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Moldauische Zeitung: Wiedervereinigung Bessarabiens mit Rumänien ist kein Tabuthema mehr

25. Juni 2004

Chisinau, 24.6.2004, FLUX, rumän.

(...) Seit einiger Zeit untersuchen ernstzunehmende Experten die Möglichkeit, die Gebiete entlang der beiden Ufer des Dnjestr voneinander zu trennen und Bessarabien mit Rumänien wiederzuvereinigen. (....)

Heute ist die Idee der Wiedervereinigung (Bessarabiens mit Rumänien – MD) (...) aktueller als jemals seit 1991. Nicht zufällig haben zwei ehemalige rumänische Außenminister, Theodor Melescanu und Adrian Severin, auf einem von der (moldauischen – MD) Zeitung "Ziua" ("Der Tag" – MD) organisierten Seminar gesagt, dass die Wiedervereinigung Bessarabiens (mit Rumänien – MD) heute auf der Tagesordnung steht. Allerdings nicht so, wie sich das Belkovski vorstellt. (Der russische Politologe Stanislav Belkovski hatte vor kurzem vorgeschlagen, zur Lösung des Konflikts zwischen der Republik Moldau und Transnistrien solle Rumänien Transnistrien als eigenständige Entität anerkennen. Dafür soll im Gegenzug eventuell eine Vereinigung der Republik Moldau mit Rumänien möglich sein. – MD) Die wenigen Hindernisse, die einer Wiedervereinigung (Rumäniens mit Bessarabien – MD) angeblich im Weg stehen – Hindernisse, die ich vergangene Woche in Bukarest mit eigenen Ohren gehört habe und die jetzt in Chisinau wiederholt werden – das sind nur Scheinhindernisse.

Hier sind sie: Das erste angebliche Hindernis: Eine mögliche Wiedervereinigung Bessarabiens (mit Rumänien – MD) wäre eine für Rumänien nicht tragbare wirtschaftliche Belastung. Falsch. Rumänien hat keine Möglichkeit, sich mit dem Gebiet östlich des Flusses Pruth in Eigenregie wiederzuvereinigen. Das kann nur mit Zustimmung der Vereinigten Staaten und der Europäischen Union geschehen. Sollten die beiden Großmächte zu dem Schluss kommen, dass die Wiedervereinigung den Instabilitätsherd am Dnjestr beseitigt und die Lage in der Region normalisiert, dann würden sie auch in die Gesundung Bessarabiens investieren.

Das zweite angebliche Hindernis: Die Wiedervereinigung könnte die Chancen Rumäniens auf einen EU-Beitritt im Jahre 2007 zunichte machen. Irrtum. Sollte die Europäische Union zu dem Schluss kommen, dass die Wiedervereinigung positive politische Auswirkungen hätte, dann würde sie über wirtschaftlich Unbequemes hinwegsehen. So ist das doch beispielsweise auch im Fall Zypern gelaufen. Obwohl auf der Insel die separatistische türkische Republik für den Beitritt nicht vorbereitet war, sollte sie trotzdem in die Europäische Union aufgenommen werden. Was zählte, war der politische Faktor. Die Wiedervereinigung der Insel hätte eine Konfliktzone beseitigt. Auch im Falle Bessarabiens hätte der politische Faktor Priorität. (...)

Das dritte angebliche Hindernis: Die Trennung der beiden Ufer des Dnjestr voneinander (Trennung Bessarabiens von Transnistrien – MD) würde nach Ansicht mancher Beobachter einen gefährlichen politischen Präzedenzfall schaffen, da die Vereinbarungen von Helsinki über den Haufen geworfen würden. Das ist nicht wahr. Die Änderung von Grenzen ist möglich, wenn sie auf demokratischem Weg und mit Zustimmung aller interessierten Seiten erfolgt. Deutschland wurde wiedervereinigt und die Tschechoslowakei hat sich dem gegenüber einvernehmlich getrennt. Also ist die Wiedervereinigung Bessarabiens mit Rumänien kein Tabuthema mehr wie früher. Im Gegenteil. Sie ist die einzige normale und natürliche Lösung, die sich anbietet, sobald man feststellen wird, dass die Republik Moldau nicht aus der Sackgasse herauskommt, in der sie sich befindet. (me)