Tango gegen Parkinson
9. April 2020"Der Mann startet mit dem linken Fuß, die Frau mit dem rechten. Dann zwei Schritte: eins, zwei und Wiegeschritt. Dann kommt der Schlussschritt. Eins zwei, rechts herum und links herum zurück."
Aufrecht durchs Leben
Den Rücken möglichst gerade halten, das gehört zum Tango genauso dazu wie die richtige Schrittfolge und die Harmonie mit dem Tanzpartner. Viele Parkinson-Patienten gehen gebeugt. Beim Tangotanzen lernen sie, sich wieder möglichst gerade aufzurichten und eine stolze Tango-Haltung einzunehmen.
Mit Musik und einem Partner, der stützt, geht das leichter. Aktuelle klinische Studien deuten darauf hin, dass Tango einige der typischen Symptome dieser Erkrankung deutlich mindern kann und Körperhaltung, Gang und Gleichgewicht verbessert. Mittlerweile gibt es an vielen Orten in Deutschland Tanzkurse speziell für Menschen mit Parkinson.
Die Lehrer und Therapeuten, die sie leiten, haben viel Erfahrung mit den besonderen Bedürfnissen und Anforderungen der Kursteilnehmer.
Das ist der Rhythmus, …
… bei dem jeder mit muss. Parkinson-Patienten, die an einem Tanzkurs teilnehmen, haben alle die gleiche Diagnose, meist ähnliche Beschwerden und auch ähnliche Ängste, was die Zukunft angeht.
Wenn sie sich beim Tanzen gemeinsam zur Musik bewegen, schafft das ein Gefühl von Gemeinschaft, und es spornt auch an. Und schließlich ist Tangotanzen bei weitem nicht so trocken wie Gymnastikübungen. Alles und alle sind in Bewegung, und das ist für Menschen, die Parkinson haben, ein sehr positives Erleben.
Es kommen Bewegungen vor, zu denen sie sich vielleicht schon lange nicht mehr getraut haben: Rückwärtslaufen, sich drehen und dabei die Balance halten, Arm- und Beinbewegungen koordinieren, und jedes Mal lernen die Teilnehmer etwas Neues. Das ist gut fürs Gehirn und für die Psyche.
Probleme gemeinsam angehen
Die jeweiligen Partner sind meist relativ fit, sonst springen eben die Tanzlehrerin oder der Tanzlehrer ein. Sie können Hilfestellung leisten und bei den verschiedenen, oft recht schwierigen Schritten, die es beim Tango gibt, unterstützen. Sie können auch dabei helfen, den Körper des Tanzpartners ein wenig besser zu stabilisieren.
Das ist für die Haltung wichtig und beim Tango erst recht. Die Tanzenden müssen Füße und Beine koordinieren, die Schritte in die richtige Reihenfolge bringen und sich nicht zuletzt im Rhythmus der Musik bewegen. In den meisten Fällen trippeln Parkinson-Betroffene oft, um so einen möglichen Sturz zu vermeiden. Beim Tanzen aber werden ihre Schritte länger.
Für Menschen mit Parkinson kann all das eine große Herausforderung sein, denn in den Beinen, aber auch in Armen und Händen manifestiert sich der für diese Krankheit so typische Tremor, das Zittern.
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Tanzen ist Arbeit
Zwischen den einzelnen Tanzbewegungen und verschiedenen Schrittfolgen stehen Koordinationsübungen auf dem Programm. Dabei sollen die Teilnehmer beispielsweise mit einem Tuch gezielte Bewegungen in der Luft machen. Was so einfach erscheint, kann für Menschen mit Parkinson zu scheinbar unüberwindlichen Aufgabe werden. Alltägliche Handgriffe fallen zusehends schwerer, etwa wenn die Hände verkrampfen.
Was für Gesunde ein Leichtes ist, bereitet Parkinson-Erkrankten große Probleme - etwa einen Löffel zum Mund führen, einfach nur geradeaus gehen oder ein Schloss aufschließen. Hände und Finger verkrampfen, das Greifen von Gegenständen wird immer mühsamer.
Weil nicht sein kann, was nicht sein darf
Nach einer schweren Diagnose wie Morbus Parkinson dauert es, bis sich die Betroffenen ihre Krankheit eingestehen und lernen, damit umzugehen. Ein bekanntes Beispiel ist der Schauspieler Michael J. Fox, bekannt vor allem aus dem Film "Zurück in die Zukunft".
Er berichtete, dass er eines Morgens in seinem Hotelzimmer aufgewacht sei und bemerkte, dass der kleine Finger seiner linken Hand zitterte. Wie viele dachte er zunächst einmal an nichts Schlimmes. Als ihm dann aber beim Schreiben der Stift aus der Hand fiel, war klar, dass er ernsthaft erkrankt war. Damals war er gerade mal 30. Parkinson ist keineswegs eine "Alte-Leute-Krankheit".
Allein in Deutschland leiden zwischen 250.00 und 300.000 Menschen unter Morbus Parkinson. Damit ist es nach Alzheimer die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Bestimmte Nervenzellen im Gehirn sterben dabei ab. Mithilfe von Botenstoffen steuern sie bei Gesunden unter anderem Bewegungen und Bewegungsabläufe.
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Ein anderes Lebensgefühl
Auch wenn Medikamente die Symptome abschwächen können, heilbar ist Parkinson nicht. Umso wichtiger sind Sport und Bewegung. Forscher haben herausgefunden, dass gerade Tanzen die Motorik stimuliert und glücklich oder zumindest glücklicher macht. Und offenbar ist es effektiver als monotone Bewegungs- Gymnastik- und Fitness-Programme.
Tanzen hilft offenbar sogar dabei, dass der Körper neue Nervenzellen bildet und so die geistige Gesundheit fördert. Tanzen fördert auch die Produktion von Dopamin, dem Glückshormon. Das wird beim Tango eben vermehrt ausgeschüttet und lässt die Krankheit zumindest eine Zeit lang etwas in den Hintergrund treten.
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