Monika Staab gilt als Pionierin im Frauenfußball. Die weit gereiste 62-Jährige wird nun neue Nationaltrainerin in Saudi Arabien. Sie will dabei helfen in dem muslimischen Land eine Struktur aufzubauen, sagt sie der DW.
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Der Elan und die Vorfreude stehen Monika Staab ins Gesicht geschrieben. Sie hat eine neue Mission. Und dieser hat sie sich wieder voll verschrieben. Ab dem 1. September ist sie die neue und damit die erste Trainerin der Frauenfußball-Nationalmannschaft von Saudi Arabien - einem Land, das erst vor kurzem seinen Frauen das Autofahren, einen Stadionbesuch und auch das aktive Spielen erlaubt hat. "Ich bin sehr aufgeregt und freue mich darauf", sagt Staab der DW.
An dieser gesellschaftlichen Öffnung, dieser Wende, will sie mitwirken. Im vergangenen November startete im islamisch-konservativen Königreich eine Frauen-Fußballliga. "Ich war hocherfreut und überrascht, als ich davon hörte, dass in Saudi-Arabien Frauenfußball erlaubt wurde", sagt Staab. "Das war ein historischer Moment."
Sie bekam einen Anruf aus Saudi Arabien, wurde gefragt, ob sie sich vorstellen könne, eine gewichtige Aufgabe beim Aufbau zu übernehmen. Dann nahm die Sache schnell Fahrt auf. "Ich habe mich mit den Leuten vom Verband unterhalten, war dort auch vor Ort und hatte den Eindruck, dass sie die Sache sehr ernst nehmen. Ich habe sie gefragt, was geht und was nicht geht“, sagt sie.
Internationale Erfahrungen
Fakt ist: Die 62-Jährige muss Pionierarbeit leisten. Aber damit kennt sie sich bestens aus. "Es geht nicht nur darum, mit der Nationalmannschaft gute Ergebnisse zu erreichen", sagt sie. Staab muss von der Graswurzel an beginnen, Strukturen aufzubauen: "Die Verantwortlichen wissen, dass sie eine Strategie haben müssen, einen Plan. Ich habe mich in den Gesprächen davon überzeugt, dass der saudi-arabische Verband es ernst meint. Sie haben ihre Hausaufgaben gemacht."
Staab war einst selbst in der Frauen-Bundesliga aktiv und später als Trainerin und Funktionärin beim Deutschten Fußball-Bund und dem Weltverband FIFA tätig, um den Frauenfußball voranzubringen. Sie mag die Herausforderungen, das Abenteuer. Staab war in den letzten 14 Jahren dienstlich in über 80 Ländern, darunter Nordkorea, Pakistan, Iran. Sie hat schon einige Erfahrungen in muslimischen Ländern als Trainerin gesammelt. Im Jahr 2007 arbeitete sie für einige Monate beim Frauen-Nationalteam in Bahrain, von 2013 bis Ende 2014 im Emirat Katar. "Ich werde aber nicht nur fürs Nationalteam zuständig sein, sondern werde auch Trainerinnen ausbilden. Die sind dort ausdrücklich erwünscht", sagt Staab. "Ich möchte dort ein Vermächtnis hinterlassen, eine Nachhaltigkeit. Wenn ich mal weg bin, muss es so weitergehen."
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Viel Überzeugungsarbeit notwendig
Es geht darum, die jungen Mädchen für den Sport zu begeistern, Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen, damit die Kinder möglichst früh, möglichst gut ausgebildet werden. "Wir werden eine Struktur in fünf Jahren aufbauen, nicht von einem zum anderen Tag. Wir müssen dabei schauen, dass unsere Strategie auch von der Gesellschaft akzeptiert wird, mit all ihren Gewohnheiten und ihrer Mentalität. Ich weiß, dass dieses Thema sehr sensibel zu behandeln ist."
Denn die Gepflogenheiten in konservativ-muslimischen Ländern sind anders als in westlichen Nationen. Allerdings musste auch hierzulande eine gewisse Akzeptanz erst einmal hergestellt werden. Auch in Deutschland war einst ein grundlegendes Umdenken vonnöten. "Es gibt Leute die sagen, dass Frauen die Fußball spielen nicht schwanger werden können oder Schäden davon tragen. Aber: So etwas hatten wir vor 50 Jahren in Deutschland auch. Da war es Frauen auch nicht erlaubt, zu spielen. Dabei wollen auch Frauen nur Spaß am Fußball haben. Das müssen wir vermitteln und wir müssen überzeugen, dass es völlig ungefährlich ist. Das vereinigt auch die Gesellschaft“, sagt Staab.
Sie geht mit viel Dynamik und ohne Bedenken nach Saudi Arabien. Auch weil sie schon in so vielen Krisengebieten auf dieser Welt war. "Ich habe keine Angst. Ich war in so vielen Ländern wo es Gefahren gab. Ich will meinen Job machen", sagt Staab. "Wenn ich Angst hätte, könnte ich den Job nicht machen."
