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Mit ProGreece gegen den Brain Drain

Panagiotis Kouparanis5. März 2013

Eine Internetplattform will Aufträge aus Deutschland für griechische Unternehmen ins Land holen. Wenn es wieder Arbeit gibt, müssten nicht mehr so viele Griechen auswandern. Der Start ist vielversprechend.

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Symbolbild deutsch-griechische KooperationBild: Igor Ostapchuk - Fotolia

Mitte Februar ist die Internetplattform ProGreece frei geschaltet worden. Die Initiatoren geben an, ihre Seite sei schon am ersten Tag fünftausend Mal angeklickt worden und 50 griechische Unternehmen hätten sich mit ihrem Profil eingetragen. Dabei mussten sie angegeben, welche Produktionskapazitäten sie bieten, außerdem stellten sie Informationen über ihre technische Ausstattung, ihr Personal und dessen Fremdsprachenkenntnisse ein. Die Plattform hat Dimitris Vogiatzis entwickelt, der Chef des Athener IT-Unternehmens Mediascape. Er hofft auf "reges Interesse" ausländischer Firmen.

Eine deutsch-griechische Initiative

Im Sommer des vergangenen Jahres haben nordgriechische Unternehmerverbände mit der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer und dem deutschen Generalkonsul Wolfgang Hoelscher-Obermeier über eine solche Internet-Plattform beraten, erzählt Manolis Vlachogiannis, der stellvertretende Präsident der Industrie- und Handelskammer von Thessaloniki. Adressaten sollten vor allem deutsche Unternehmen sein, die Kapazitätsengpässe haben und deshalb ihre Liefertermine nicht einhalten können.

Dimitris Vogiatzis hat ProGreece entwickeltBild: DW

Über ProGreece könnten sie eine Anfrage stellen oder sehen, ob es griechische Unternehmen gibt, die aushelfen könnten. Manolis Vlachogiannis hält das generell für eine gute Idee - nicht nur jetzt, da wegen der Wirtschaftskrise viele Kapazitäten brachlägen: "Es gibt griechische Unternehmen mit hoher Wettbewerbsfähigkeit und ausgezeichneter Arbeitsqualität“, sagt Vlachogiannis selbstbewusst. Das gelte nicht nur für produzierende Betriebe, sondern auch für Dienstleistungsunternehmen. Nur seien sie nicht bekannt genug. Die Palette der Produkte, die in Griechenland hergestellt werden können, reiche von Türklinken, Autoauspuffe und Automatentechnik bis hin zur Softwareentwicklung und anderen Dienstleistungsangeboten.

Im November wurde in Thessaloniki die deutsch-griechische Internetplattform ProGreece vorgestellt.Bild: DW

Hans-Joachim Fuchtel ist Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium und Beauftragter von Bundeskanzlerin Merkel für die Deutsch-Griechische Versammlung, die die wirtschaftliche Zusammenarbeit beider Länder auf kommunaler Ebene fördern soll. Fuchtel sieht bei dieser Auftragsfertigungsplattform noch einen anderen Aspekt: Auf Grund der Nachfrage der deutschen Firmen, könnten griechische Firmen sehen, welcher Produktionsbedarf besteht und sich so danach ausrichten.

Auf Seriosität der Partner wird Wert gelegt

Firmen, die sich bei ProGreece registrieren lassen wollen, werden von der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer unter die Lupe genommen. Über ihre 900 Mitglieder in Griechenland und die einheimischen Unternehmerverbände kann sie sich schnell über die Seriosität einer Firma, die eingetragen werden will, informieren. Wenn ProGreece sich an die 80 Industrie- und Handelskammern in Deutschland wendet, dürfe kein "schwarzes Schaf" unter den griechischen Firmen sein, heißt es in Thessaloniki.

Standortvorteil im Norden

Für deutsche Firmen, die an einer Zusammenarbeit mit einer griechischen Firma interessiert sind, bietet der Norden das Landes einen Standortvorteil: Nirgendwo sonst im Land sprechen so viele Menschen Deutsch wie hier. Es sind ehemalige Gastarbeiter oder Akademiker, die in Deutschland gearbeitet oder studiert haben und jetzt selbständig sind oder führende Positionen haben.

Grigoris Tekos setzt große Hoffnungen in ProGreeceBild: DW

Einer von ihnen ist Grigoris Tekos, Inhaber einer Firma, die Fenster und Türen herstellt. Als Vorsitzender des Vereins Griechischer Einwanderer aus Deutschland knüpft er große Hoffnungen an ProGreece: Viele seiner Freunde und andere Mitglieder des Vereins seien seit Ausbruch der Wirtschaftskrise wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Als sie vor zehn, 20 Jahren nach Griechenland kamen, hatten sie sich vorgenommen, für immer hier zu bleiben. "Jetzt", stellt Tekos mit einem Anflug von Bitterkeit fest, "fällt es uns unheimlich schwer zu sagen: Wir kehren wieder nach Deutschland zurück. Wir betrachten das als ein Scheitern." ProGreece, hofft Grigoris Tekos, werde helfen, dass Aufträge ins Land kommen und der Brain Drain gestoppt wird, damit nicht noch mehr qualifizierte Kräfte ins Ausland abwandern.

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