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Politik

Katumbi: "Opposition wünscht meine Rückkehr"

Eric Topona
23. Mai 2017

Im Kongo droht ihm die Verhaftung. Dennoch will der führende Oppositionelle aus dem Exil in seine Heimat zurückkehren, um die Präsidentschaftswahlen vorzubereiten. Er selbst werde kandidieren, sagt er im DW-Interview.

Kongo Oppositionspolitiker Moise Katumbi
Bild: Reuters/K. Katombe

DW: Herr Katumbi, Sie leben seit einigen Monaten im Exil in Europa. Haben Sie Hoffnung, dass Sie eines Tages in Ihre kongolesische Heimat zurückkehren können?

Moïse Katumbi: Sie wissen, dass ich mich zu Unrecht im Exil befinde. Die Regierung möchte von mir nichts wissen und verbreitet mit erfundenem Material falsche Behauptungen gegen meine Person. Sie lassen nicht von mir ab. Ich möchte zurückkehren, um eine Wahlkampagne in meinem Land zu starten. Denn das Abkommen, das die Regierung am Silvesterabend mit der vereinten Opposition "Rassemblement" unterzeichnet hat, sieht ja vor, dass im November Wahlen stattfinden. Ich erwarte, auf der Basis des Abkommens als freier Mann zurückkehren zu können.

Haben Sie keine Angst, nach Kinshasa zurückzukehren und sich bereits am Flughafen festnehmen zu lassen?

Sie wissen, was im Bericht der (kongolesischen Bischofskonferenz) CENCO steht. Das ist nicht das erste Mal, dass ich zur Rechenschaft gezogen werde. Es passierte bereits in Belgien im Jahr 2010, ein Jahr vor den Wahlen, aber das Verfahren wurde eingestellt. Zwei Wochen später in England versuchte die kongolesische Regierung, den Fall der Söldner aufzurollen (Katumbi wird vorgeworfen, ausländische Söldner beschäftigt zu haben - Anm. d. Red.), basierend auf falschen Beweisen. Im Bericht der Bischöfe wurde die ganze Angelegenheit als Maskerade beschrieben. Die Regierung bekämpft meine Rückkehr, weil sie weiß, dass ich jemand bin, der das Land verändern könnte. Das Friedensabkommen hat ermöglicht, dass Präsident Kabila ein Jahr länger im Amt bleiben kann, und dass (der spätere) Premierminister Bruno Tshibala aus dem Gefängnis freikam.

Wenige Tage, bevor er im April zum Premierminister ernannt wurde, wurde Tshibala aus seiner Partei, der UDPS, ausgeschlossen, nachdem er sich Kabila angenähert hatte. Ihre Mitstreiter haben die Ernennung kritisiert - schließlich soll der neue Regierungschef laut dem Silvesterabkommen aus den Reihen der Opposition stammen. Was ist Ihre Reaktion?

Nein, seine Ernennung ist natürlich nicht im Einklang mit dem Abkommen, aber die Entspannung hat dafür gesorgt, dass er (im November) freigelassen wurde. Auch einige weitere politische Gefangene wurden freigelassen. Diese Entspannung hat auch dafür gesorgt, dass Roger Lumbala und andere Politiker aus dem Exil zurückkehren konnten - außer mir.

Haben die anderen Oppositionellen aus dem Rassemblement nicht ein Interesse daran, das Sie im Exil bleiben?

Beim Rassemblement herrscht Einigkeit. Alle Gruppierungen sind dort vertreten. Nur ein paar Personen haben das Bündnis aus eigenem Interesse verlassen. Was ich mit der Opposition erreichen möchte, ist, sicherzustellen, dass die Wahlen stattfinden. Wir müssen die Vereinbarungen des Silvesterabkommens einhalten. Ich weiß, dass die Opposition sich meine Rückkehr wünscht, damit ich die Wahlkampagne führen kann. 

Sie behaupten, dass Präsident Kabila das Abkommen torpedieren will. Dabei ist Ihr Bruder Raphaël Katebe Katoto im Februar in den Kongo zurückgekehrt und scheint sich mit der Regierung gut zu arrangieren. Schwächt die Haltung Ihres Bruders nicht Ihre Position?