Vor allem einen Wunsch hat Staab für die aufregende Zeit, die nun auf sie zukommt. "Ich will, dass Frauenfußball in Saudi Arabien existiert, auch wenn es ein arabisches Land ist. Auch wenn der Fußball sehr männlich dominiert ist. Der Verband will dort etwas erreichen - und ich will dabei helfen."
Pionierinnen des Sports
Frauen, die gleichberechtigt mit Männern ihren Sport ausüben - das war und ist nicht selbstverständlich. Es gibt einige Vorkämpferinnen, die in Männerdomänen eindringen - nachhaltig ist ihr Erfolg aber nicht immer.
Bild: Imago Images/Sven Simon
Sport nur für Männer?
Dass sportlicher Wettbewerb nur etwas für das männliche Geschlecht sein soll, damit will sich Alice Milliat nicht abfinden. Die 1884 geborene Französin spielt Hockey, rudert und fährt Autorennen. 1917 gehört sie zu den Begründerinnen des französischen Frauensportverbands FSFSF und des Internationalen Frauensportverband FSFI, der 1921 die ersten Frauen-Weltspiele veranstaltet.
Bild: akg images/picture alliance
Publikumsliebling
Die Radsportlerin Alfonsina Strada schreibt sich 1924 als Alfonsin Strada beim Giro d'Italia ein. Die Veranstalter halten sie für einen Mann. Als die Wahrheit herauskommt, darf sie dennoch starten. Sie scheidet nach einigen Etappen wegen Zeitüberschreitung aus, bleibt aber im Feld, weil das Publikum sie so liebt. Sie ist die einzige Frau, die je bei einer großen Rundfahrt bei den Männern startete.
Bild: Imago Images/Leemage
Als "Pilota" in die Königsklasse
Maria Teresa de Filippis ist Ende der 50er-Jahre die erste Frau in einem Formel-1-Boliden. Die Italienerin findet 1948 als 22-Jährige zum Rennsport. Maserati verpflichtet sie als Werksfahrerin. Daraufhin nimmt sie 1958 an einigen Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft teil, die heute als Formel 1 bezeichnet wird. Als ein Jahr später ein enger Freund tödlich verunglückt, beendet sie ihre Karriere.
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Gegen jeden Widerstand
Obwohl der erboste Renn-Direktor des Boston Marathon (2.v.r.) versucht, ihr die Startnummer zu entreißen, läuft Kathrine Switzer 1967 als erste Frau bei einem Marathon mit und beendet ihn auch erfolgreich. Sie hatte sich heimlich angemeldet. Die längste erlaubte Frauen-Distanz sind damals die 800 Meter. Einige Jahre nach Switzers Coup werden Frauen auch offiziell bei Langstreckenrennen zugelassen.
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Keine Unterschiede
Anfang der 1970er-Jahre kämpft Billie Jean King dafür, dass männliche und weibliche Tennisprofis gleiche Preisgelder erhalten. Aus Protest gründet die zwölfmalige Grand-Slam-Gewinnerin mit anderen Spielerinnen eine eigene Turnierserie, aus der später die Women's Tennis Association WTA entsteht. 1973 haben King und Co. Erfolg: Bei den US Open sind die Siegprämien für Frauen und Männern gleich.
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Recht aufs Fliegen
Bis Anfang der 1990er-Jahre ist Frauen-Skispringen vom Weltverband nicht zugelassen. Eva Ganster kann sich nur als Vorspringerin bei den Männern zeigen. 1997 springt die Österreicherin als erste Frau von einer Skiflugschanze. Gansters Vorarbeit wirkt: Seit 2011 gibt es einen Frauen-Weltcup, 2014 ist ihre Sportart erstmals olympisch. Wunschziel ist eine eigene Vierschanzentournee.
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Sehr oft "die Erste"
2003 übernimmt Meredith Michaels-Beerbaum als erste und bisher einzige Frau die Führung in der Weltrangliste der Springreiter. Sie ist auch die erste Frau in der deutschen Equipe bei einem großen Championat und stößt damit Türen auf für jüngere Reiterinnen. "Als ich nach Deutschland kam, war sehr deutlich, dass Frauen in meinem Sport zweitrangig sind", sagt die gebürtige US-Amerikanerin später.
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Respektiert an der Pfeife
Die Schweizerin Nicole Petignat ist 2003 die erste Frau, die ein Fußball-Europapokalspiel der Männer leitet: die UEFA-Cup-Qualifikation zwischen AIK Solna und Fylkir Reykjavik. Petignat pfeift außerdem Erstligaspiele der Männer in der Schweiz und in Österreich. Hauptsächlich wird sie aber bei Frauen-Spielen eingesetzt. Höhepunkte sind das EM-Finale 2001 und das WM-Endspiel 1999.
