Die Woche beginnt mit einer totalen Mondfinsternis. Das sind doch mal gute Nachrichten für einen Montag, oder? Wir erklären, wo das seltene Phänomen wann zu sehen ist und wieso der Erdtrabant zum Blutmond wird.
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Die "Mondfinsternis" war 2018 im deutschsprachigen Raum der Top-Begriff unter den Google-Suchen. Auch bei den "Wo-Fragen" stand der Erdtrabant mit der Frage "Wo ist der Mond?" laut Google-Trends im vergangen Jahr an der Spitze. Grund für dieses enorme Interesse war wohl der "Super-Blutmond", den Tausende an einem lauen Juli-Abend am südöstlichen Himmel bestaunen konnten.
Ein halbes Jahr später, am 21. Januar - in anderen Teilen der Welt am Abend zuvor-, können wir uns schon wieder über solch ein Himmelsspektakel freuen. Die beste Sicht gibt es in Europa, in Nord- und Südamerika und in Westafrika. Zentral- und Ostafrika sowie Asien werden nur eine partielle Mondfinsternis erleben.
Wecker stellen! Mond beobachten!
Die totale Mondfinsternis ist nur etwas für europäische Frühaufsteher. In Deutschland ist sie gegen halb fünf morgens zu sehen. Bereits um 04:34 Uhr tritt der Mond in den Kernschatten der Erde, die Totalität dauert ungefähr eine Stunde von 05:41 Uhr bis 06:43 Uhr, die maximale Verfinsterung ist um 06:12 Uhr. Kurz vor Sonnenaufgang verlässt der Mond um 07:51 Uhr den Kernschatten wieder. Wenn das Wetter mitspielt, ist das Himmelsphänomen diesmal im Westen zu sehen, der Erdtrabant wird bei der totalen Mondfinsternis gerade mal 16 Grad über dem Horizont stehen.Lesen sie mehr über Mond- und Sonnenfinsternisse: Diese Weltraumspektakel erwarten uns 2019
Aus dem vergangenen Juli wissen wir aber noch, dass sich das frühe Aufstehen lohnt: Das Sonnenlicht wird in der Erdatmosphäre gebrochen und die kurzwelligen blaue Lichtanteile werden so gestreut, dass sie den Mond nicht erreichen. Nur die langwelligen roten Strahlungen können die Atmosphäre durchdringen und den Mond so indirekt mit rotem Licht beleuchten. Von der Erde aus betrachtet leuchtet der Mond dann nicht wie sonst silbern, sondern kupferrot. Deshalb wird er auch als "Blutmond" bezeichnet. Die Farbintensität hängt dabei vor allem davon ab, wie viel Feuchtigkeit, Staub oder andere feine Partikel sich in der Erdatmosphäre befinden.
Der Mond erscheint außerdem größer als sonst. Diese optische Täuschung entsteht, weil der Mond der Erde mit "nur" 357.340 Kilometern in dieser Nacht besonders nahe ist und weil der Mond knapp über dem Horizont – ähnlich wie beim Sonnenauf- oder -untergang – generell größer wirkt.
Wie oft ist eine Mondfinsternis zu sehen?
Etwa zweieinhalb Mal pro Jahr streift der Mond den Kernschatten der Erde und damit ereignet sich eine Mondfinsternis. Aber nicht immer kommt es dabei zu einer totalen Mondfinsternis. Denn bei einer totalen Mondfinsternis durchquert der Mond bei Vollmond den Erdschatten und befindet sich dabei vollständig im Kernschatten.
In Deutschland lässt sich am 16. Juli eine partielle Mondfinsternis in der ersten Nachthälfte beobachten. Die totale Sonnenfinsternis am 2. Juli ist allerdings nur in Südamerika zu sehen, und eine ringförmige Sonnenfinsternis am 26. Dezember ist nur in Asien zu beobachten.
Die nächste totale Mondfinsternis über Deutschland wird es im Mai 2022 geben. Allerdings geht der Mond während der Totalität unter und ist deshalb nicht zu sehen. Erst am 31. Dezember 2028 wird es hierzulande wieder eine komplette Mondfinsternis geben.
Mythos Mond
Nicht erst seit der Mondlandung durch Neil Armstrong vor 50 Jahren fasziniert und inspiriert der Mond die Menschheit. Sein Einfluss auf unsere Kultur reicht Jahrtausende zurück.
