Montenegro setzt auf Auslandsinvestitionen
10. August 2006In Montenegro gibt es derzeit 1.700 Investoren. Schätzungen zufolge soll es 2010 ein Drittel mehr sein. Allein letztes Jahr beliefen sich die Auslandsinvestitionen auf 382 Millionen, was 23 Prozent des Bruttosozialprodukts oder 615 Euro pro Kopf der Bevölkerung entsprochen habe, sagen Experten in Podgorica. Dies habe zu einem bedeutenden Anstieg des Bruttoinlandsprodukts und zur Senkung der Arbeitslosenquote geführt.
Premier optimistisch
Montenegros Premier Milo Djukanovic bekräftigt, dass es im Interesse von Montenegro sei, die Investitionen in die Wirtschaftsentwicklung zu erhöhen. Daher sei man auch dabei Schritte zu unternehmen, um alle Hindernisse für ein aufstrebendes Unternehmertum zu beseitigen. "Auf diesem Weg sind wir sehr weit gekommen. Nach Einschätzung wichtiger internationaler Organisationen ist Montenegro das Land in der Region, in dem es am einfachsten ist, ein Unternehmen zu gründen und aufzubauen. Das heißt, es sind die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass jeder, der hier ein Unternehmen gründen möchte, dies auch in Rekordzeit im Vergleich zu den übrigen Ländern in dieser Region tun kann."
Hohe Korruptionsrate
Djukanovic hat Recht, wenn er sagt, dass das Verfahren für die Registrierung von Unternehmen bedeutend vereinfacht wurde. So lässt sich tatsächlich die gesamte Anmeldeprozedur für eine neue Firma innerhalb weniger Tage vollziehen. Montenegro zählt aber noch immer zu den Ländern, die im internationalen Vergleich für Investoren als unsicher gelten. Allem voran wegen der hohen Korruptionsrate von 2,9 Prozent, wodurch es sich Transparency International zufolge zu Mosambik, Madagaskar, Algerien und Argentinien gesellt. Eine höhere Korruptionsrate als Montenegro hat in Südosteuropa nur Mazedonien.
Mangelnder Urheberschutz
Des Weiteren sind Urheberrechte in Montenegro kaum geschützt. Unter den Ländern in der Region rangiert Urheberschutz in Montenegro weit hinten. Dies ist insbesondere von Nachteil, wenn Montenegro zu einem Dienstleistungszentrum in Südosteuropa werden will, wie es die Regierung in Podgorica beabsichtigt.
Ungünstige Wirtschaftsstruktur
Der jüngste Staat auf dem so genannten alten Kontinent muss also noch zahlreiche Hindernisse beiseite räumen, wenn er weitere Investoren anlocken will. So ist die Infrastruktur schlecht, das Territorium ist klein, die Kaufkraft der Einwohner gering, die Steuern sind hoch, den Institutionen mangelt es an Transparenz und es herrscht Mangel an Fachleuten. Daher beschränken sich Auslandsinvestitionen vornehmlich auf den Kauf von montenegrinischen Unternehmen, Investitionen in die Wirtschaftsentwicklung waren dagegen gering.
Zudem ist die Struktur der montenegrinischen Wirtschaft sehr ungünstig, weil es außer dem Tourismus keinen anderen Wirtschaftszweig gibt, der den Montenegrinern einen besseren Lebensstandard bringen und die schnelle Entwicklung der Wirtschaft gewährleisten könnte. Aus diesen Gründen bewegt sich die jährliche Wachstumsrate in Montenegro bei fünf Prozent. Bleibt es dabei, wird das Land erst im Jahr 2020 das Bruttosozialprodukt wieder erreichen können, das es im entfernten Jahr 1989 hatte.
Mustafa Canka, Ulcinj
DW-RADIO/Serbisch, 7.8.2006, Fokus Ost-Südost