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Blutrot - Kunstinstallation als Mahnmal

12. November 2014

Die spektakuläre Kunstinstallation am Londoner Tower ist nun vollendet: Rote Mohnblumen aus Keramik "wachsen" im Graben des Wahrzeichens - jede als Symbol für einen gefallenen britischen Soldaten im Ersten Weltkrieg.

Großbritannien Gedenkfeier Weltkrieg Poppies Mohnblumeninstallation
Bild: Ben Stansall/AFP/Getty Images

Ein 13-jähriger Schüler hat die letzte der insgesamt 888.246 Keramik-Mohnblumen am Dienstag (11.11.2014) "gepflanzt". Der ausgetrocknete Festungsgraben rund um das historische Londoner Wahrzeichen ist nun ausgefüllt mit einem Meer von künstlichen Mohnblumen - kleine Kunstwerke aus blutroter Keramik. Besucher aus aller Welt strömen jeden Tag zu dieser außergewöhnlichen Kunstinstallation, die mit zehntausenden von "poppies" (Mohnblumen) an die gefallenen Soldaten im Ersten Weltkrieg erinnern soll - als Symbol der blutgetränkten Erde in den Schlachten des Jahrhundertkrieges.

Touristischer Anziehungspunkt und Open-Air-Museum auf ZeitBild: Reuters/T. Melville

Ein Meer von blutroten Blumen

Mehr als vier Millionen Besucher haben das Kunstwerk in der Innenstadt von London inzwischen besichtigt, gaben die Organisatoren heute bekannt. Die Installation "Blutgetränkte Erde und ein Meer von Rot" ("Blood Swept Lands and Seas of Red") erinnert an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten aus Großbritannien oder einem der Commonwealth-Länder. Entwickelt und realisiert haben dieses Denkmal der britische Bühnen-Künstler Tom Piper und der Keramik-Künstler Paul Cummins.

Jede Blume wurde von Hand gefertigt und von Tausenden von freiwilligen Helfern ab August im ausgetrockneten Festungsgraben platziert. Jetzt nach dem Ende der Aktion werden die Kunstobjekte ausgegraben und für 25 Pfund (31 Euro) das Stück verkauft. Alle Exemplare haben bereits einen Käufer gefunden. Der Verkaufserlös geht an eine militärische Hilfsorganisation in Großbritannien. In der Kunstwelt wird diese Aktion als bahnbrechend gewertet.

Auch die britische Königin Queen Elisabeth II besuchte zusammen mit ihrem Mann die KunstinstallationBild: Getty Images/Chris Jackson/WPA Pool

Moderne Erinnerungskultur

Diese aktuelle Form der Gedenkkultur steht nach Ansicht der renommierten britischen Zeitung Financial Times für einen fundamentalen Wandel in der Erinnerungskultur, weg von klassischen Kriegsdenkmälern hin zum künstlerischen "Entertainment". Auch die Installationen des chinesischen Künstlers Ai Weiwei in der Tate Modern, der 2012 mit seiner Ausstellung "Sunflowers Seeds" - Millionen von Sonnenblumenkernen aus Porzellan - eine neue Form der Erinnerungskultur präsentiert hat, stehe für diesen Wandel.

Die "poppies" (Mohnblumen) werden als Kunstobjekte für einen guten Zweck verkauftBild: Getty Images/Chris Jackson/WPA Pool

In der britischen Presse wird die Londoner Kunstinstallation sehr unterschiedlich bewertet. Die Besucher sind dagegen begeistert. Der Künstler Paul Cummins selbst zeigte sich überrascht über den Erfolg seiner Aktion. Auch wenn die roten "poppies" bald schon abgebaut werden, sagte er im Interview mit der BBC, hätte die Erinnerung daran bleibenden Wert. "Nichts ist permanent. Auch der Krieg war nicht permanent, aber er überdauert in unserer Erinnerung. Davon kann jeder etwas mitnehmen."

hm/pg (dpa/art.de)

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