Bild: Imago
Mediales Jahrhundertereignis
Mit der ersten bemannten Mondlandung am 20. Juli 1969 hätte der Mond seine letzten Geheimnisse und damit auch seine Anziehungskraft verlieren können. Plötzlich liefen Menschen - wie hier im Bild Astronaut Buzz Aldrin - auf dem Sehnsuchtsort herum und machten Fotos. Die Wissenschaft, so schien es, hatte den Erdtrabanten endgültig für sich erobert.
Bild: Getty Images/Nasa
Religiöse Symbolik und Astronomie
Schon in der Frühzeit wurde den Kräften des Mondes gehuldigt, sein Zu- und Abnehmen mit den Tätigkeiten des Menschen in Verbindung gebracht. Die Zeit wurde in Monden statt in Tagen und römischen Monaten gerechnet. Die Himmelsscheibe von Nebra, 1999 in Sachsen-Anhalt gefunden, steht für beide Aspekte: frühe Astronomie und Spiritualität. Ihr Alter wird auf 3700 bis 4100 Jahre geschätzt.
Bild: picture-alliance/dpa
Faszination Blutmond
Bei einer totalen Mondfinsternis färbt sich der Mond im Schatten der Erde blutrot - ein Phänomen, das Sternengucker zuletzt im Januar beobachten konnten - wie zum Beispiel hier in Köln über der Domspitze (Bild). Seit Urzeiten gilt der Erdtrabant als geheimnisvoll und magisch.
Bild: Reuters/T. Schmuelgen
Mit Bedeutung aufgeladen
In der bildenden Kunst stand der Mond über die Jahrhunderte für viele verschiedene Dinge: für die Unschuld, die Jungfrau Maria, für weibliche Sexualität. Die Hochphase der Beschäftigung mit dem Mond war die Romantik. Die Künstler wollten dem Mond seine Magie zurückgeben. Hier im Bild: Caspar David Friedrichs "Zwei Männer in Betrachtung des Mondes" aus dem Jahr 1820.
Bild: picture alliance/Heritage Images/Fine Art Images
Muse der Dichter
In der Literatur spielt der Mond seit jeher eine große Rolle. Vor allem die Lyrik bedient sich des Erdtrabanten. Er steht zumeist für Melancholie und Sehnsucht – oder aber für Trost, so wie in Johann Wolfgang von Goethes Gedicht "An den Mond". Im ersten Vers des Gedichts heißt es: "Füllest wieder Busch und Tal still mit Nebelglanz, lösest endlich auch einmal meine Seele ganz."
Bild: picture-alliance/dpa/U. Edelmann/Städel Museum/ARTOTHEK/The British Museum(Ausschnitt)
Den Mond anheulen
Der Mond regt nicht nur Käuzchen und Wölfe zum Singen an, auch der Mensch besingt seit Urzeiten den Himmelskörper. Berühmte Beispiele aus der Neuzeit sind Matthias Claudius' Abendlied ("Der Mond ist aufgegangen"), Glenn Millers "Moonlight Serenade", Elvis Presleys "Blue Moon" oder Pink Floyds Album "The Dark Side Of The Moon".
Bild: picture alliance/AP Images
Horror und Romantik
Mark Twain sagte einmal: "Jeder Mensch ist wie ein Mond. Er hat eine dunkle Seite, die er niemandem zeigt." Seit der Antike gibt es Sagen um Menschen, die sich bei Vollmond in Wölfe verwandeln. Das Kino nimmt immer wieder Bezug auf den Werwolf-Mythos. Hier ein Bild aus "Der Wolfsmensch" von 1941. Doch auch in Liebeskomödien wie dem US-Film "Mondsüchtig" (1987) spielt der Mond eine große Rolle.
Bild: picture alliance/United Archives/IFTN
Ungebrochene Anziehungskraft
Doch die Faszination des Mondes hat durch seine Eroberung nicht abgenommen. 2013 riefen der chinesische Künstler Ai Weiwei und sein dänischer Kollege Ólafur Elíasson ihr Projekt "Moon" ins Leben: Auf www.moonmoonmoonmoon.com kann sich jeder mit einer Zeichnung auf dem Mond verewigen. "Seht den Mond gemeinsam wachsen, während andere auch nach ihm greifen", heißt es bei Weiwei und Elíasson.