Ganz und gar nicht. Als ich zurückgetreten bin, habe ich Kabilas Machtspiele angeprangert. Die Regierung widersprach und behauptete, dass der Präsident die Verfassung respektieren werde. Die Leute sehen heute, dass ich recht behalten habe. Was meinen Bruder angeht, hat er sich für das Lager des Präsidenten entschieden. Das ist seine Entscheidung. Ich habe die Regierung verlassen, weil ich die Zukunft der kongolesischen Bevölkerung nicht belasten wollte.

Reden Sie noch mit Ihrem Bruder? Sind Ihre Beziehungen ungetrübt?

Wir können Familie und Politik auseinanderhalten. Ich war früher Teil der Regierung und mein Bruder Teil der Opposition. Heute ist es eben andersrum. Ich möchte die Politik nicht mit familiären Angelegenheiten vermischen.

Bruno Tshibala ist jetzt Premierminister und hat seine Regierung gebildet - entgegen dem Rat der Opposition. Wie planen Sie, die Organisation der Präsidentschaftswahlen Ende des Jahres voranzutreiben?

Er hat nicht nur gegen den Rat des Rassemblement gehandelt, sondern auch gegen den Willen der Bevölkerung und der Internationalen Gemeinschaft. Das ist eine illegitime Regierung, weil sie das Silvesterabkommen nicht respektiert. Daher appelliere ich an die Afrikanische Union und die Internationale Gemeinschaft, Druck auszuüben, damit das Abkommen umgesetzt wird und die Wahlen im November 2017 stattfinden. Präsident Kabila hat ein Interesse daran, das Land zu destabilisieren, um die Organisation der Wahlen zu verhindern. Sie werden sehen, dass die Regierung auch noch eine Rebellion in der Provinz Bas-Congo anzetteln wird. Wir kennen ihre Taktik. Im letzten Dezember hätte der Präsident die Macht abgeben sollen. Er wäre als großer Mann gefeiert worden. Heute hat bleibt ihm nur noch eine einzige kleine Chance, gefeiert zu werden, nämlich indem er die Vereinbarungen des Silvesterabkommens einhält. Das ist der einzige Weg zum Frieden in unserem Land.

Sollten die Präsidentschaftswahlen im Dezember stattfinden, werden Sie für das Rassemblement kandidieren? 

Ich werde kandidieren. Moïse Katumbi ist als Kandidat gefürchtet, weil er das Land verändern wird. Ich möchte, dass die Kongolesen respektiert werden, und dass sie von den Bodenschätzen des Landes profitieren.

Was erwarten Sie von Deutschland?

Deutschland ist ein wichtiges Land und hilft uns sehr. Ich möchte die Kanzlerin bitten, auf der Umsetzung des Silvesterabkommens zu beharren. Ich wünsche mir sehr, dass die Menschen im Kongo wieder lächeln können. Diejenigen, die das Abkommen blockieren, sollten verstehen, dass alles seine Zeit hat. Präsident Kabila sollte die erste friedliche demokratische Machtübergabe in seinem Land erleben können und beobachten, wie der künftige Präsident das Land führen wird. 

Haben Sie eine Botschaft an die Bevölkerung?

Ich möchte die Kongolesen bitten, wachsam zu bleiben und sich nicht in die Irre führen zu lassen. Sie sollten in erster Linie das Silvesterabkommen im Blick behalten - als den einzigen Weg zu Wahlen. Sie sollten uns helfen, gegen die Destabilisierungsversuche der Regierung anzugehen. Sie sollten wissen, dass nur Demokratie und Wahlen unsere Rettung sind. Nur sie können der Privatwirtschaft und unseren Partnern das Vertrauen zurückgeben.

Moïse Katumbi ist kongolesischer Politiker und Geschäftsmann. Er war von 2007 bis zu seinem Rücktritt im September 2015 Gouverneur der Provinz Katanga im Süden der Demokratischen Republik Kongo. Damals galt er als zweitmächtigster Mann im Staat nach Präsident Joseph Kabila. Dann trat er aus der Regierungspartei aus und ging in die Opposition. 2016 verließ Katumbi den Kongo zu medizinischen Untersuchungen, heute lebt er im europäischen Exil. Wegen Rechtsstreitigkeiten, die seine Unterstützer als politisch motiviert betrachten, droht ihm bei Rückkehr die Festnahme.

Das Interview führte Eric Topona.

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