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Anerkannte Autorität
Bis eine Frau auch ein WM-Spiel der Männer leitet, dauert es allerdings mehr als zwei Jahrzehnte. Stéphanie Frappart wird bei der WM in Katar von der FIFA in der Partie zwischen Deutschland und Costa Rica eingesetzt. Die Französin hat zuvor bereits in der Nations League, der Champions League sowie der EM- und WM-Qualifikation Männerspiele gepfiffen. Sie bleibt aber eine absolute Ausnahme.
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First Down!
Erstmals in der Geschichte des Super Bowl gehört 2021 mit Sarah Thomas eine Frau zur Schiedsrichter-Crew im Finale der American-Football-Liga NFL. Sie setzt sich damit gegen viele Vorurteile durch. "Kollegen, Trainer und Spieler sehen mich mittlerweile einfach als Offizielle. So will ich es haben", sagt Thomas. "Ich habe nie zugelassen, dass mein Geschlecht Ausrede oder Vorwand für Menschen ist."
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"Nicht menschlich"
"Ich fühle mich im Moment weder weiblich noch männlich oder gar menschlich", sagt Rachael Blackmore nach ihrem Sieg im Grand National. Die 31-jährige Irin hat auf ihrem Pferd Minella Times soeben Sportgeschichte geschrieben: Als erste Frau gewinnt sie das härteste Hindernis-Galopprennen der Welt, das seit 1839 ausgetragen wird. Die erste Frau überhaupt im Grand National ist 1977 Charlotte Brew.
Bild: Tim Goode/empics/picture alliance
Durch die Wüste
Hitze, Staub, unwegsames Gelände und die zahlreiche männliche Konkurrenz - all das macht Rallyepilotin Jutta Kleinschmidt nichts aus, als sie 2001 als erste Frau die Rallye Dakar gewinnt. Nach dem Sieg wird sie in Deutschland auch zur "Sportlerin des Jahres" gewählt. Die gelernte Diplom-Ingenieurin nimmt insgesamt 18 Mal an der härtesten Rallye der Welt teil, außerdem an etlichen anderen Rennen.
Bild: picture alliance/dpa
Schnellste auf zwei Rädern
Die deutsche Motorrad-Rennfahrerin Katja Poensgen ist eine der wenigen Frauen, die in der WM starten. Einige von ihnen schaffen es in der Moto3-Serie, die bis 125 ccm geht, in die Punkte, allerdings ist Poensgen die Einzige, die in der 250-ccm-Klasse unter den besten 15 landet. 2001 und 2003 tritt sie auf einer Honda-Maschine an und fährt insgesamt 25 WM-Rennen.
Bild: Sven Simon/picture alliance
Treffsicher
Als im Dezember 2019 ihr letzter Dart im Ziel landet, steht der "Ally Pally" in London Kopf. Zum ersten Mal hat eine Frau ein Duell bei der Darts-WM gewonnen. Fallon Sherrock, eine Friseurin aus England, schreibt damit in der ersten Runde Dart-Geschichte und scheitert nach einem weiteren Sieg erst in Runde drei.
Bild: Getty Images/J. Mansfield
Frauen stark machen
Eine echte Pionierin ist die deutsche Fußballtrainerin Monika Staab. Seit Jahren ist Staab als Fußball-Entwicklungshelferin in der Welt unterwegs und veranstaltet Trainingsprogramme für Frauen und Mädchen - besonders in Ländern, in denen Frauenrechte keine große Rolle spielen. "Positives Feedback im Sport stärkt das Selbstbewusstsein", sagt sie. "Das brauchst du, um durchs Leben zu gehen."
Bild: FAYEZ NURELDINE/AFP
Männer besser machen
Als Corinne Diacre 2014 als Trainerin bei Frankreichs Zweitligist Clermont Foot anfängt, dauert es nicht lange, bis sie ihre Kritiker überzeugt. Die Ex-Nationalspielerin ist damals die erste Frau, die ein Männer-Profi-Team coacht. Sie bleibt drei erfolgreiche Jahre im Amt. Allerdings ist Diacre eine seltene Ausnahme. Auch viele erfolgreiche Frauenteams werden nach wie vor von Männern trainiert.
Bild: picture-alliance/dpa
Klarer Sieg gegen die Männer
Mit neun Schlägen Vorsprung verweist die Schwedin Linn Grant beim Scandinavian-Mixed-Turnier die - auch männliche - Konkurrenz in die Schranken. Als erste Frau gewinnt sie ein offizielles Golf-Turnier der DP World Tour. "Ich hatte die ganze Woche das Gefühl, dass die Frauen gegen die Männer spielen und wer auch immer diesen Pokal holt, das entsprechende Feld repräsentiert", sagt sie.