat sich das Geschäft mit den Vergnügungsparks jedoch wieder einigermaßen erholt. Der Konzern macht allerdings die weitere Entwicklung von den internationalen politischen Entwicklungen abhängig, die die gesamte Reise- und Freizeitindustrie beeinträchtigen können. Selbst wenn sich die Wirtschaftslage verbessere, habe Disney "eine Reihe von Herausforderungen" vor sich, sagte der 61-jährige Eisner vor wenigen Wochen.

Euro-Disney in Bedrängnis

Die Krise der Tourismusindustrie nach den Anschlägen des 11. September 2001 sorgte beim Konzern mit der Maus für zusätzlichen Druck. Schließlich liefern die Vergnügungsparks über 40 Prozent des Gewinns und einen Viertel des Umsatzes. Vor allem der europäische Ableger Euro-Disney leidet unter akuter Geldnot. Die globalen wirtschaftlichen und politischen Krisen haben das französische Tochterunternehmen in Schieflage gebracht. Kredite in Höhe von 1,7 Milliarden Euro dürften in Kürze von den Banken eingefordert werden.

"Die jüngsten Trends zeigen die Notwendigkeit, unsere Finanzstruktur in den kommenden Monaten neu auszurichten", sagt Euro-Disney-Chef André Lacroix. Das von der Reise- und Tourismus-Industrie abhängige Vergnügungspark-Geschäft in Europa erlebe eine schwierige Periode. Während sich in den USA die Stimmung bessere, habe man auf dem europäischen Kontinent noch Probleme, erklärt Lacroix die Situation.

Besucherzahlen rückläufig

Achterbahn im Freizeitpark Phantasialand bei BrühlBild: presse

In der Tat sieht es in den Kassen vor allem kleinerer europäischer Vergnügungsparks derzeit nicht gut aus. Die unsichere Wirtschaftslage drückt die Besucherzahlen nach unten. Und das bedeutet geringere Einnahmen. Nur die "großen Fische" unter den Vergnügungsparks haben nach eigenen Angaben keinen Grund zum klagen. "Klar hat uns, wie jede andere Branche auch, die aktuelle wirtschaftliche Lage beeinflusst. Wir konnten die Besucherzahlen vom Vorjahr nicht erreichen, aber die Dramatik hält sich in Grenzen", sagt Antje Möller von Warner Bros. Movie World Deutschland.

Auch der Europapark, Deutschlands größte Freizeiteinrichtung in Rust bei Freiburg, hat von den nationalen und internationalen Krisen nur leichte Schrammen davongetragen. Die Rekordzahlen des vergangenen Jahres konnten zwar nicht erreicht werden, aber daran sei der Jahrhundertsommer "mit der unerträglichen Hitze" wohl hauptsächlich Schuld gewesen, glaubt Pressesprecherin Christine Wenz.

Außerdem sehe man "positive Tendenzen" dafür, dass sich auch der europäische Markt bald erholen werde. Schließlich habe die Flaute den Europapark und wahrscheinlich auch die anderen großen Parks nicht in beängstigenden Ausmaßen getroffen. "Die Flaute war eher gut für uns", erklärt Wenz, "die Leute hatten weniger Geld für ihren Urlaub, dafür sind sie dann halt lieber in unseren Park gekommen."

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