Mohammed bin Sajid wird Präsident der VAE
14. Mai 2022Der bisherige Kronprinz von Abu Dhabi, Mohammed bin Sajid, ist zum neuen Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) gewählt worden. Er tritt damit die Nachfolge seines am Freitag gestorbenen Halbbruders Chalifa bin Sajid an. Die Oberhäupter der insgesamt sieben Emirate des Landes wählten den 61 Jahre alten Scheich Mohammed einstimmig zum Präsidenten, wie die staatliche Agentur WAM meldete. Er wird zugleich offizieller Herrscher des größten Emirats, Abu Dhabi.
Wegen der schweren Krankheit seines Vorgängers galt Mohammed bin Sajid bereits zuvor als eigentlicher Herrscher der VAE. Chalifa bin Sajid war am Vortag nach langer Krankheit in Folge eines Schlaganfalls im Alter von 73 Jahren gestorben. Er wurde am Freitagabend bestattet. In den vergangenen Jahren war er kaum noch in der Öffentlichkeit zu sehen.
Teil der Kriegskoalition
Das neue Staatsoberhaupt bestimmt schon seit längerem maßgeblich die Politik der öl- und gasreichen Emirate. Unter seiner Führung entwickelte sich das Land in den vergangenen Jahren zu einer wichtigen Regionalmacht. So schlossen sich die VAE der von Saudi-Arabien geführten Koalition an, die im Jemen seit mehreren Jahren einen Krieg gegen Huthi-Rebellen führt, die vom schiitischen Iran unterstützt werden.
Mohammed bin Sajid pflegt enge Beziehungen zum saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Dennoch gibt es vor allem im Jemen auch Interessenskonflikte. 2020 unterzeichneten die Emirate und Bahrain als erste Golfstaaten ein Abkommen zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Israel. Auch diese Annäherung trieb Mohammed bin Sajid voran. Sie richtet sich vor allem gegen den Iran, in dem die Emirate einen Erzfeind sehen. Aber auch wirtschaftliche Erwägungen spielten eine Rolle.
Herzog: "Mutige Führung"
Die Regierung der VAE hatte am Freitag eine 40 tägige Staatstrauer ausgerufen. Zudem ruht das öffentliche und wirtschaftliche Leben für drei Tage. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierte zum Tod Scheich Chalifas, den er als Freund Deutschlands bezeichnete. Er habe Wohlstand und Stabilität gemehrt und den Vereinigten Arabischen Emiraten in der ganzen Welt "Respekt und Anerkennung verschafft", schrieb Steinmeier.
Zahlreiche arabische Staaten und Israel sprachen ebenfalls ihr Beileid aus. Der israelische Präsident Izchak Herzog erklärte, Chalifas "mutige Führung" habe viel "zur wachsenden Partnerschaft zwischen unseren Ländern beigetragen". 2020 hatten die Emirate und Bahrain als erste Golfstaaten ein Abkommen zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Israel unterzeichnet.
Biden: "Echter Partner und Freund"
Auch US-Präsident Joe Biden würdigte Scheich Chalifa als "echten Partner und Freund der Vereinigten Staaten". Die US-Regierung wolle sein Andenken ehren, indem sie die langjährigen Beziehungen zwischen den USA und den Vereinigten Arabischen Emirate weiter stärke.
Chalifa war der älteste Sohn von Sajid bin Sultan, dem Gründer und ersten Herrscher der VAE nach der Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1971. Er studierte an der Königlichen Militärakademie in Sandhurst südlich von London und wurde 1969 Kronprinz von Abu Dhabi. Wegen der Krankheit seines Vaters wurde er schon in den 1990er Jahren zum De-facto-Herrscher des Landes. 2006, zwei Jahre nach seiner offiziellen Machtübernahme, gab es erstmals Wahlen in den Emiraten. Abgestimmt wurde über die Hälfte der insgesamt 40 Mitglieder des Föderalen Nationalrates (FNC), eines beratenden Gremiums.
Generell waren die VAE während seiner Herrschaft bemüht, sich als tolerant und offen zu präsentieren. Ende 2017 wurde der Louvre Abu Dhabi eröffnet, eine Dependance des weltberühmten Pariser Museums. Menschenrechtsorganisationen beklagen aber auch immer wieder Menschenrechtsverstöße.
In Erinnerung bleiben wird der langjährige VAE-Präsident auch wegen eines Bauwerks im Emirat Dubai. Dort ist das höchste Gebäude der Welt, der 828 Meter hohe Burdsch Chalifa, nach ihm benannt. Dubai bedankte sich 2010 auf diese Weise beim benachbarten Emirat für eine Milliarden-Unterstützung während der Finanzkrise.
sti/wa/jj/as (afp, dpa, kna)