Streit um russisches Öl: Modi meidet Trump
24. Oktober 2025
US-Präsident Donald Trump wird am Wochenende als prominenter Gast bei dem Gipfel in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur erwartet. Indiens Premierminister Narendra Modi hat seine persönliche Teilnahme dagegen abgesagt. Seine Abwesenheit wirft die Frage auf, wie es mit den angespannten Verhandlungen zu den US-indischen Zollverhandlungen weitergehen soll - insbesondere, weil Indien die Käufe von russischem Öl weiter fortsetzt.
Modi kündigte in einem Beitrag auf der Plattform X an, er werde "virtuell" - also per Online-Verbindung - am bevorstehenden ASEAN-Gipfel teilnehmen. In dem Post betonte er seine "herzlichen" Beziehungen zum malaysischen Premierminister Anwar Ibrahim und den Ausbau der umfassenden strategischen Partnerschaft zwischen ASEAN und Indien. Er blieb aber eine Erklärung schuldig, warum er nicht nach Kuala Lumpur reist.
Anwar erklärte unterdessen, Modi werde aufgrund der "laufenden Diwali-Feierlichkeiten in Indien" nur virtuell teilnehmen - ein Hinweis auf das hinduistische Lichterfest in dieser Woche. Das malaysische Außenministerium teilte ferner mit, dass Trump am 26. Oktober in Kuala Lumpur erwartet wird. Dies wäre die erste Station auf einer Asienreise durch drei Länder, bei der auch ein Treffen mit Chinas Präsident Xi Jinping in Südkorea geplant ist.
Die Staatenlenker der USA und Indiens bemühen sich derzeit, die Spannungen herunterzuspielen, während der Zollstreit andauert. Am Dienstag sagte Trump bei einer Diwali-Feier im Weißen Haus, er habe ein positives Gespräch mit Modi geführt und wiederholte seine Behauptung, dass Indien den Kauf von russischem Öl einstellen oder zumindest stark reduzieren werde.
"Wir haben einfach eine sehr gute Beziehung, und er wird nicht mehr viel Öl aus Russland kaufen", sagte Trump gegenüber Journalisten. "Sie haben es stark reduziert und reduzieren weiter", fügte er hinzu und unterstrich, Modi wolle ein "Ende" des Krieges in der Ukraine. Modi bedankte sich für die Diwali-Grüße und versprach eine engere Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terrorismus.
Dennoch löste Modis Abwesenheit beim ASEAN-Gipfel Spekulationen seiner politischen Gegner in Indien aus, dass ein öffentliches Händeschütteln mit Trump auf internationaler Bühne zu Hause schlecht ankommen würde. Jairam Ramesh, ein führendes Mitglied der oppositionellen Kongresspartei, sagte am Donnerstag auf X, es wäre "viel zu riskant", wenn Modi "physisch" mit Trump zusammenträfe. Trumps wiederholte Behauptungen zum russischen Öl und seine Aussage, er habe im April den Krieg mit Pakistan beendet, was Indien bestreitet, seien zur politischen Belastung für Modi geworden.
Als Trump vergangene Woche erstmals diese Behauptung äußerte, sagte Oppositionsführer Rahul Gandhi, dass Modi "Angst vor Trump" habe. Er warf dem Premierminister vor, Trump die Entscheidung darüber zu überlassen, dass Indien kein russisches Öl mehr kaufen werde - und diese Maßnahme dann auch noch zu verkünden.
Eiszeit zwischen Trump und Modi
Als Modi und Trump sich im Februar im Weißen Haus herzlich umarmten, waren die Erwartungen hoch, dass ihre guten Beziehungen aus Trumps erster Amtszeit fortgesetzt würden. Doch Indien erkannte bald, dass es keine Sonderbehandlung erhalten wird. Trump führte umfassende Zölle ein, darunter eine Abgabe von 25 Prozent auf bestimmte indische Exporte.
