Moderner Fürst im superreichen Mini-Staat
19. November 2005Pomp und Protokoll scheinen dem neuen Fürsten des reichen Zwergstaates an der Côte d'Azur dabei etwas zuwider zu sein. "Ich mag den Begriff der Krönung nicht sehr, es gibt ja auch keine Krone", sagt der 47-Jährige nonchalant. "Nennen wir es einfach einen Herrschaftsantritt in zwei Etappen." So feierte Monaco im Juli seine Amtsübernahme als Familienfest. Jetzt folgt - am Nationalfeiertag - eine Zeremonie mit Gästen aus Adel und Politik.
Vater Rainier III. war ein Patriarch und Patron, der wutentbrannt durch den Palast laufen und sich auch schon mal autoritär gebärden konnte. Der Sohn hat einen anderen Stil eingeführt, will mehr Effizienz und kürzere Sitzungen, strebt "Transparenz" in dem früher arg als Geldwäsche-Paradies verschrienen Kleinstaat am Mittelmeer an. "Zweifellos" sei er vorbereitet gewesen auf das, was er jetzt schon in Angriff genommen hat, sagt der Mann, der seit dem Tod des Vaters am 6. April die "Monaco AG" führt. Albert hat in den USA studiert, in Ämtern und Büros Erfahrungen gesammelt und ist ziemlich viel gereist.
Stille, tiefe Wasser
Als Kronprinz trieb er lieber Sport, statt sich eine Ehefrau zu suchen. Bei fünf Winterspielen war Albert im Bob-Team mit dabei, kam allerdings nie mit einer Medaille heim. Zwar war von Romanzen immer wieder mal die Rede, etwa von wiederholt per Helikopter eingeflogenen Damen. Albert machte - ganz anders als seine Schwestern Caroline und Stéphanie - aber selten aufregende Schlagzeilen.
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Doch stille Wasser sind bekanntlich tief. Gerade rechtzeitig vor der Amtsübernahme hatte Albert im Juli in einem Fall reinen Tisch gemacht und bestätigt, dass er der Vater des unehelichen kleinen Alexandre ist. Der aber nicht Prinz sein wird. Die togolesische Flugbegleiterin Nicole Coste hatte zuvor mit Fotos des gemeinsamen Sohnes einen Medienrummel ausgelöst. Alberts Klage gegen die deutsche Zeitschrift "Bunte", durch deren Berichterstattung er seine Intimsphäre verletzt sah, wurde von dem in Freiburg ansässigen 14. Zivilsenat des Oberlandesgerichtes Karlsruhe abgewiesen.
Kurz hatte sich Albert zu der Frage geäußert, ob vielleicht auch der Vaterschaftsanspruch einer Kalifornierin berechtigt sein könnte: "Darauf werden wir dann antworten, wenn der Zeitpunkt gekommen ist." Ein Dementi klingt anders. Unabhängig von alledem will er sehr wohl noch heiraten und eine Familie gründen. Das versichert der Fürst, dem das Junggesellendasein nach eigenen Worten lange recht gut gefallen hat - so lange immerhin, dass auch gemunkelt wurde, er möge Frauen vielleicht nicht so sehr.
Neue Zeitrechnung
Für die Monegassen ist allerdings entscheidend, ob der neue Besen wirklich gut kehrt und das Negativ-Image Monacos als Hafen für Geldschieber und Steuerflüchtlinge wegfegen kann, ohne das Fürstentum unattraktiv zu machen. Albert will, dass Monaco sich mehr nach außen öffnet und neue Investoren findet auf Spitzenfeldern wie Biotechnologie und Medizin.
Sein Mitarbeiterstab wurde - nach 56 Jahren Herrschaft des Vaters - verjüngt, und der Palast soll weniger schwerfällig arbeiten. Monaco verbesserte die Kommunikation, wobei der wenig sprachgewandte Fürst sich bei TV-Auftritten sehr schwer tut. Gefeiert werden soll in Monaco natürlich weiterhin - wie an diesem Samstag: mit internationalem Hochadel, Fanfaren und einem glamourösen Galaabend. Fürst Rainier III. ist tot, es lebe Fürst Albert II.. Die neue Zeitrechnung hat längst begonnen. (dpa)