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Politik

DW-Mitarbeiterin zu Haftstrafe verurteilt

8. Januar 2019

Pelin Ünker berichtet für die Deutsche Welle aus der Türkei, arbeitete für die Zeitung "Cumhuriyet" und war an der Enthüllung der sogenannten "Paradise Papers" beteiligt. Nun soll sie wegen "Rufschädigung" ins Gefängnis.

Pelin Ünker  - türkische Wirtschaftjournalistin aus Cumhuriyet Zeitung
Bild: Privat

Das Gericht in Istanbul verhängte eine Haftstrafe von 13 Monaten und 15 Tagen. Außerdem muss die Journalistin eine Geldstrafe von 8600 Türkischen Lira (etwa 1400 Euro) zahlen.

Gemeinsam mit mehreren Hundert Journalisten aus über 60 Ländern hatte Ünker als Wirtschaftsredakteurin für die Tageszeitung "Cumhuriyet" zu den so genannten "Paradise Papers" recherchiert. 

In der Begründung des zweiten Landgerichts in Istanbul wird Pelin Ünker Beleidigung und Rufschädigung zur Last gelegt. Ünkers Anwalt Abbas Yalcin sagte, dass das Urteil noch nicht rechtskräftig sei und Ünker Berufung einlegen werde. Ein weiterer Anwalt, Tora Pekin, sagte, dass die Existenz der Firmen in Malta "Gegenstand öffentlicher Kritik sei und deshalb Nachrichtenwert" gehabt habe. Ünker habe das Recht gehabt, darüber zu berichten.

Die Journalistin hatte das Urteil erwartet

Ünker selbst sagte vor Gericht laut einem Bericht in der "Cumhuriyet": "Ich habe meine Arbeit als Journalistin getan. Die Berichte-Reihe bezog sich auf öffentliche Personen und nicht nur Binali Yildirim war betroffen. Yildirim hatte ein Recht auf Gegendarstellung. Ich fordere meinen Freispruch."

Mithilfe der 2017 veröffentlichten "Paradise Papers", insgesamt 13,4 Millionen Dokumente, hatten internationale Medien Finanzgeschäfte von Politikern, Prominenten und Konzernen über Briefkastenfirmen offengelegt. Die sind nicht zwangsläufig illegal, können aber zur Steuervermeidung genutzt werden.

Pelin Ünker, die auch als Reporterin für die DW arbeitet, hatte das Urteil in dieser Form erwartet: "Dass es zu einer Strafe kommen wird, war bereits am letzten Prozesstag abzusehen. Eigentlich war vom Gefühl her eine Verteidigung auch sinnlos. Denn das Urteil war ja ersichtlich. Hier wurde eigentlich der Journalismus an sich bestraft."

Christoph Jumpelt, Sprecher der Deutschen Welle, sagte dazu: "Die Entwicklung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Türkei ist schon lange weit mehr als bedenklich. Mit jedem ungerechtfertigten Urteil gegen Journalisten verschärft die türkische Regierung erneut die Einschränkung der Pressefreiheit."

nob/sti/sh (dpa, dw)