1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Mit Sport gegen Intoleranz

2. August 2010

Schwule und Lesben werden immer noch in vielen Ländern diskriminiert. Um dagegen ein Zeichen zu setzen, wurden vor fast 30 Jahren die weltweit einzigartigen "Gay Games" ins Leben gerufen, die gerade in Köln gastieren.

Muskelmänner bei den Gay Games (Foto:Grey)
Bild: Grey

Kein Wasser, kein Strom, kein Stufen und kaputte Sitze: Die ersten Gay Games fanden in einem Stadion statt, das seit 50 Jahren nicht mehr benutzt worden war. "Wir hatten aber einen Haufen freiwillige Helfer und so ging es dann los – mit Stars wie Tina Turner und die Leute kamen! Oh Gott, wir hatten nicht genug Plätze!" Paul Mart erinnert sich noch sehr deutlich an die ersten Gay Games, die 1982 in San Francisco stattfanden.

Offen und frei – für alle

Der Stuntman und Filmregisseur ist heute über 90 Jahre alt und hat die "Olympischen Spiele der Schwulen und Lesben", wie sie schon mal genannt werden, mit begründet. Zusammen mit Dr. Tom Waddell, einem inzwischen verstorbenen Zehnkämpfer aus den USA. Als die Gay Games zum ersten Mal auf die Beine gestellt wurden, war das selbst für die Stadt San Francisco, die schon lange ein Zentrum für schwul-lesbische Lebenskultur in den USA ist, ein großes Ereignis. Etwa 1.350 Athleten aus 12 Ländern kamen zusammen und nahmen an Wettbewerben in 17 Sportarten teil. Seitdem werden die Spiele alle vier Jahre veranstaltet.

Cheerleader gibt es bei den Gay Games auch in der männlichen Variante. Gefällt uns.Bild: Kat Fitzgerald

Egal welche sexuelle Orientierung, egal wie alt, egal wie fit – jeder kann bei den Gay Games mitmachen. Hier geht es nicht um das Aufstellen von Weltrekorden, sondern darum die Verschiedenartigkeit der Menschen zu akzeptieren und für den gemeinsamen sportlichen Wettkampf zusammenzukommen. Der Wettbewerbsgeist der Gay Games war und ist geprägt von Menschlichkeit. Waddell wollte durch den Sport ein besseres Verständnis für Schwule und Lesben erreichen, betont Ann Rit, die Vizepräsidentin des internationalen Organisatorenteams. "Die Gay Games sind offen für alle. Ich traf nach den ersten Gay Games viele Leute - und das galt auch für mich - die zurück nach Hause gingen, zurück zur Arbeit und viel offener waren, sich viel freier fühlten als vorher."

So schrill wie normal

Waddell und seine Mitstreiter, die Organisatoren, Teilnehmer, Zuschauer oder Unterstützer hätten sich nicht träumen lassen, welche Bedeutung die Gay Games einmal haben würden. 1990, acht Jahre nach San Francisco, fanden die Spiele erstmals außerhalb der USA statt, im kanadischen Vancouver und es nahmen bereits 7500 Menschen teil. Nochmal acht Jahre später waren es fast doppelt so viele in Amsterdam. Auch in diesem Jahr werden es in Köln mehr als 10.000 Teilnehmer sein.

Der Australier Matthew Mitcham - einer der wenigen Sportler, die sich offen zu ihrer Homosexualität bekennenBild: picture alliance/dpa

Die für die Kölner Gay Games verantwortliche Präsidentin Annette Wachter erhofft sich durch die Spiele noch mehr gesellschaftliche Akzeptanz von Lesben und Schwulen – die immer noch tagtäglich neu erkämpft werden müsse. Deutschlandweit würden Menschen, die nicht heterosexuell seien, immer noch diskriminiert und gemobbt – im Beruf und im Freundeskreis. "Mit den Gay Games wollen wir zeigen, dass Homosexuelle im Alltag präsent sind, dass sie nicht nur die ganz schrillen Typen sind, die man so beim Christopher Street Day sieht, sondern auch ganz normal. Mit uns kann man Sport treiben, Kultur machen, und sich auch einfach nur treffen und unterhalten."

Autor: Peter Kolakowski

Redaktion: Marlis Schaum

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen