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Dennis Schröder - Basketball-Vagabund in der NBA

7. Februar 2025

Dennis Schröder muss die Golden State Warriors schon nach wenigen Wochen wieder verlassen. Sein Wechsel zu den Detroit Pistons zeigt einmal mehr, welchen Zwängen der Basketball-Weltmeister als NBA-Profi unterworfen ist.

Basketballer Dennis Schröder im Trikot der Detroit Pistons
Nach nur sechs Wochen bei den Golden State Warriors ist Dennis Schröder nun bei den Detroit PistonsBild: Duane Burleson/AP Photo/picture alliance

Im Sommer 2021 zu den Boston Celtics, im Februar 2022 zu den Houston Rockets, wenige Monate später zu den Los Angeles Lakers, nach nur einem Jahr zu den Toronto Raptors, von dort nach einer halben Saison zu den Brooklyn Nets und nach zehn Monaten weiter zu den Golden State Warriors.

Zum Leben als NBA-Profi gehörten für Deutschlands Ausnahme-Basketballer Dennis Schröder in den vergangenen Jahren viele Teamwechsel und Umzüge - teilweise quer durch Nordamerika.

Nun hat der Aufbauspieler schon wieder seinen Klub gewechselt. Er spielt ab sofort nicht mehr an der US-Westküste in San Francisco für die Warriors, sondern für die Detroit Pistons im Osten der USA. Die Pistons sind für den Kapitän der  deutschen Weltmeister-Mannschaft bereits die zehnte Station in zwölf Jahren NBA. Schon zum fünften Mal muss er innerhalb der laufenden Saison wechseln.

Dennis Schröder: "Moderne Sklaverei"

Das Wort "muss" ist in diesem Fall nicht falsch, weil NBA-Spieler in der Regel wenig Einfluss darauf haben, für welches Team sie spielen. NBA-Profis haben zwar einen Vertrag mit einem der 30 NBA-Klubs, sind aber bei der Liga selbst angestellt und können mit bestimmten Einschränkungen zwischen den Klubs getauscht werden.

"Es ist wie moderne Sklaverei. Andere können darüber entscheiden, wo du hingehen sollst, obwohl du einen Vertrag hast", hatte Schröder erst vergangene Woche in einem Interview mit dem TV-Sender NBC gesagt. "Klar, wir verdienen viel Geld und können unsere Familien versorgen, aber sie können immer sagen: 'Du kommst morgen nicht mehr zur Arbeit. Du spielst jetzt woanders'. Die Teams können das so entscheiden und da sollte es Veränderungen geben."

In Detroit soll Dennis Schröder (l.) an der Seite von Starspieler Cade Cunningham (r.) den Spielaufbau gestaltenBild: Carlos Osorio/AP/picture alliance

Schröder war im Dezember zu den Warriors gelotst worden, nachdem sich deren Aufbauspieler De'Anthony Melton das Kreuzband gerissen hatte. Man brauchte schnell einen Ersatz und fand ihn in Schröder. Die Teams einigten sich daher darauf, dass Melton sowie ein weiterer Spieler und einige Draft-Picks (das Recht, im Draft - der Spielerbörse vor der Saison - neue Spieler auszuwählen) nach Brooklyn abgegeben werden und Schröder dafür zu den Warriors wechselt. Dort sollte er an der Seite von Superstar Stephen Curry dabei mithelfen, in den Playoffs weit zu kommen.

Doch nach wenigen Wochen und nur 24 Auftritten Schröders für die Warriors, gab es nun die (offenbar noch bessere) Möglichkeit, Top-Spieler Jimmy Butler zu bekommen, der bei seinem Klub, den Miami Heat, unzufrieden war und dort gesperrt wurde. In den Trade sind insgesamt vier Mannschaften involviert, zwischen denen acht Spieler und vier Draft-Picks getauscht wurden. Daher landete Schröder nicht im direkten Austausch für Butler in Florida, sondern bei den Pistons.

"Echte Heimat" in Braunschweig

Ob und wann auch Schröders Familie nach Detroit folgen wird, muss sich zeigen. Ehefrau Ellen und die drei Kinder sind während Schröders Engagement bei den Brooklyn Nets in New York heimisch geworden.

Auch Schröder selbst hatte es dort gut gefallen. "Das Leben ist cool hier, wir wohnen in Brooklyn in einer guten Nachbarschaft", hatte er im Dezember in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) gesagt. "Es gibt einen Spielplatz direkt vor der Tür, meine Kinder haben bereits Freunde, die sie jeden Tag treffen."Das "echte Zuhause" der Schröders liegt ohnehin nicht in den USA, sondern in der norddeutschen Stadt Braunschweig im Bundesland Niedersachsen.

Umzüge im Dreivierteljahrestakt: Dennis Schröder mit Familie nach dem WM-Gewinn im September 2023Bild: firo Sportphoto/Intime/picture alliance

Dort ist Schröder 1993 geboren worden und aufgewachsen. Hier wurde der Sohn einer Mutter aus Gambia und eines deutschen Vaters im Alter von elf Jahren auf einem Basketball-Freiplatz von einem Vereinstrainer entdeckt und fing mit Basketball in der Halle an.

Schröder war ein rebellischer Jugendlicher mit großem Ego und ausgeprägtem Selbstbewusstsein. Oft geriet er in Streit mit seinen Trainern und Mitspielern. Ein Schicksalsschlag änderte das: Nachdem sein Vater 2009 an einem Herzinfarkt gestorben war, fokussierte sich Schröder voll auf den Sport, weil er dem Vater versprochen hatte, es bis in die NBA zu schaffen. Damals war Schröder 16 Jahre alt.

Zwei Jahre später spielte er für die Basketball Löwen Braunschweig in der Basketball-Bundesliga. Kurz danach fiel er mit seinen guten Leistungen auch Scouts aus den USA auf. 2013 wechselte er zu den Atlanta Hawks in die NBA. Nationalspieler wurde Schröder erst nach seinem Umzug in die Vereinigten Staaten.

Investor beim Heimatverein

Zu den Löwen Braunschweig gibt es aber nach wie vor eine enge Verbindung. Als es seinem Ex-Klub vor einigen Jahren finanziell schlecht ging, investierte Schröder sein in der NBA verdientes Geld und wurde Mit-Gesellschafter des Vereins. Seit Mai 2020 ist er sogar alleiniger Gesellschafter. "Braunschweig ist meine Heimatstadt, ich möchte der Region etwas zurückgeben", begründete Schröder seinen Schritt.

Erste Schritte in der Bundesliga: 2011 debütierte Dennis Schröder für Braunschweig in Deutschlands Elite-KlasseBild: Eibner-Pressefoto/picture alliance

Sein Investment sicherte die Bundesliga-Lizenz und damit die Zukunft Braunschweigs als Basketball-Stadt. "Ich bin überzeugt davon, dass wir den Standort weiterentwickeln und zu einem Top-Klub in der Liga machen können", sagte Schröder damals. In dieser Saison scheint sich dieser Wunsch tatsächlich zu erfüllen. Aktuell belegen die Braunschweiger hinter dem FC Bayern München in der Tabelle Rang zwei.

Ein Comeback bei seinem Heimatverein hat Schröder vor einigen Jahren mal als sportliches Ziel formuliert, das er sich möglicherweise gerne erfüllen würde. "Das ist ein Traum, ich würde es gerne tun", sagte er vor einigen Jahren bei Magenta Sport. "Ich weiß natürlich nicht genau wann, aber das steht auf meiner Liste. Ich will auf jeden Fall nochmal in Braunschweig spielen."

NBA-Karriere bis 40?

Vorher aber möchte Schröder sein Leben als NBA-Profi so lange weiterführen, wie es geht - auch wenn die Bedingungen ihn nicht immer glücklich machen.

"Ich passe auf meinen Körper auf, kümmere mich um meine Fitness, um weiter so spielen zu können", hatte Schröder im SZ-Interview vom Dezember erklärt. "Auch bei der Ernährung werde ich besser, deshalb denke ich, dass ich das alles bis 40 machen kann."

Allerdings halten nur wenige Spieler die körperlichen Belastungen der 82 Saison-Spiele (ohne Playoffs) und den Stress der vielen Reisen tatsächlich so lange aus. Deutschlands Basketballlegende Dirk Nowitzki war einer von bislang nur 32 Profis in der fast 80-jährigen NBA-Historie, die mit über 40 Jahren noch auf dem Platz standen.

Schröders 40. Geburtstag ist am 15. September 2033. Sollte er dann tatsächlich immer noch in der NBA aktiv sein, befände er sich in den Vorbereitungen auf seine 21. NBA-Saison. Man kann ihm und seiner Familie nur wünschen, dass weitere achteinhalb Jahre NBA nicht auch acht weitere Teamwechsel und Umzüge innerhalb der USA bedeuten. 

Der Artikel vom 18. Dezember 2024 wurde am 7. Februar 2025 aktualisiert.

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