Im August erklärte die Trump-Regierung, dass Indiens Käufe von russischem Öl Moskaus Krieg in der Ukraine finanzierten, und verhängte einen zusätzlichen Zoll von 25 Prozent, was die Gesamtbelastung auf satte 50 Prozent verdoppelte und die US-indischen Beziehungen auf den tiefsten Stand seit Jahrzehnten brachte.
Vergangene Woche verschärfte Trump die Lage weiter, als er erstmals behauptete, Modi habe ihm "versichert", dass Indien den Kauf von russischem Öl einstellen werde. Die indische Regierung hat Trumps Behauptungen weder bestätigt noch dementiert.
Neue Russland-Sanktionen erhöhen den Druck
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete am Donnerstag, dass der größte indische Käufer von russischem Rohöl, Reliance Industries, sich auf eine "massive Kürzung" der Importe vorbereite. "Wir erwarten nicht, dass es sofort auf null geht, da einige Barrel über Zwischenhändler auf den Markt kommen werden", sagte eine Quelle aus der Raffinerie, die anonym bleiben wollte, gegenüber Reuters. Ein Sprecher von Reliance sagte: "Die Neuausrichtung der russischen Ölimporte ist im Gange, und Reliance wird sich vollständig an die Richtlinien der indischen Regierung halten."
Der Bericht folgt auf neue US-Sanktionen gegen Russlands größte Ölproduzenten Rosneft und Lukoil. US-Finanzminister Scott Bessent erklärte, diese seien verantwortlich für die Finanzierung der "Kriegsmaschinerie" des Kremls.
Diese Sanktionen gegen Russland, die die zweite Trump-Regierung wegen des Angriffskrieges gegen die Ukraine verhängt hat, friert alle US-Vermögenswerte der russischen Ölkonzerne ein und erlaubt ferner auch Sanktionen gegen ausländische Banken, die mit diesen Ölfirmen Geschäfte machen. Das könnte damit auch bedeuten, dass indische Banken Strafen riskieren, wenn sie russische Ölimporte abwickeln.
Das US-Finanzministerium hat den 21. November als Frist gesetzt. Bis dahin müssen Unternehmen ihre Geschäfte mit Rosneft und Lukoil einstellen. Analysten sagen, die Auswirkungen hingen von den Durchsetzungsmöglichkeiten durch die USA und der Reaktion der Banken ab.
Neu-Delhis Haltung bleibt vorerst unverändert
Während die Gerüchte über die Zukunft der russischen Ölimporte weiter kursieren, betont das indische Außenministerium, dass die Priorität des Landes darin bestehe, die Energieunabhängigkeit zu wahren und die Energiepreise für Verbraucher niedrig zu halten. Ministeriumssprecher Randhir Jaiswal betonte, dass es Indien am wichtigsten sei, mit den Ölimporten "die Interessen der indischen Verbraucher in einem volatilen Energiemarkt zu schützen". Möglicherweise bieten sich aber auch Alternativen. Letzte Woche ließ Jaiswal verlauten, Washington habe Interesse an einer vertieften Energiekooperation gezeigt. Gespräche darüber seien im Gange.
Sumit Ritolia, ein in Delhi ansässiger Analyst der Ölindustrie vom Handelsforschungsinstitut Kpler, schloss im Gespräch mit der DW nicht aus, dass Indien seine russischen Ölimporte "reduzieren" könne, machte aber auch die Grenzen deutlich: "Ich sehe nicht, dass wir bald auf null gehen."
Indiens Ölimporte aus Russland stiegen von 2021 bis 2024 fast um das 19-Fache von 0,1 auf 1,9 Millionen Barrel pro Tag - und machten Russland zur wichtigsten Quelle für indisches Rohöl.
2022 hatte Neu-Delhi begonnen, russisches Öl zu einem Rabattpreis zu kaufen, nachdem Moskau seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine gestartet hatte und die USA Sanktionen verhängten.
Der Bericht verwendete unter anderem Material von DW Business
Aus dem Englischen adaptiert von Shabnam von Hein