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Politik

Späte Genugtuung für Litwinenko-Witwe

Roman Goncharenko
23. November 2016

Zehn Jahre nach dem Tod des russischen Ex-Agenten Alexander Litwinenko in London zeigt sich die Witwe in der DW-Sendung "Nemtsova.Interview" zufrieden mit den Ermittlungen der britischen Justiz.

Marina Litwinenko (Foto: DW)
Marina LitwinenkoBild: DW

Litwinenkos Witwe: Alexander ist Gerechtigkeit widerfahren

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"Mein Mann hat auf den Moment der Gerechtigkeit gewartet", erklärte Marina Litwinenko. "Auch wenn diese nicht umfassend ist, denn die Schuldigen sitzen nicht auf der Anklagebank, und ein Urteil wurde noch nicht gesprochen, so haben doch alle gehört, was vor zehn Jahren geschah und wer hinter dem Verbrechen steht."

Nach Ermittlungen der britischen Justiz ist die Tötung von Alexander Litwinenko "wahrscheinlich" vom damaligen Chef des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB, Nikolaj Patruschew, und "auch von Präsident Putin gebilligt" worden. Der britische Richter Richard Owen hatte im Januar 2016 dem Londoner Hohen Gericht mitgeteilt, der ehemalige Geheimdienstoffizier sei bei einem Treffen in einem Hotel der Hauptstadt vergiftet worden.

"Die Welt verändert sich schnell"

Marina Litwinenko würdigte die Erwähnung des russischen Präsidenten Wladimir Putin als möglichen Mitwisser im Mordfall Litwinenko. Die Erwähnung sei "in dieser Etappe" der Ermittlungen ausreichend. "Für uns war das eine sehr starke Nachricht", sagte die in London lebende Witwe in einem Gespräch mit Zhanna Nemtsova. "Wir haben erwartet, dass gesagt wird, der russische Staat stehe hinter diesem Verbrechen, doch wir haben gar nicht damit gerechnet, dass diese Namen genannt werden".

Alexander Litwinenko starb im Alter von 43 JahrenBild: AP

Alexander Litwinenko starb am 23. November 2006 in einem Londoner Krankenhaus an den Folgen seiner Vergiftung mit dem hochradioaktiven Polonium-210. Als der 43-jährige Ex-Agent bereits im Sterben lag, beschuldigte er Putin persönlich, seinen Mord in Auftrag gegeben zu haben. Die russische Führung hat die Beteiligung an dem Litwinenko-Mord stets bestritten.

Zu den Auswirkungen der Ermittlungen auf Moskau äußerte sich die Witwe des Ex-Agenten nur vage: "Wir wissen noch nicht, wie lange dieses Regime in Russland erhalten bleibt, wie lange die Menschen nicht die Wahrheit werden wissen wollen, wie lange die Geheiminformation geheim bleibt. Die Welt verändert sich schnell."

Hilfe des umstrittenen Geschäftsmanns

Zu Sowjetzeiten war Alexander Litwinenko Offizier des Geheimdienstes KGB und seines russischen Nachfolgers FSB. Eine Gemeinsamkeit, die ihn mit Präsident Putin verbindet. In den 1990er-Jahren stand er im engen Kontakt zu dem umstrittenen russischen Geschäftsmann Boris Beresowskij, der laut Medienberichten unter anderem über einen beliebten Fernsehsender die Politik beeinflusste. Beresowskij soll auch Putin an die Macht geholfen haben, fiel aber später in Ungnade und flüchtete ins Ausland.  

Alexander Litwinenko beschuldigte unter anderem den FSB, für Bombenanschläge in Moskau und in anderen russischen Städten Ende der 1990er-Jahre verantwortlich gewesen zu sein. Nach mehreren Strafverfahren und Haftstrafen flüchtete er im Jahr 2000 nach London und bekam dort im Mai 2001 Asyl.

Auch Beresowskij lebte zu dieser Zeit in London. Beide waren starke Kritiker des russischen Präsidenten Putin, beide wurden in Russland in Abwesenheit verurteilt: Beresowskij wegen Wirtschaftsverbrechen, Litwinenko wegen Amtsmissbrauchs.  

Zhanna Nemtsova im Gespräch mit Marina LitwinenkoBild: DW

Beresowskij habe ihren Mann nicht beeinflusst, sagt die Witwe. Ihr Mann sei "dienstlich in die Ereignisse um Berewoskij involviert gewesen". So habe er Beresowskij über einen Anschlagsplan auf ihn informiert. Nach dem Tod Litwinenkos am 23. November 2006 habe Beresowskij ihrer Familie "sehr stark geholfen", sagte die Witwe. Der Geschäftsmann selbst wurde 2013 tot in seinem Haus bei London gefunden. Er soll Selbstmord begangen haben.     

"Nemtsova.Interview" ist der Titel der wöchentlichen Sendung der russischen Journalistin Zhanna Nemtsova bei der DW. Das kritische Talk-Format fokussiert sich auf Interviews mit führenden europäischen, russischen und US-amerikanischen Politikern und Intellektuellen, die eine starke Haltung zu Russland haben.

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